Gewusst wie: So frieren Sie auch bei - 50 °C nicht (FOTOS)

Denis Koschewnikow/TASS
Die Einwohner der kältesten Regionen in Russland geben Kleidungstipps, damit Ihnen auch bei Minustemperaturen warm ist.

Man könnte meinen, dass Vorbild für die berühmte russische Schachtelpuppe Matrjoschka der Kleidungsstil der Bewohner Sibiriens und des russischen Fernen Ostens war. Dort nimmt man auch Temperaturen von - 30 °C noch gelassen. Und wenn es dann „richtig kalt“ wird, schützen viele Kleidungsschichten. Dabei vernachlässigen die Russen jedoch niemals das gepflegte Aussehen. 

Fashionistas mit blauen Ohren 

Kristina Kobeljowa ist Geografielehrerin. Sie ist von Krasnojarsk nach Norilsk gezogen und findet die Temperaturen dort wegen der niedrigeren Luftfeuchtigkeit wesentlich angenehmer. In beiden Städten liegt die Durchschnittstemperatur im Winter bei 30-35 °C unter dem Nullpunkt.

„In Norilsk kühlen bei - 40 °C nur exponierte Körperteile aus: die Hände, wenn Sie keine Handschuhe tragen und die Füße, wenn Sie lange auf einer Stelle stehen. Ansonsten spüren Sie die frostige Kälte nur bei starkem Wind. In Krasnojarsk waren dagegen - 10 °C gefühlt viel kälter.“ 

Kristina

Anders sieht das aus, wenn bei - 40 °C in Norilsk ein kräftiger Wind mit 20 bis 25 Metern pro Sekunde weht. Dann müssen Sie sich warm anziehen. „Hier trägt jeder entweder einen langen Pelz- oder Daunenmantel. Ich habe einen dicken, bodenlangen Daunenmantel mit einem Futter aus Sintepon. Darunter trage ich Thermowäsche und eine Fleecejacke. Da ich gerne Kleider trage, trage ich über den Strumpfhosen noch Thermoleggings.“ 

Ohne Handschuhe geht gar nichts: „Meine sind aus Nerzflusen und sehr engmaschig gestrickt.“  Die Stiefel haben dicke Sohlen und bestehen aus natürlichen Materialien wie Leder und Fell. 

Auch Kristina trägt im Winter fast immer Thermoleggings. Das gilt nach den Maßstäben von Norilsk nicht als „sich besonders warm anziehen“. Dennoch sieht man immer wieder sehr modebewusste Menschen, die auch „im Winter Sneaker tragen und die Hosen krempeln. Selbst bei - 35 °C verzichten Sie auf eine Kopfbedeckung. Sie haben von der Kälte blaue Ohren“, sagt Kristina. 

Ein Pelzmantel ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit 

Jakutien gilt als die kälteste Region Russlands: Hier liegen mit Oimjakon und Werchojansk die beiden Städte, die mit gemessenen Temperaturen von knapp - 70 °C den weltweiten Kälterekord halten. In der Hauptstadt Jakutsk beträgt die durchschnittliche Temperatur im Winter 40 bis 45 °C unter dem Nullpunkt. 

„Während ein Pelzmantel andernorts ein Luxus sein mag, ist er für uns hier mehr eine Notwendigkeit”, sagt Margarita Makarowa, Moderatorin des Fernsehsenders Sacha. In jüngster Zeit macht die russische Bekleidungsmarke Bask mit ihren sehr warmen Daunenjacken dem Pelzmantel Konkurrenz. Die Daunenjacken sind mit umgerechnet etwa 460 Euro auch deutlich günstiger. „Auf eine Pelzmütze verzichtet dagegen kaum jemand. Eine Strickmütze hält hier einfach nicht warm genug“, stellt Makarowa fest. An den Füßen tragen viele Menschen Mukluks, Stiefel aus Rentierfell.  „Es gibt viele verschiedene Modelle und die Frauen in Jakutien nutzen das. Auch Männer tragen Mukluks, nur in zurückhaltendem Design“, so Margarita Makarowa.  

Margarita

Viele Einheimische bedecken nicht nur den Kopf, sondern verhüllen sich auch das Gesicht. Ansonsten bekommen Sie das berühmte Jakutien-Make-up mit den Eiswimpern. Dafür reichen schon zehn Minuten ungeschützt in der Kälte.  

Margarita

Neben einem Pelzmantel und Pelzstiefeln sind mehrere Schichten Kleidung ein absolutes Muss, zum Beispiel Gamaschen aus Wolle und Kniewärmer, denn die Knie werden besonders schnell kalt. 

Viele tragen wattierte Hosen, obwohl es sehr schwer ist, darin elegant auszusehen. „Ein komplettes Winteroutfit ist daher nicht billig, aber es ist die einzige Möglichkeit, sich im eisigen Jakutien warm zu halten“, erklärt Makarowa. 

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Ein Schal bis zu den Augen und Filzstiefel 

Pewek in Tschukotka ist offiziell die nördlichste Stadt Russlands. Lange und kalte Winter werden von einem der stärksten Winde der Welt begleitet, dem Juschak. Die Einheimischen achten deshalb darauf, ihr Gesicht zu schützen. „Bei Kälte tragen wir immer einen dicken Schal, den wir bis zu den Augen ziehen, sonst gefriert das Gesicht“, berichtet Jewgenia, die vor einigen Jahren von Wladiwostok nach Pewek gezogen ist. 

Doch trotz der Kälte und des Windes wollen junge Frauen nicht auf gutes Aussehen und Schminke verzichten. „Alles friert und wenn die Augen tränen, ist das eine Katastrophe. Dann muss das Make-up erneuert werden, wenn man wieder drinnen ist“, sagt Jewgenia.

Von Designer-Schuhwerk rät sie dagegen ab und empfiehlt Filzstiefel, die es auch für Modebewusste gibt: „Ich habe hohe Filzstiefel in weiß mit Stickerei. Sie sind sehr schick, sehr schön und eignen sich auch für den hohen Norden.“  Sie können auch normale Stiefel tragen, aber dann sollten Sie sich nicht länger als 15 Minuten im Freien aufhalten. Die Sohle sollte dick sein und idealerweise aus mehreren Schichten bestehen.  

Jewgenia

Die Einwohner von Tschukotka bevorzugen Kleidung aus natürlichen Materialien: Rollkragenpullover aus Baumwolle, Wollpullover, Pelzmützen und bodenlange Naturpelzmäntel mit Kapuze. „Das tragen wir, wenn es sehr kalt ist. Bei -30 °C reicht ein Skianzug. Schulkindern ist das sowieso egal. Sie laufen ohne Mütze und knöchelfrei herum“, so Jewgenia. 

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