Der erste russische Film hieß Ponísowskaja Wolníza und wurde 1908 von Wladimir Romaschkow gedreht. Die Handlung basierte auf einem Lied über Stenka Rasin, den wichtigsten Rebellen im Russland des 17. Jahrhunderts und Anführer des Bauernaufstands.
Filmplakat „Stenka Rasin“, 1908
GemeinfreiDer Film dauerte nur sieben Minuten, aber er reichte aus, um das Publikum für die neue Kunst zu begeistern.
„Krieg und Frieden“, 1965
Sergei Bondarchuk, 1965/Mosfilm15.000 Infanteristen, ein Regiment Kavallerie mit 950 Säbeln (jeder hat eine Waffe) und historische Kostüme. All das benötigte 1965 Sergej Bondartschuk, um Krieg und Frieden zu drehen – den teuersten sowjetischen Film der Geschichte. Um die Schlachtszenen realistisch aussehen zu lassen, mussten die Filmemacher 50 Kulissen, acht Brücken (drei davon über den Dnjepr) bauen, 23 Tonnen Sprengstoff, 40.000 Liter Paraffin, 15.000 Rauchgranaten und 1.500 Granaten einsetzen. Das Budget des Films betrug astronomische 100 Millionen US-Dollar zum Wechselkurs von 1967.
Putjówka w schisn (dt.: Der Weg ins Leben) von Nikolai Ekk aus dem Jahre 1931 – ein Film über schwererziehbare Jugendliche, die von der Partei durch Arbeit in einer speziellen Anstalt „umerzogen“ werden – erregte in seinem Heimatland großes Aufsehen. Er wurde sogar verboten, da die Zensoren sich anfangs an seiner übertriebenen Realitätsnähe störten. Doch Stalin ordnete persönlich an, den Film zu veröffentlichen. Danach gewann Der Weg ins Leben den Preis für die beste Regie beim Festival von Venedig, und ein Kino in New York ließ den Streifen ein Jahr lang im Verleih laufen. Der Film war nicht nur bahnbrechend für den Ton im Kino, er war auch einfach ein sehr guter Film.
Nikolai Ekk revolutionierte das Kino gleich zweimal! Neben dem ersten Tonfilm drehte er auch den ersten Farbfilm. Im Jahr 1936 kam der Streifen Grunja Kornakowa in die Kinos. Er handelt davon, wie Arbeiter einer Porzellanfabrik im vorrevolutionären Russland für ihre Rechte kämpfen und einen Aufstand inszenieren.
Allerdings wurde der bahnbrechende Regisseur des Films vom Regime nicht verschont. Ein paar Jahre nach der Premiere von Grunja Kornakowa fiel Ekk in Ungnade. Sein Lehrer, der Theaterdirektor Wsewolod Meyerhold, wurde zum „Volksfeind“ erklärt, und Ekk weigerte sich, gegen ihn auszusagen. Dafür wurde er (offiziell unter dem Vorwand mangelnder Professionalität) von der Regiearbeit suspendiert und durfte außer Lehrfilmen nichts mehr drehen.
Zum ersten Zeichentrickfilm strömten die Zuschauer mehrere Jahre lang in Scharen. Die schöne Lucanida oder der Krieg zwischen den Bockkäfern und den Hirschkäfern von Wladislaw Starewitsch kam 1912 in die Kinos. Der 10-minütige Film über die Liebesgeschichte von Käfern, in dem die Hauptrollen von echten Insekten gespielt wurden, erregte großes Aufsehen. Die Leute glaubten ernsthaft, dass Starewitsch die Käfer trainiert hatte, so dass sie sich gegenseitig bekämpften und ihre Liebe gestanden. In Wirklichkeit waren die Käfer natürlich tot, und der Regisseur hatte sie geschickt an Drähten aufgehängt.
Übrigens hat das untreue Verhalten der Käferkönigin Lucanida die Bolschewiken so erzürnt, dass sie nach der Revolution nicht müßig waren und den Zeichentrickfilm in Die Kurtisane auf dem Thron umbenannten.
Die erste Anerkennung von Kollegen aus der ganzen Welt erhielten sowjetische Dokumentarfilmer. Im Jahr 1943 wurde der Dokumentarfilm Die Niederlage der deutschen Truppen bei Moskau mit dem Oscar ausgezeichnet. Der Film, der eine Chronik der Kämpfe um Moskau enthält, wurde auf Anordnung Stalins durch den heldenhaften Einsatz von 15 Frontkämpfern gedreht. Sie filmten bei dreißig Grad Frost, schnitten Tag und Nacht in ungeheizten Schneideräumen und gingen während der Luftangriffe nicht einmal in den Luftschutzkeller hinunter.
Auch hier steht Bondartschuks Krieg und Frieden (1965) an der Spitze: Die Verfilmung des Romans gewann 10 Preise auf renommierten internationalen Festivals, darunter einen Oscar (es war auch der erste Oscar für einen sowjetischen Spielfilm). Zu den anderen Filmen mit den meisten Titeln gehören Michail Kalatosows Letját schurawlí (dt.: Die Kraniche ziehen) (1957), Andrei Tarkowskijs Iwanowo Detstwo (dt.: Iwans Kindheit) (1962) und Solaris (1973), Larissa Schepitkos Wos’choschdénije (dt.: Der Aufstieg) (1976), Nikita Michalkows Utomljonnyje solnzem (dt.: Die Sonne, die uns täuscht) (1994) und Andrej Swjaginzews Woswraschtschenije (dt.: Die Rückkehr)(2003).
Wij: Tajna petscháti drakóna (dt.: Wij: Das Geheimnis des Drachensiegels, deutscher Titel: Iron Mask) (2019) ist ein Horrorfilm mit Fantasyelementen, der auf der Erzählung Wij von Nikolai Gogol basiert. Für seine Dreharbeiten wurden 49 Millionen Dollar ausgegeben – der bisherige Rekord für die russische Filmindustrie. Das meiste davon floss in aufwendige Computergrafiken (der Film wurde von der gleichen Firma produziert, die auch an Game of Thrones gearbeitet hat) sowie in Tantiemen für ausländische Schauspieler – in den Hauptrollen waren Jason Fleming, Jackie Chan und Rutger Hauer zu sehen. An den Kinokassen war der Film jedoch ein Flop: In Russland spielte er nur 5 Millionen Dollar ein, weltweit waren es 14 Millionen US-Dollar.
In Russland war er ein Hit – Tscheburaschka (2023), ein Film über den großohrigen Märchenhelden von Eduard Uspenskij. Er spielte 94,5 Millionen US-Dollar an den russischen Kinokassen ein.
Der erste Spielfilm der Welt, bei dem die Crew tatsächlich ins All geschickt wurde, erschien 2023. Es handelt sich um Wýsow (dt.: Herausforderung, deutscher Titel: The Challenge) von Klim Schipenko – ein Projekt, für das die Schauspielerin Julia Peresild und der Regisseur fast zwei Wochen auf der Internationalen Raumstation verbringen mussten. Der Film beinhaltete etwa eine Stunde Dreharbeiten in der Schwerelosigkeit. Die Dreharbeiten waren natürlich viel teurer als vergleichbare Studioaufnahmen für Filme über den Weltraum. Das Budget des Streifens betrug fast 1 Milliarde Rubel (ca. 10 Millionen Euro).
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