Camping mit Bienen
Möchten Sie ein Wochenende in einer Imkerstation verbringen, inklusive einer Übernachtung in einem Haus voller Bienen? Diese ungewöhnliche Form der Erholung kam durch Alexander Jurkin nach Primorje. Seine Familie hatte eine Datscha im Dorf Tigrowoje. 2016 erhielt er durch das Landvergabe-Programm der russischen Regierung zehn Hektar und baute einen Bauernhof auf.
„Bisher sind die Besucher hier Freunde von uns oder wiederum Freunde unserer Freunde, die durch Mundpropaganda von uns erfahren haben“, erzählt Alexander. Sie können im Haus des Farmeigentümers oder in Zelten übernachten. Aber sie können auch eine Nacht in einem sogenannten Apiarium, einem Bienenhaus, verbringen. „Im Erdgeschoss steht ein großes Zedernholzbett, in dem vier Bienenvölker leben. Im ersten Stock ist ein Gästezimmer mit Panoramablick auf die Bienen“, sagt Alexander. „Dies ist ein Ort für Menschen, die ihr Bett mit den Bienen teilen wollen, die durch das Summen der Tiere Kraft tanken wollen. Sie können auf dem gleichen Energielevel schwingen wie die Bienen, in ihrem Kraftfeld schlafen und den Duft von koreanischer Kiefer und natürlich Honig genießen. Sie können eine ganze Nacht buchen oder nur ein paar Stunden.“
Alexander lebt zusammen mit seiner Frau, drei Kindern und seiner Mutter zwischen April und November auf dem Bauernhof. Die Familie verbringt die Wintermonate in Wladiwostok - damit die Kinder „ein paar Kontakte pflegen können“, wie Alexander sagt. Er selbst bleibt zurück und führt notwendige Reparatur- und Instandhaltungsmaßnahmen durch. Seinen Honig verkauft er über Instagram. Regelmäßig fährt er in die Stadt, um für ein paar Tage die Familie zu sehen.
Das ist gar nicht so einfach, obwohl es nur 160 Kilometer sind. Doch die Strecke ist sehr gebirgig und insbesondere nach Taifunen, die es hier häufig gibt, nur schwer befahrbar. Zu Sowjetzeiten gab es hier einen Skiort, der durch den Sneschinka-Zug mit Wladiwostok verbunden war. Das Dorf, in dem Alexander heute lebt, hatte einmal mehr als 1.000 Bewohner. Heute sind nur noch fünf Häuser bewohnt.
„Wir waren von Land umgeben, das niemandem gehörte. Als das Landschenkungsprogramm gestartet wurde, stellten wir einen Antrag. Wir haben Grundstücke am Fluss bekommen. Vor hunderten von Jahren standen dort bereits einmal Häuser. Nun ist dort Dickicht. Wir wollen es beseitigen und Ferienhäuser errichten.“
Alexander sagt, dass das Programm besonders für diejenigen Menschen interessant gewesen sei, die den bürokratischen Aufwand und die Kosten im Zusammenhang mit Landerwerb gescheut hatten. „Ich sehe hier jedoch keinen massiven Zustrom von Menschen aus anderen Regionen, obwohl es einige ernsthafte Unternehmer gibt, die jeweils 50 Hektar genommen haben und nun versuchen, Tourismus und Landwirtschaft zu entwickeln. Es gibt allerdings Probleme nicht nur was die Straßen betrifft, sondern auch die Elektrizität. Außerdem bekommen wir regelmäßig Besuch von den Taiga-Bewohnern: Tiger, Rotwild, Wildschweine, Bären.“
Alexander hofft, dass all diese Schwierigkeiten irgendwann überwunden sein werden und dass mehr Menschen nach Tigrowoje kommen, um der Natur näher zu sein.
