Die 35-jährige Anna Kikina wurde am 27. August 1984 in Nowosibirsk geboren. In der Schule war sie besonders im Sport hervorragend. 2005 absolvierte (rus) sie einen Lehrgang zur Ausbilderin in Erster Hilfe beim russischen Notfallministerium. Ein Jahr später schloss sie ihr ingenieurwissenschaftliches Studium an der Sibirischen Staatlichen Universität für Wassertransport in Nowosibirsk ab. Ihr Schwerpunkt war Schutz in Notfallsituationen. Im Jahr 2008 machte sie an derselben Hochschule noch einen Abschluss in Wirtschaft und Management (Transportindustrie).
Später arbeitete (rus) Anna als Moderatorin bei „Radio Sibirien“. In Ihrer Freizeit nahm sie an Multisport-Events und Wildwasser-Rafting-Wettbewerben teil. Sie erhielt den Titel „Meister des Sports“. Ein weiteres Hobby von Kikina ist Fallschirmspringen. 151 Absprünge hat sie bereits gemacht. Laut Online-Magazin „Lenta.ru“ (rus) liebt sie Bücher und Filme, insbesondere „Der Herr der Ringe“ und „Avatar“.
Als Anna 2012 davon hörte, dass Roskosmos Kosmonauten suchte, bewarb sie sich.
„Es war wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ich lebte ein ruhiges Leben, als ein Kollege beim Radiosender mir erzählte, dass Roskosmos ein neues Kosmonauten-Team zusammenstellen wollte. Scherzhaft sagte ich: ‚Klar, wir fliegen bald ins All.‘ Doch mir ging die Idee nicht mehr aus dem Kopf“, erinnert sich (rus) Kikina.
Das Auswahlverfahren dauerte etwa ein Jahr. In dieser Zeit wurde die Zahl der Bewerber auf 304 reduziert, darunter 43 Frauen. Unter den acht schließlich ausgewählten Kandidaten war Anna die einzige Frau.
Anna Kikina erhielt erst 2014 den Status einer Testkosmonautin. Seitdem bereitet sie sich auf ihren Weltraumflug vor. Einer der schwierigsten Tests war das SIRIUS-Isolationsexperiment im November 2017, das einen Flug zum Mond simulierte.
Am 27. Juni 2020 erschien (rus) auf dem offiziellen Twitter-Account von Roskosmos eine Meldung, dass Kikina in zwei Jahren als Mitglied einer russischen Crew zur ISS reisen würde. Der Kommandant des russischen Kosmonautenkorps, Oleg Kononenko, kündigte in der beliebten Talkshow „Urgant am Abend“ an, dass der Flug für Herbst 2022 geplant sei.
In einem Interview (rus) mit dem Magazin „Glamour“ erklärte Kikina, dass für Weltraum-Romantik keine Zeit bliebe.
„Start, Anflug und Andocken sind die entscheidenden Flugphasen. Es gibt keinen Raum für Emotionen. Erst nach dem Andocken an die ISS ist Gelegenheit für ein wenig Entspannung, um die Erde zu beobachten und zu realisieren, dass ein Traum wahr geworden ist“, so Anna.
Sie hofft, dass in Zukunft mehr Frauen dem russischen Kosmonautenkorps beitreten.
„Sicher, es ist nicht langweilig für mich in der Kosmonautengruppe, aber es wäre besser, wenn es mehr Frauen gäbe. Auf der Erde leben so viele Frauen und Männer, aber aus irgendeinem Grund gibt es nur eine einzige Frau hier. Ich hoffe und glaube, dass man zukünftig mehr Frauen auswählen wird. Das nächste Auswahlverfahren läuft bereits“, sagt (rus) Anna Kikina.
Die letzte russische Frau im All war Jelena Serowa, die von September 2014 bis März 2015 167 Tage an Bord der ISS verbrachte. Sie war die vierte Kosmonautin in der Geschichte der sowjetisch-russischen Raumfahrt.