7 wenig bekannte Fakten über VKontakte-Gründer Pawel Durow

AOP.Press/Corbis via Getty Images; Rodion Chepel / Kion Originals, 2021
Der Macher des neuen Dokumentarfilms „Durow“ verrät darin bislang unbekannte Fakten über den Gründer von VKontakte und Telegram. Dazu sprach er mit früheren Weggefährten Durows.

Der Film „Durow“ wurde auf den Moskauer Internationalen Filmfestspielen gezeigt. Der Dokumentarfilm von Rodion Chepel befasst sich mit den wichtigsten Meilensteinen im Leben von Pawel Durow, dem IT-Milliardär, der aus Russland geflohen ist.

Vieles von dem, was das Biopic abdeckt, ist bereits aus früheren Biografien von Durow bekannt: seine Jahre als Philologiestudent, seine Beziehungen zu seinen Kommilitonen, die Gründung eines geschlossenen sozialen Netzwerks für Studenten, das später zum beliebtesten sozialen Netzwerk Russlands werden sollte und der Verlust an Einfluss, der Streit mit seinen Partnern und sein Zusammenstoß mit den russischen Behörden, seine Auswanderung und der Fehlstart  der umstrittenen TON-Blockchain-Plattform.

Der Film liefert aber auch einige neue Enthüllungen von Kollegen, Bekannten, ehemaligen Mitschülern und Lehrern Durows. Er selbst hat jahrelang keine Interviews gegeben und weigert sich, mit Journalisten zu sprechen.

Auch für Chepels Dokumentarfilm hat Durow keine Ausnahme gemacht und ist darin nicht präsent. Zu sehen ist er nur in Archivmaterial. „Pawel hat mit Russland abgeschlossen. Er wollte sich dem russischen Publikum nicht zeigen“, sagt der Regisseur, der Mitte April nach Dubai reiste, um Durow den fertigen Film zu zeigen.  „Pawel war voll und ganz einverstanden, obwohl im Film über Dinge gesprochen wird, die er selbst nicht verraten hat“, so Chepel.

Der Film „Durow“ kann über die Streaming-Plattform Kion gesehen werden, jedoch nur in russischer Sprache. Wir präsentieren Ihnen hier die interessantesten Stellen.

1. Schon in der Schule bezeichnete er sich als „Internet-Totem“

Nach russischer Tradition treffen sich die Schulabgänger nach dem Abschlussball zum Tee im Haus ihres Klassenlehrers und sprechen darüber, wo sie sich in zehn Jahren sehen. Das wird mit der Kamera aufgenommen.

„Pawel wollte erst nicht, es dauerte, ihn zu überreden, etwas zu sagen Schließlich sagte er: ‚Ich werde ein Internet-Totem sein.‘. Diese Worte schienen unverständlich und zusammenhanglos zu sein. Keiner schenkte ihnen besondere Aufmerksamkeit. Aber ich erinnere mich an sie und es ist unglaublich, er hat es wahr gemacht“, erzählt Durows Lehrer Georgi Mednikow.

2. Durow war verheiratet und hat zwei Kinder

Durow lernte seine Frau Daria Bondarenko als Student kennen. Sie war an derselben Universität und im Auftrag des Studentenrates für die Studentenzeitung verantwortlich.

„Die Studenten-Zeitung hieß ‚Student‘ und Dascha (Kurzform für Daria) war die Chefredakteurin. Durow war 19", erinnert sich Maxim Petrentschuk, ein Kommilitone von Durow.

Daria „war eine klassische russische Schönheit mit einem sogenannten russischen Gesicht und einem schönen, großen russischen Busen". Laut Petrentschuk zog Dascha eines Tages ein tief ausgeschnittenes Kleid an, ging zu Durow und sagte: „Pawel Walerijewitsch, du bist so ein Genie, du bist so ein talentierter und bewundernswerter Mann. Würdest du so freundlich sein, mir ein Interview zu geben?“

„Er musste nicht lange nachdenken“, so Petrentschuk.

Laut Film waren Durow und Daria Bondarenko verheiratet und haben zwei Kinder. Mittlerweile sind sie jedoch geschieden.

