„Tabor”. – So nennen die Roma im Dorf Peri bei Sankt Petersburg ihre Siedlung. Die Ersten von ihnen kamen vor über dreißig Jahren aus Moldawien hierher. In der Gagarin-Straße hatten die lokalen Behörden ihnen Wohnraum zur Verfügung gestellt.
Kurz darauf zogen Familienmitglieder und deren Familien nach. Viele weitere Gebäude entstanden.
Inzwischen leben in Peri über 500 Roma-Familien. Das Leben ist hart, aber bunt und exotisch. Wie in einem Film des serbischen Regisseurs Kusturica.
Die wunderschönen Kleider der Frauen, die schwarzen, neugierigen Augen der Kinder, die Goldzähne der Männer und die silbernen Strähnen im Haar der älteren Roma-Frauen.
Sofort fallen einem die Gastfreundschaft und die Offenheit der jungen Hausfrauen auf. Mit ihren kleinen Kindern auf dem Arm öffnen sie die Türen ihrer Häuser. Obwohl die Probleme viel größer sind als in den russischen Nachbarsiedlungen, lächeln sie.
Die in Peri geborenen Roma haben die Heimat ihrer Vorfahren noch nie gesehen. Dennoch versuchen sie, die Traditionen der moldauischen Roma zu bewahren. Sie sprechen Moldawisch und tragen an ihrem Hochzeitstag rote Schleifen im Haar.
Bei den Roma ist es nach wie vor üblich, dass die Ehepartner von den Eltern ausgesucht werden. Hochzeiten werden komplett von den Verwandten des Bräutigams finanziert. Zudem zahlen sie ein – teils hohes - „Lösegeld“ an die Eltern der Braut.
Die Entfernung des Hochzeitskleides aus dem Haus des Bräutigams ist der feierlichste Moment.
Das ganze Dorf feiert, isst, trinkt und tanzt den ganzen Tag. Am Haus der jungen Familie wird eine rote Flagge, bei den Roma das Symbol für Hochzeit, angebracht.
Zunächst essen alle Gäste im Haus der Braut, bevor sie für die abendlichen Festlichkeiten ins Haus des Bräutigams weiterziehen. Obwohl der Tisch unter dem Gewicht von Champagner, Wein, Wodka und anderen Getränken ächzt, trinken die meisten Roma hier kaum Alkohol. Sie erheben ihre Gläser nur symbolisch auf die Gesundheit der frischgebackenen Eheleute und auf die Geburt vieler gemeinsamer Kinder.