Ein märchenhafter Ort in den Bergen
Wiktor Atamanjuk und Jewgenija Jurjewa verließen im Jahr 2003 zusammen mit ihren drei Kindern Chabarowsk und ließen sich tief in der Taiga nieder. Sie tauschten das Stadtleben gegen die Nähe zur Natur. Sie wollten dem Büroalltag entfliehen und unternehmerisch etwas ganz Neues auf die Beine stellen. Hier, im Miao Tschan-Gebirge, acht Kilometer vom nächsten Dorf entfernt, an fast unpassierbaren Straßen, errichteten sie ein Ferienhotel mit Außentoiletten und ohne Internet. Es gibt vier Gästehäuser mit Holzöfen, eine echte russische Banja und acht Schlittenhunde der Rassen Alaska Malamut und Sibirischer Husky für Schlittenfahrten durch die Taiga.
„Zuerst haben wir dieses Land für 13 Jahre gepachtet, aber mit dem Landschenkungsprogramm wurden wir zu Eigentümern“, berichtet Jewgenija.
Sie begrüßen jede Saison rund 1.000 Gäste und stoßen langsam an ihre Kapazitätsgrenzen. Das Hotel organisiert Familienausflüge und lustige Junggesellenabschiede ebenso wie Geschäftsseminare.
„Wir möchten ein Gästehaus bauen, das Platz für mehr Gäste bietet und zugleich einfacher zu unterhalten ist als diejenigen, die mit Öfen beheizt werden“, sagt Jewgenija. Doch die Banken lehnten ihre Kreditanfrage ab. „Sie fanden unsere Einnahmen nicht ausreichend“, so Jewgenija.
Der gesamte Gewinn fließt vorerst in die Instandhaltung. Diese Kosten sind angesichts des rauen Klimas und der schlechten Infrastruktur der Taiga ein erheblicher Posten. „Wir haben unsere Ersparnisse verwendet, um einen Brunnen zu bauen, wir haben einen Benzingenerator und wir benutzen eine überwucherte Straße, die sowjetische Geologen gebaut haben. Im Winter sind wir vom Dorf aus nur mit dem Schneemobil, auf Skiern oder zu Fuß erreichbar“, erzählt Jewgenija.
Bis 2020 wurden zusätzliche Mittel für das Programm bereitgestellt. Damit sollen landwirtschaftliche Projekte unterstützt werden. Im nächsten Jahr wird erwartet, dass auch Projekte im Tourismussektor von der Förderung profitieren dürfen.
Shiitake-Pilze und vietnamesische Schweine
Bis vor kurzem lebte Andrei Popow in Wladiwostok und arbeitete in der Videowerbung. Dann verließ er die Stadt und kam in die Taiga in das 45 km entfernte Dorf Timofejewka, um dort seinen Traum zu verwirklichen. „Ich wollte immer ein eigenes Haus und einen Garten haben, aber dazu gab es keine Möglichkeit. Als das Landschenkungsprogramm kam, habe ich beschlossen, keine Zeit zu verlieren, und handelte“, sagt Andrei. „Ich habe neun Hektar genommen und hier eine kleine Farm aufgebaut.“
Anfangs war es eine Farm wie die meisten anderen: mit Hühnern, Ziegen und Wachteln. „Ich wollte auf ein paar Hektar Kartoffeln pflanzen und kaufte sogar einen Traktor. Aber als der Schnee schmolz, sah ich ein Feld voller Steine und weinte.“ Dann kam Andrei die Idee, schwarze vietnamesische Schweine zu züchten. Er lernte auch, Shiitake-Pilze anzubauen, die sowohl kulinarische als auch medizinische Verwendung finden.
Andrei hatte Glück in Bezug auf die Infrastruktur. Bei ihm gibt es Mobilfunk, passable Straßen und sogar Strom. Er lernte die Kunst der Landwirtschaft, indem er sich Online-Videos ansah und mit erfahreneren Landwirten sprach. Andreis Sohn, der in den Ferien aus der Stadt kommt, hilft ihm beim Hausbau und der Pflege des Grundstücks.
Andrei hat nicht vergessen, was er als Werber gelernt hat. Er betreibt einen beliebten Blog auf YouTube und Instagram, in dem er die Geschichte seiner Verwandlung von einem Büroangestellten in einen Bauern erzählt und Tipps gibt, wie man selbst zum Farmer werden kann.