Die allererste Weltraumfilm-Crew kehrt zur Erde zurück (FOTOS)

Sergey Savostyanov/TASS
Die Schauspielerin Julia Peressild und der Regisseur Klim Schipenko erzählten uns, dass sie fast die gesamten zwölf Drehtage nicht geschlafen haben.

Die Luke der Abstiegslandekapsel wird geöffnet, Rettungskräfte und Bodenpersonal helfen der Schauspielerin Julia Peressild beim Ausstieg aus der Kapsel. Der temperamentvolle Regisseur Klim Schipenko sitzt neben ihr in einem Sessel und die Ärzte messen seinen Puls und Blutdruck. Nicht weit entfernt wird der Kosmonaut Oleg Nowizkij der gleichen Behandlung unterzogen. Während Nowizkij bereits zum dritten Mal zur Erde zurückkehrt, sind Peressild und Schipenko zum ersten Mal im All gewesen. Darüber hinaus sind sie die erste Schauspielerin und der erste Regisseur der Welt, die in die Erdumlaufbahn reisten. Die Crew des weltweit ersten Spielfilms auf der ISS kehrte am 17. Oktober 2021 nach zwölf Tagen im All zur Erde zurück.

„Ich bin heute ein bisschen traurig gestimmt. Es kam mir vor, als wären zwölf Tage Recht lang, aber als es vorbei war, wollte ich nicht mehr weg“, sagte die Schauspielerin. 

Peressild und Schipenko flogen am 5. Oktober zusammen mit dem Kosmonauten Anton Schkaplerow nach viermonatigem Training ins All. Sie drehten den Spielfilm The Challenge, ein Gemeinschaftsprojekt von Roskosmos, dem TV-Sender Perwyj Kanal und der Filmgesellschaft Yello, Blackand White. Der Film erzählt die Geschichte einer Ärztin, die in den Orbit fliegt, um einen Kosmonauten zu retten.

Am 17. Oktober verabschiedete sich die Filmcrew vom ISS-Personal und schloss kurz nach Mitternacht die Luken des Raumschiffs. Die Sojus MS-18 dockte um 04:14 Uhr Moskauer Zeit von der Raumstation ab. Bereits um 07:35 Uhr hatte das Landemodul des Raumfahrzeugs die Erdoberfläche in Kasachstan, 148 km von der Stadt Schesqasghan entfernt, erreicht.

Die Besatzung wurde von der Rettungsmannschaft in Empfang genommen und traf anschließend Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin und den Generaldirektor von Perwyj Kanal Konstantin Ernst.

Rogosin sagte, die Landung sei gut verlaufen, die Besatzung habe sich wohl gefühlt und die Kapsel sei nicht auf die Seite gefallen, wie es manchmal bei Landungen vorkommt. Unmittelbar nach der medizinischen Untersuchung wurde den Besatzungsmitgliedern auf Wunsch von Nowizkij Birkensaft serviert. 

„Ich bin wahnsinnig glücklich, dass wir es geschafft haben“, erklärte Klim Schipenko. „Wir hatten Spaß wie auf einer Achterbahn, scheint mir. Das Plasma – alles stand in Flammen... Es war sehr lustig und wir waren sehr aufgeregt. Als sich der Fallschirm öffnete, schüttelte es uns ein wenig durch, aber wir hatten wieder das Gefühl, in einer tollen Achterbahn zu fahren.“

Auch Julia Peressild hatte einen lebhaften Eindruck von der Landung.

„Als sich der Fallschirm öffnete, drehte sich die Kapsel so sehr! Und dazu noch diese Überbelastung. Wir hatten das vorher trainiert, aber es ist doch ein bisschen anders. Es ist eine Sache, wenn man das alles im Simulator mitmacht, aber es ist eine andere Sache, wenn man das unter realen Bedingungen miterlebt und man realisiert, dass das mit einem selbst passiert. Aus dem Fenster kann man ja sehen, wie die Kapsel, in der man fliegt, brennt“, erzählte die Schauspielerin. 

Nach dem Flug habe sie sich zunächst nicht wohl gefühlt, sagte sie.

„Es ist, als ob der Körper noch nicht wirklich versteht, was da passiert ist. Es ist wie das Gegenteil von Schwerelosigkeit. Wenn man sich in der Schwerelosigkeit wie eine lauschige Daune fühlt, ist hier alles sehr schwer – der Kopf, die Arme, die Beine. Und es dreht sich alles ist ein bisschen“,  bekannte die Schauspielerin in einem Interview mit RT.

Während des Fluges musste das Team 35 – 40 Filmminuten drehen. Konstantin Ernst, der Generaldirektor des TV-Sender, sagte, dass die Crew 120 % des Drehplans erfüllt habe und die Aufnahmen sehr cineastisch  geworden seien.

Peressild wiederum bemerkte, dass die Dreharbeiten hart gewesen seien – Klim Schipenko war sowohl Kameramann, Regisseur und Beleuchter, und sie Masken- und Kostümbildnerin sowie Schauspielerin in einer Person. Sie gestand auch, dass die Filmcrew während der zwölf Drehtage kaum geschlafen habe, weil sie Angst hatten, dass es ihnen in den folgenden Tagen schlechter gehen würde und sie nicht genug Zeit hätten, das notwendige Material zu drehen.

„Alles stand auf der Kippe: Es schien, als würden wir es nicht schaffen, aber dann rissen wir uns zusammen und es klappte“, berichtete die Schauspielerin.

Nach dem Flug verewigte sich Peressild zusammen mit dem Schauspieler Wladimir Maschkow der ebenfalls an den Dreharbeiten beteiligt ist, mit Inschriften auf der Hülle der Landekapsel: Julia schrieb Danke! und Wladimir schrieb Hurra!.

Jetzt befinden sich Peressild, Schipenko und Nowizkij in der ersten Phase der Rehabilitation im „Sternenstädtchen“. Für den Kosmonauten wird es drei Wochen dauern und dann wird er in ein Sanatorium geschickt werden, da er nach 191 Tagen im Weltraum zur Erde zurückgekehrt ist. Für den Rest der Besatzung wird die Rehabilitation etwa nach einer Woche abgeschlossen sein.

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