Telegram schaltet jetzt Werbung und empört die Nutzer des Messengers

Pawel Durow, der Gründer des Telegram-Messengers.

Pawel Durow, der Gründer des Telegram-Messengers.

@durov
Der Mindestbetrag für die Einzahlung in Telegrams neues Werbekabinett beträgt zwei Millionen Euro. Doch statt für globale Marken waren die ersten Werbeanzeigen für Kryptowährungen, Nachrichtenkanäle und Börsenkurse. Wie konnte das passieren?

Telegram schaltet jetzt Werbung und empört die Nutzer des Messengers 

Der Mindestbetrag für die Einzahlung in Telegrams neues Werbekabinett beträgt zwei Millionen Euro. Doch statt für globale Marken waren die ersten Werbeanzeigen für Kryptowährungen, Nachrichtenkanäle und Börsenkurse. Wie konnte das passieren?

Ende Oktober 2021 kündigte Pawel Durow, der Gründer des Telegram-Messengers, die Einführung von offiziellen Werbenachrichten an. Seit seiner Veröffentlichung wurde die Messenger-App nicht offiziell monetarisiert, obwohl es einen inoffiziellen Markt für Werbung gab, die in seinen Kanälen von Kanalbesitzern verkauft wurde.

Offizielle Werbung in Telegram sind kleine Beiträge mit einem Limit von 160 Zeichen ohne externe Links oder Fotos. Sie verlinken jedoch auf einen bestimmten Telegram-Kanal. Die Anzeigen erscheinen in Kanälen mit mehr als 1.000 Abonnenten nach den Anzeigen aller neuen Nachrichten - ganz unten im Feed. Jeder Werbebeitrag ist mit dem klein gedruckten Wort „Gesponsert“ gekennzeichnet.

Die Werbung wird nicht in Chatlisten, persönlichen Nachrichten oder Gruppen erscheinen. Der Messenger verspricht außerdem, die persönlichen Daten der Nutzer nicht für gezielte Werbung zu verwenden und alle Nachrichten werden „unaufdringlich“ sein, versprach Durow.

„In Telegram-Kanälen gibt es jetzt Werbung, die von den Besitzern der Telegram-Kanäle selbst in Form von normalen Nachrichten veröffentlicht wird. Die offiziellen Werbenachrichten, die Telegram einführt, werden für die Nutzer viel angenehmer sein. Die Einnahmen aus dieser Werbung werden es Telegram ermöglichen, den Nutzern weiterhin einen kostenlosen und unbegrenzten Service zu bieten“, schrieb Durow in seinem Kanal. 

Die Kosten für Werbung pro tausend Impressionen im Messenger betragen nur zwei Euro. Der Mindestbetrag für die Aufstockung des Werbekabinetts beträgt jedoch zwei Millionen Euro, wovon eine Million Euro eine Kaution ist, die nicht zurückerstattet wird, es sei denn, der Werbende gibt innerhalb von zwölf Monaten zehn Millionen Euro aus. In den Branchenkanälen auf Telegram wurde spekuliert, dass diese hohen Beträge große Werbeagenturen auf die Website locken sollen, die ihre Kontingente später an kleinere Kunden weiterverkaufen werden.

Es wurde auch angenommen, dass große globale und russische Unternehmen die Werbung direkt kaufen wollten. Stattdessen tauchte die Werbung in den großen Kanälen für andere thematische Telegram-Kanäle auf, die erst vor ein paar Tagen eingerichtet wurden und erst ein paar Dutzend oder Hunderte von Abonnenten haben. Und die Kanäle waren Nachrichten, Gesundheit, Investitionen und Kryptowährungen gewidmet.

Das russischsprachige Publikum und die Kanalbesitzer zeigten sich unzufrieden und sogar empört über die „Innovation“ - ihrer Meinung nach wirken die Anzeigen so aufdringlich und unpassend wie möglich.

„Warum nur Krypto, warum nicht gleich ein Schnellballsystem? Oder ein Wunschmarathon, bei dem man durch seine Gebärmutter atmen und Geld anlocken muss", schrieb die russische Journalistin, TV-Moderatorin und ehemalige Präsidentschaftskandidatin Ksenia Sobtschak. 

„Es kommt mir so vor, als würde jemand ein Raster von Kanälen zu den beliebtesten Themen erstellen und Anzeigen schalten. Ich erinnere Sie daran, dass uns schon vor dem Start der offiziellen Anzeigen strenge Auswahlkriterien versprochen wurden. Das scheint aber nicht zu funktionieren“, erklärte der Administrator des russischen Marketing-Kanals. 

„Telegram-Werbung, Mindestbudget ab zehn Millionen Euro pro Jahr. Erwartung: Apple, Samsung, BMW. Realität: Krypto und linke Nachrichtenkanäle", beschwerte sich @amima auf Twitter.

Der Branchenexperte Fjodor Skuratow vermutete, dass das neu geschaffene Netz der beworbenen Kanäle in Wirklichkeit von einer großen Agentur gekauft wurde, die bereits das nötige Geld eingezahlt hat.

Als Reaktion auf die Beschwerden versprach Durow, dass Telegram im Laufe des Novembers 2021 eine Funktion zur Deaktivierung von Werbung gegen Geld einführen werde. Die Kosten wurden noch nicht bekannt gegeben, aber der Dienst wird in zwei Varianten angeboten werden. 

Im ersten Fall könnten die Nutzer ein Abonnement kaufen, das es ihnen ermöglicht, keine Werbung im Messenger zu sehen. Im zweiten Fall könnten die Kanalbesitzer selbst eine „unsichtbare“ Anzeige in ihrem Kanal platzieren, die alle anderen Werbebotschaften überlagern würde, wenn sie auch mehr kostet als die eigene. Eine solche „unsichtbare“ Anzeige könnte übrigens in jedem beliebigen Kanal geschaltet werden, nicht nur in Ihrem eigenen.

„Wir werden weiterhin an Funktionen arbeiten, die es Telegram ermöglichen, ein kostendeckendes Projekt zu werden. Unsere Priorität in diesem Prozess werden die Interessen der Nutzer und Autoren von Inhalten bleiben", so Durow abschließend.

>>> Was Sie über Telegram wissen müssen – ein in Russland entwickelter Messenger mit 500 Mill. Nutzern

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