Vom Weltuntergang, Gott und Satan: Fünf extremistische Sekten in Russland, die verboten sind

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In Russland sind viele religiöse Sekten verboten und gelten als extremistisch: von der terroristischen Aum-Sekte bis zu den Anhängern eines selbsternannten Kalifen, der in einer Datscha residiert.

Aum-Sekte

Shoko Asahara in Moskau, 1992

Eine Aktion, für die Ōmu Shinrikyō, eine japanische Sekte, die den Weltuntergang propagiert, internationale Bekanntheit erlangte, war der schreckliche Sarin-Anschlag in der Metro von Tokio im Jahr 1995, bei dem viele Menschen ums Leben kamen. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass es Ōmu Shinrikyō auch in Russland gab und die Sekte in den späten 80ern und frühen 90ern, vor dem Anschlag in Tokio, dort ebenso viele Anhänger hatte wie später in Japan.

Damals war die Sekte noch nicht verboten. Ōmu Shinrikyō war zu dieser Zeit eine respektable Organisation. Moskaus Bürgermeister Juri Luschkow begrüßte den Sektengründer Shoko Asahara sogar per Handschlag, als dieser 1992 Moskau besuchte. Laut „Ria Nowosti” hatte die Aum-Sekte in Russland rund 10 000 Anhänger und kaufte im Land Waffen für spätere Anschläge.

Russische Mitglieder der Sekte Ōmu Shinrikyō, März 1995

Nach dem Terroranschlag in Tokio und der Todesstrafe für Asahara und seine Gefolgsleute verbot ein russisches Gericht die Sekte. Doch erst 2016 wurde sie in die föderale Liste terroristischer Organisationen aufgenommen.

Zeugen Jehovas

Zeugen Jehovas auf einem Treffen in Rostow am Don

Bis 2017 gab es (rus) in Russland rund 160 000 Zeugen Jehovas. In diesem Jahr wurde diese christliche Bewegung verboten. Das Verbot kam unerwartet, da die Zeugen Jehovas bislang nicht durch Gewalt aufgefallen waren. Dennoch stufte der russische Oberste Gerichtshof die Organisation als extremistisch ein und untersagte alle Aktivitäten im Land.

Die Zeugen Jehovas unterscheiden sich von der Mehrheit der Christen. Sie glauben nicht an die Heilige Dreifaltigkeit und warten auf das bevorstehende Ende der Welt und den Beginn eines finalen Kampfes zwischen Gott und Satan. Sie leben nach strengen Regeln - zum Beispiel verbieten sie den Militärdienst oder Bluttransfusionen.

Doch für extremistisch hielt in Russland die Zeugen Jehovas kaum jemand, nicht einmal Präsident Wladimir Putin, der im Dezember eine gründlichere Untersuchung des Verbots forderte, das er als „Unsinn” bezeichnete (rus). Doch bislang wurde es nicht aufgehoben.

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Die Ynglinger

Alexander Hinewitsch

Neben weltbekannten Kulten mit hunderttausenden Anhängern gehören zu den extremistischen Organisationen Russlands auch sehr exotische Bewegungen wie die Ynglinger. Dieser neo-heidnische Kult wurde 1992 in der sibirischen Stadt Omsk von Alexander Hinewitsch gegründet, der sich früher viel mit Ufologie befasste.

Hinewitsch hat beim Schreiben seiner „Bibel“, der Slawisch-Arischen Veden, viel von seinem früheren Hobby übernommen. Im Buch werden die Vorstellung von Göttern, die aus dem Weltraum auf die Erde kamen, alte skandinavische Sagen (zum Beispiel glaubten die Anhänger von Hinewitsch, dass Asgard, die Stadt der Götter, dort lag, wo sich heute Omsk befindet), slawische Legenden und altbekannte rassistische Ressentiments gemischt. Die Rassentrennung wird propagiert, die „weiße Rasse“ gilt als überlegen.

Aus diesem Grund wurden die Ynglinger 2004 wegen Aufstachelung zum Hass verboten (rus). 2015 setzte der Oberste Gerichtshof die Slawisch-Arischen Veden auf die Liste extremistischer Literatur. Hinewitsch kommunizierte in den letzten 15 Jahren wohl häufiger mit der Polizei als mit kosmischen Kräften.

Nobilis Ordo Diaboli

Diese Organisation, dessen Name übersetzt „Der edle Orden des Teufels“ bedeutet, war eine winzige satanische Sekte aus Saransk (etwa 650 Kilometer östlich von Moskau), deren Gründer, der 25-jährige Alexander Kasakow, an der örtlichen Universität studierte. Kasakow war ein Teufelsanbeter und verführte die weiblichen Anhänger seines Kultes. Die Organisation hatte zwischen 30 und 50 Mitglieder und frönte satanischen Ritualen wie der Unterzeichnung von Seelenverkäuferverträgen mit Blut und Massenorgien. Sie war bis 2009 aktiv. Dann wurde Kasakow verhaftet und zu 20 Monaten Gefängnis verurteilt. So wurde der Teufel in Saransk ausgetrieben.  

Die Faisrachman-Bewegung

Viele islamistische Bewegungen sind in Russland als extremistisch eingestuft und verboten, aber die Faisrachman-Bewegung ist besonders extrem. Sein Gründer Faisrachman Satarow war früher ein Mufti in Tatarstan. In den 1980er Jahren proklamierte er sich als gesandter Allah-Rasuls und wandte sich vom traditionellen Islam ab. Er gründete seine eigene Bewegung, der einige Jahrzehnte später 64 Personen folgten. Sie lebten abgeschieden in einem Gebäude mit unterirdischen Räumen. Dies war Faisrachmans winziges „islamisches Kalifat".

Nach außen waren die Mitglieder der Bewegung friedlich, doch ihr Führer untersagte ihnen den Zugang zu Bildung und medizinscher Versorgung. Das Haus durften sie nicht verlassen. Die Kinder der Bewegung durften nur die Werke von Satarow und den Koran lesen. Nachdem die Behörden im Jahr 2012 Kenntnis von der Bewegung erlangten, holten sie 19 Kinder aus dem Haus, die medizinische Behandlung benötigten. Die anderen Anhänger Faisrachmans mussten das Haus ebenfalls verlassen. Vier Personen wurden wegen Kindesmisshandlung angeklagt und inhaftiert. Im Jahr 2013 verbot der Staat die Bewegung als extremistische Organisation.

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