Die Welt ist in 24 Zeitzonen unterteilt, elf davon liegen in Russland. Mehr Zeitzonen hat kein anderes Land (wenn die Übersee-Kolonien einiger Staaten nicht mitgezählt werden). Wenn der Osten Russlands noch mitten in der Arbeit steckt, schläft der Westen des Landes schon tief und fest. Die zweitmeisten Zeitzonen, sechs, teilen sich die USA und Kanada.
Stellen Sie sich vor, es ist noch keine 150 Jahre her, dass es auf der Welt noch gar keine Zeitzonen gab. In den Städten gab es die sogenannte örtliche Sonnenzeit. Mittag war, wenn die Sonne im Zenit stand. Mit dem Aufkommen von Eisenbahn entstand auch die Notwendigkeit, die Zeit mit anderen Orten anzugleichen. Daher wurden Zeitzonen eingeführt, zunächst in Großbritannien, den USA und Kanada, später dann in anderen Ländern. Zunächst gab es die Greenwich Mean Time (zu Deutsch: mittlere Zeit von Greenwich), also die Zeit in London, als Weltzeit, die aber in den 1970er Jahren von der etwas genaueren koordinierten Weltzeit, kurz UTC, abgelöst wurde.
Im russischen Reich galt für alle Richtungen einer Straße die Sankt Petersburger Zeit. Offiziell übernahm Russland das Zeitzonensystem erst nach der bolschewistischen Revolution. 1919 wurde das Land in elf Zeitzonen unterteilt. Ihre Grenzen verliefen entlang von Straßen und Flüssen. In der Folge wurden diese Grenzen mehrfach geändert, um sie in Übereinstimmung mit den Verwaltungsgrenzen zu bringen.
Wenn Sie jetzt glauben, die Geschichte der Zeitzonen endete mit dem Untergang der UdSSR, liegen Sie falsch. 2009 beschloss Russland die Zahl der Zeitzonen von elf auf neun zu reduzieren, aber schon 2014 wurde diese Entscheidung wieder rückgängig gemacht. Darüber hinaus zogen einige Regionen innerhalb verschiedener Zeitzonen um. Jakutien zum Beispiel hat inzwischen drei Zeitzonen (UTC +9, +10, +11). Zur Vereinfachung beziehen sich Russen häufig nicht auf UTC sondern auf die Uhrzeit in Moskau. Sie bezeichnen ihre Zeitzonen dann als MSK +1 usw.
1917 wurde in Russland erstmals die Sommerzeit eingeführt. Die war der örtlichen Sonnenzeit eine Stunde voraus. Vier Jahre später wurde die Idee zwischen Sommer- und Winterzeit zu wechseln wieder aufgegeben. 1930 wurden die Uhren erneut eine Stunde vorgestellt, das nannte sich Dekret-Zeit. Dieses System behielt man fünfzig Jahre lang, bis 1981, bei. Dann entschied man sich erneut für die Einführung von Sommer- und Winterzeit. Im Jahr 2011 reagierte die russische Regierung auf die Kritik der Russen, die es schwierig fanden, sich an die Zeitumstellung zu gewöhnen. Einige sahen darin sogar eine Gefahr für ihre Gesundheit. Die Zeitumstellung wurde abgeschafft.
Als Folge hinkte die geografische Zeit in einigen Regionen eine bis zwei Stunden hinterher. Das lag daran, dass die „falsche” Sommerzeit zugrunde gelegt worden war. Die Regierung wurde mit Beschwerden überhäuft von Menschen, die klagten, dass der russische Winter dadurch noch extra lang und dunkel würde und sie nicht damit zurechtkämen. Also wurden die russischen Uhren im Jahr 2014 auf Anordnung der Regierung eine Stunde zurückgestellt und dabei blieb es. Seit fünf Jahren gilt in Russland dauerhaft Winterzeit.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!