Mathegenie Pawel Konoplew, starb in einer psychiatrischen Klinik
In den 1980ern berichteten die sowjetischen Zeitungen ausgiebig von einem ungewöhnlichen Jungen: Im Alter von drei Jahren löste er komplizierte Rechenaufgaben im Kopf. Mit fünf Jahren brachte er sich selbst mithilfe eines Lernheftes Klavierspielen bei. Mit sechs Jahren konnte er logarithmische Funktionen korrekt anwenden. Zwei Jahre später löste er ein physikalisches Problem zur Beleuchtung des Planeten Pluto – diese Aufgabe wurde normalerweise auf Physikolympiaden für Oberstufenschüler gestellt.
Der Name des Wunderkindes war Pawel Konoplew. Als der junge Moskauer sechs Jahre alt war, ließen seine Eltern einen IQ-Test bei einem Kinderpsychiater durchführen. Dieser fand heraus, dass Pawel einen IQ von 142 hatte. Zum Vergleich: Der IQ von Albert Einstein und Stephen Hawking wird auf 160 geschätzt.
All dies kam überraschend. Denn nach Pawels Geburt litt er unter einer Infektion und die Ärzte befürchteten, dass er eine geistige Behinderung davontragen könnte. Doch im selben Alter, in dem er Briefe an den Weihnachtsmann schrieb, konnte Pawel auch schon die Uni-Lehrbücher seiner Mutter lesen.
Mit 15 nahm Konoplew sein Studium an der Moskauer Staatsuniversität auf. Vier Jahre später wurde er in die Graduiertenschule aufgenommen, wo er mit anderen Akademikern an einer mathematischen Vorhersage der Zukunft arbeitete.
Obwohl er als kleiner Junge schwer gemobbt wurde, sahen Zeitgenossen ihn später als offenen und geselligen jungen Mann. Mit 18 Jahren kandidierte er zudem bei den ersten demokratischen Wahlen in Russland und wurde prompt zum jüngsten Mitglied der Bezirksversammlung.
Wenig später bekam Konoplew jedoch plötzlich emotionale Abstürze. Er wurde aggressiv, schnitt sich in sein Handgelenk und versuchte, sich umzubringen. Seine Eltern brachten ihn in eine psychiatrische Klinik. Der Grund für seine Verhaltensänderung wurde nie herausgefunden. Die starken Medikamente führten dazu, dass Pawel ein Blutgerinnsel bekam und im Alter von 29 Jahren starb, ohne die Klinik je wieder verlassen zu haben.
Poetin Nika Turbina, stürzte sich selbst aus dem Fenster
Nika Turbina veröffentlichte ihre erste selbstverfasste Gedichtsammlung im Jahre 1983. Damals war sie gerade einmal neun Jahre alt. Die Sammlung wurde in zwölf Sprachen veröffentlicht, insgesamt waren es etwa 30.000 Ausgaben. Im Alter von zehn Jahren wurde sie auf der Biennale von Venedig mit dem goldenen Löwen ausgezeichnet.
Ihre Gedichte waren dabei nicht kindlich. In ihrer Tiefsinnigkeit und Form ähnelten sie denen von Anna Achmatowa und Marina Zwetajewa. Nika begann bereits im Alter von vier Jahren mit dem Schreiben. Sie litt unter Asthma und konnte nachts oft nicht schlafen. Verwandte erinnern sich, dass sie in schlaflosen Nächten oft ihre Mutter oder Großmutter bat, die Zeilen niederzuschreiben. Sie behauptete, Gott hätte mit ihr gesprochen.
Nikas Talent verschaffte ihr weltweit Aufmerksamkeit. Sie reiste in die USA, wo sie sich mit Brodski traf. Schon damals rieten amerikanische Psychologen ihrer Familie, einen Spezialisten aufzusuchen, um Nika zu helfen, mit dem plötzlichen Ruhm umzugehen.
Tatsächlich bekam Nika im Alter von 16 Jahren psychische Probleme. Sie reiste in die Schweiz und ließ sich freiwillig in eine Psychiatrie in Lausanne einweisen. Dort verliebte sie sich in den renommierten italienischen Psychiater Giovanni Mastropaolo, damals 76 Jahre alt.
Er war gut ausgestattet, „sowohl in der Brieftasche, als auch in der Hose“, sagte (rus) sie in einem Interview. „Er fand es angenehm, mit mir zu leben. Ich war 16 und er konnte mit mir machen, was er wollte.“
Jedoch kamen die psychischen Tiefs in der Schweiz noch häufiger. Nur ein einziges Gedicht schrieb sie dort während ihres Aufenthaltes. „Ich konnte im Ausland nicht leben, vor allem nicht mit ihm. Er behandelte mich wie sein Eigentum und war extrem eifersüchtig“, erinnert sie sich. Ein Jahr später kehrte Nika nach Russland zurück. Sie begann zu trinken, war depressiv und versuchte, sich umzubringen. Ihre Poesie wurde ebenfalls zunehmend bemängelt. Ein Kritiker schrieb (rus) von „Erwachsenengedichten von einer nicht sehr talentierten Frau.“
Im Alter von 27 Jahren stürzte sich Nika Turbina aus einem Fenster.
2018 erschien ein Buch über Turbinas „wahres Leben“ mit Aussagen von Menschen, die sie kannten. Es behauptet unter anderem, dass ihre Mutter sie zum Schreiben zwang und die Gedichte „wie Zahnpasta aus einer Tube aus ihr rauspresste.“
Künstlerin Nadja Ruschewa, starb an einem Schlaganfall
„Ich sehe sie im Voraus. Sie erscheinen auf dem Papier wie Wasserzeichen und alles, was ich tun muss, ist mit Tinte darüber zu gehen. So beschrieb Nadja ihre Kunst. Sie machte alle Zeichnungen ohne Skizze und benutzte nie einen Radiergummi.
Nadja begann im Alter von fünf Jahren mit dem Zeichnen. In der fünften Klasse, 1964, hatte sie ihre erste Ausstellung. Ein paar Jahre später zeichnete sie Illustrationen für den neuerschienenen Roman „Der Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow.
Ruschewa hinterließ der Welt etwa 12.000 Zeichnungen, darunter Illustrationen für Kindermärchen und klassische russische Literatur von über 50 Autoren (z.B. für „Krieg und Frieden“ oder Puschkins Märchen). Sie malte viel und schnell. Während sie dem „Märchen von Zar Saltan“ zuhörte, erstellte sie 36 Zeichnungen.
Im Alter von 17 Jahren kam ihr Leben zu einem tragischen Ende. Als sie sich bückte, um ihren Schnürsenkel zu schließen, platzte ein Blutgefäß in ihrem Gehirn. Sie erlitt einen Schlaganfall. Später stellte sich heraus, dass sie eine unentdeckte, angeborene Gefäßkrankheit hatte.
1982 benannten sowjetische Astronomen einen Mikroplaneten nach ihr.