Die russischen Kosaken sind ein ungewöhnliches kulturelles Phänomen: Sie sind weder eine gesellschaftliche Klasse noch eine ethnische Gruppe, sondern eine ethnisch-soziale Gemeinschaft mit eigenen Merkmalen.
Die Etymologie des Wortes Kosak ist nicht ganz klar. Einer Version zufolge bedeutet das Wort im Mongolischen die Grenze bewachen, und die Kosaken waren tatsächlich eine militärische Formation, die die Grenzen des Russischen Reiches bewachte. Nach einer anderen Version ist das Wort türkischen Ursprungs und bedeutet Draufgänger oder auch freier Mann. So steht es in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie über die Kosaken. Die Kosaken standen zwar immer im Dienste des Staates, waren aber ein freiheitsliebendes Volk – so kam es auch zu den Kosakenaufständen.
Eine Illustration des Künstlers Orest Werejsky zu Michail Scholochows Roman „Der stille Don“.
SputnikDie Don-, Kuban-, Saporoschje-, Sibirien- und Ural-Kosaken „bewohnten“ verschiedene Landesteile und waren in ihrer ethnischen Zusammensetzung sehr unterschiedlich, aber dennoch Kosaken. Das allererste offizielle Kosakenheer wurde ausgerechnet am Don gegründet – 1570 erhielten die Donkosaken einen Freibrief von Iwan dem Schrecklichen.
Während des Bürgerkriegs (1918-1923) unterstützten einige Kosaken die „roten“ Bolschewiken und andere die „weißen“ Monarchisten. Viele wechselten jedoch von einer Seite zur anderen, wie in Michail Scholochows großem Roman Der stille Don beschrieben. Hitler nutzte die Freiheitsliebe einiger Kosaken aus und lockte während des Zweiten Weltkriegs mehrere Verbände auf seine Seite.
Die Kosaken waren ursprünglich vermutlich entlaufenen Bauern gegründet, die sich von der Unterdrückung durch den Staat oder von ihren Herren befreien und der Leibeigenschaft entfliehen wollten. Daher verfügten die Kosakensiedlungen über ein in Russland einzigartiges System der Selbstverwaltung – die Wólniza. Alle Angelegenheiten wurden im so genannten Kosakenkreis besprochen, zu dem die Männer zusammenkamen und entschieden, wer bestraft werden, wer jagen oder fischen gehen und wer Wache halten sollte.
Dmitrij Kaschirin - Ataman der Werchneuralskaja Staniza der 2. Militärdivision
Southern Urals historical museumDie Wólniza wurde von einem Ataman geleitet, der von den erwachsenen Männern gewählt wurde. Der Ataman hatte große Autorität – auf seinen Rat wurde gehört und seine Entscheidungen respektiert. Aber seine Macht war nicht autoritär. Außerdem konnte jederzeit ein neuer Ataman gewählt werden oder er selbst konnte sein Amt niederlegen.
Ein unabdingbares Attribut des Kosaken war neben dem Pferd der Säbel – eine lange Hieb- und Stichklinge mit einer kleinen Krümmung. Ein Kosake trug immer einen Säbel am Gürtel. Auf dem Gemälde Kosaken schreiben einen Brief an den türkischen Sultan von Ilja Repin ist das sehr gut dargestellt. Das Sujet ist im Russisch-türkischen Krieg im 17. Jahrhundert angesiedelt – selbst in einer entspannten Atmosphäre haben die Kosaken nie ihre Säbel abgelegt, die überall im Bild hervorstechen. In diesem legendären Brief beschimpfen und beleidigen die Kosaken übrigens den Sultan und das Gemälde zeigt sie lachend mit bissigen Beleidigungen (deren unschuldigste Du Schweinegesicht lautet).
Kosaken konnten unglaubliche Kunststücke mit dem Säbel vollbringen – ihre Fertigkeit des Säbelschwingens ähnelte dem Trickreiten, nur ohne Pferd.
Ursprünglich war die Papácha eine traditionelle Kopfbedeckung für Männer im Kaukasus und in Zentralasien. Später wurde sie aber von den Kosaken „übernommen“. Im 15. Jahrhundert wurden die Donkosaken in Russland sogar als Tscherkessen bezeichnet und mit diesem kaukasischen Volk verwechselt.
Kuban-Kosaken auf dem Roten Platz während der Parade vom 24. Juni 1945.
Alexander Kiyan (CC BY-SA 3.0)Diese Brusttasche, der so genannte Gasyr, wurde an der Tscherkeska (dem Kaftan der Kosaken), einem weiteren traditionellen Kleidungsstück der Kosaken, befestigt. Man könnte meinen, dass er für Zigarren verwendet wurde, aber die Taschen diente der Aufbewahrung von Schießpulver oder Papierpatronen, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen.
Alexander Dutow, Oberst des Generalstabs der zaristischen Armee, Ataman der Orenburger Kosakenarmee, 1920-1921
Southern Urals historical museumViele Kosaken trugen traditionell weite Hosen, die sich zum Unterschenkel hin verjüngten; die Kosaken trugen jedoch auch Hosen mit geradem Schnitt und Hosen mit Kordelzug, die zur Uniform der Roten Armee wurden. Die Ehrenauszeichnung der Roten Kavalleriearmee für besondere Tapferkeit waren die roten revolutionären Scharowáry.
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