Baubeginn: 2007
Aktueller Status: Wiederaufnahme des Projekts geplant
2018 waren die Moskauer ziemlich überrascht, als der Yandex-Navigator ihnen mitten in der Stadt, dicht am Bahnhof Pawelezki, einen See anzeigte (rus). Der Algorithmus hatte eine riesige Baugrube, die sich nach heftigen Regenfällen in ein schlammiges Gewässer verwandelt hatte, falsch erkannt und zeigte sie künftig als See an.
Zehn Jahre zuvor wurde der Baugrund von dem kasachischen Geschäftsmann Muchtar Abljasow gekauft, um dort ein riesiges unterirdisches Einkaufszentrum zu errichten (rus). Als wenig später ein Strafverfahren gegen ihn eröffnet wurde, geriet die Umsetzung des Projekts ins Wanken und wurde vorerst auf Eis gelegt.
“Es ist ein ernsthaftes Problem, dass einer der wichtigsten Plätze der Stadt in einem so schlechten Zustand ist“, sagte Moskaus Chefarchitekt Sergej Kusnezow 2017. Inzwischen sind alle rechtlichen Fragen geklärt und das Projekt bekam neue Bauleiter. Diese planen, es bis 2020 fertigzustellen, sodass der Pawelezkaja-See bald wieder von der Karte verschwindet.
Baubeginn: 2006
Aktueller Status: Wiederaufbau des Projekts geplant
Ein anderes ehrgeiziges Vorhaben Abljasows war es, auf dem Poklonnaja-Hügel im westlichen Teil Moskaus, Osteuropas größtes Aquarium sowie ein Hotel zu errichten. Auch dieses Projekt wurde während Abljasows Strafverfahren gestoppt. Zu diesem Zeitpunkt waren lediglich zehn Prozent fertiggestellt.
Als Russland (wie der Rest der Welt) 2008 von der Finanzkrise getroffen wurde, war es zu kostenintensiv für andere Entwickler, das Projekt aufzukaufen. Ende des Jahres 2018 erlaubte die Moskauer Stadtverwaltung einem neuen Besitzer schließlich den Bau des Aquariums unter der Auflage, dass das Hotel durch einen Wohnkomplex (rus) ersetzt wird.
In dem Aquarium (rus) selbst sollen später zahlreiche Haie und andere Fische leben. Es soll für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
Baubeginn: 1991
Aktueller Status: In Bau
Der 22-stöckige, kristallförmige Zenit-Bürokomplex dominiert mit seiner auffälligen, blauen Farbe ein ganzes Stadtviertel im Südwesten Moskaus. Das Projekt wurde 1989 in Angriff genommen und ist damit älter als der postsowjetische russische Staat selbst. Damals war es noch Eigentum der Akademie für Volkswirtschaft. Später erreichte der Präsident der Akademie, Abel Aganbegjan, für den Bau ein Joint Venture mit der italienischen Firma Valany International.
Wie so oft ging der eigentliche Plan nicht auf. 1994 war das Gebäude zu 80 Prozent fertiggestellt, zeitgleich jedoch wurde das gesamte obere Management von Valany International in Italien wegen Korruption und Mafiabeziehungen verurteilt. Die Arbeit am Zenit-Projekt wurde unterbrochen.
Ein Vierteljahrhundert steht der hässliche, unfertige Wolkenkratzer nun in Moskau und gilt fast schon als Wahrzeichen der Stadt. Sein Inneres ist voll von rostendem Müll und das Spiegelglas an seiner Fassade verrottet nach und nach, wodurch der „blaue Zahn“ (so ein verbreiteter Spitzname für das Bauwerk) zunehmend zu einem Symbol des Niederganges wird. Es gab endlose rechtliche und finanzielle Konflikte das Gebäude betreffend, sowohl ein Abriss als auch eine Wiederaufnahme der Bauarbeiten scheinen jedoch zu teuer.
Abenteurer versuchen alles, um ins Innere des „blauen Zahns“ zu gelangen. 2008 kam ein junger Mann ums Leben, als er in einen Aufzugschacht stürzte.
2016 entschied die Moskauer Stadtregierung schließlich, das Projekt bis 2021 fertigzustellen (rus) und investierte 8,7 Milliarden Rubel (rund 120 Millionen Euro). Da das Spiegelglas inzwischen komplett entfernt wurde, sieht das Gebäude wie ein Skelett aus, aber es gibt Hoffnung, dass es bald in seinem eigentlichen Glanz erstrahlen kann.
Baubeginn: 1986
Aktueller Status: unklar
Seitdem der Rohbau des berühmt-berüchtigten Chowrino-Krankenhauses (begonnen 1980) im letzten Jahr abgerissen wurde, ist die Fernsehstation an der Schabolowka-Straße im Süden der Stadt Rekordhalterin in Sachen Bauzeit. Das vierzehnstöckige, triste Gebäude wurde noch zu Sowjetzeiten begonnen und sogar fast fertiggestellt. Bevor es dazu kommen konnte, ging der Regierung jedoch das Geld aus und der Bau wurde gestoppt.
Zunächst sollte die militärische Raumfahrteinheit das Gebäude übernehmen, doch in den 1990ern entschied man sich, es, wie auch das Nachbargebäude, zu einer Fernsehstation umzufunktionieren. Die finanziellen Probleme und Eigentumsstreitigkeiten wurden dadurch nicht geklärt.
Juristisch gesehen gehört das Gebäude heute zur Allrussischen Staatlichen Fernseh- und Radiogesellschaft (VGTRK), ist jedoch bis heute unfertig.
“Hier kann man nichts machen, außer aufs Dach zu gehen – der Blick ist spektakulär“, heißt es (rus) im Internet. Abenteurer lieben es, die vermüllten, leeren Etagen des Bauwerkes zu erkunden.
Heute ist das Gebäude jedoch streng bewacht und es ist schwierig, hineinzugelangen. Ansonsten hat sich die Situation nicht geändert. Der Bau könnte fortgesetzt werden, wenn VGTRK die Eigentumsfragen klärt, aber es ist unklar, wann und ob das je passieren wird.
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