3. Probleme mit den Mitschülern

Laut Lehrer Mednikow stach Pawel unter seinen anderen Klassenkameraden hervor. „Sein Charakter hatte eine Reihe von Seiten, die nicht allen Mitschülern gefielen. Er hatte mit einem Teil der Klasse Schwierigkeiten. Er war stets erpicht, gute Noten zu erhalten - er hatte einen sehr ausgeprägten Ehrgeiz.“ Es gibt kein Foto von Durow im Album der Schulabgänger. „Er scheint sich geradezu ungesund um seine Privatsphäre gesorgt zu haben“, meint Durows ehemaliger Mitschüler Dmitri Mironow.  

4. Kultivierung eines Macho-Images

In den Jahren unmittelbar nach der Gründung von VKontakte bemerkten Bekannte an Durow „Merkwürdigkeiten“. „Zu seinem Freundeskreis gehörten immer Stripperinnen, Models, Escort-Girls. Durow pflegte ein Macho-Image. Damit wollte er wohl in dem IT-Umfeld von Programmierern, die alle als Nerds galten, hervorstechen“, glaubt Petrentschuk.

5. Auswanderung nach Besuch der Polizei

Anfang Dezember 2011 begannen in Russland nach den Wahlen zur Staatsduma Massenproteste. Die Kundgebungen wurden hauptsächlich von privaten Oppositionsgruppen auf VKontakte organisiert und geleitet. Mitarbeiter des Inlandsgeheimdienstes (FSB) baten das Management des sozialen Netzwerkes, diese Gruppen zu blockieren. Durow lehnte ab.

Am 11. Dezember klopften Mitglieder eines Geheimdiesntes an die Tür von Durows Wohnung in St. Petersburg. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er nicht mehr für VKontakte arbeiten oder in Russland leben wollte. In ihm wuchs der Wunsch, einen sicheren Kommunikationskanal aufzubauen. Drei Jahre später verließ Durow tatsächlich das Unternehmen und Russland und startete den Telegram-Messenger-Dienst.  

6. Die russische Telegram-Blockade kostete Durow 75.000 US-Dollar pro Stunde

Im Jahr 2018 begann die russische Medien- und Telekommunikationsbehörde Roskomnadzor, Telegram auf russischem Territorium zu blockieren. Der Grund war die Weigerung des Telegram-Managements, dem Geheimdienst die Entschlüsselungstechnik zugänglich zu machen, die einen Zugriff auf Nachrichten und Benutzerdaten ermöglicht, wie es das russische Recht verlangt.

Um die Einschränkungen zu umgehen, erhöhte der Messanger-Dienst die Anzahl seiner IP-Adressen massiv (die Dienstanbieter versuchten, sie zu blockieren) - von 8.000 auf 15,5 Millionen. Das Leasing einer einzelnen IP-Adresse kostet etwa 0,05 US-Dollar pro Stunde. Nach Berechnungen von Wadim Ampelonski, dem ehemaligen Pressesprecher von Roskomnadzor, muss das Unternehmen etwa 75.000 US-Dollar pro Stunde dafür ausgegeben haben.

7. Er wollte die erste kostenlose Privatschule Russlands gründen

Georgi Mednikow.

Bei einem Alumni-Treffen im Jahr 2011 schlug Durow Georgi Mednikow vor, „die erste wirklich private Schule" in Russland zu gründen. „Meine Kinder sind noch klein, aber sie müssen irgendwann zur Schule gehen. Ich möchte eine sehr gute Schule gründen, ähnlich der, die ich besucht habe. Ich möchte nicht, dass die Schule eine einzige Kopeke vom Staat oder von den Eltern nimmt. Ich möchte, dass es die erste und vielleicht einzige wirklich private Schule in diesem Land ist. Eine Schule mit einem Vorstand, die von den Zinsen aus ihrem eigenen Vermögen unterhalten werden kann“, gibt Durows ehemaliger Lehrer das Gespräch wieder. Doch es gab plötzlich auf Durows Seite „sehr ernste Probleme“ und das Projekt wurde aufgegeben.


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