Der Gedenktag der christlichen Märtyrerin Tatjana von Rom wird in der orthodoxen Tradition am 25. Januar begangen. An diesem Tag im Jahr 226 wurde sie zur Märtyrerin. Die Heilige wurde in Russland sehr verehrt und der 25. Januar war dank des kirchlichen und volkstümlichen Kalenders weithin als Tatjana-Tag bekannt.
Am Tatjana-Tag backte man ein Brot und folgte den Omen: Schien an diesem Tag die Sonne, bedeutete das die frühe Rückkehr der Vögel aus dem Süden, Schneesturm bedeute eine bevorstehende Missernte. Mädchen, die an und um dieses Datum herum geboren wurden, wurden oft Tatjana genannt, und es war üblich, ihnen zu ihrem Namenstag zu gratulieren. Die Menschen glaubten, dass solche Mädchen gute Hausfrauen abgeben würden.
Was hat die Heilige Tatjana mit Studenten zu tun?
Am 25. Januar 1755 unterzeichnete Kaiserin Elisabeth Petrowna ein Dekret zur Eröffnung der Moskauer Universität, der ersten in Russland. Die Petition dazu wurde von Graf Iwan Schuwalow eingereicht. Dieser Tag war für ihn etwas Besonderes, denn der Name seiner Mutter war Tatjana – und er wollte ihr mit einer solchen Errungenschaft unbedingt eine Freude bereiten. Zur gleichen Zeit wurde das Konzept der Universität von dem berühmten Wissenschaftler Michail Lomonossow entwickelt. Seinen Namen trägt die Moskauer Staatliche Universität (MGU) seit 1940.
Die Heilige Tatjana wurde als Schutzpatronin aller Studenten anerkannt und am ihrem Namenstag bitten sie sie um ein erfolgreiches Studium und eine Vermehrung ihres Wissens.
Im Jahr 1791 wurde an der Universität die Hauskirche der Heiligen Märtyrerin Tatjana eröffnet. Während der Sowjetzeit war sie geschlossen und das Gebäude wurde als Studentenclub der MGU genutzt, aber in den 1990er Jahren wurde die Kirche wiedereröffnet. Heute grenzt sie in der Mochowaja-Straße an die Fakultät für Journalismus der MGU, eines der ersten historischen Gebäude der Universität.
Im 19. Jahrhundert wurde der Tatjana-Tag zum Tag der russischen Studenten ernannt, und die Studenten feierten ihn recht lautstark – sie organisierten Feste und Bankette in Restaurants. Auch für die Moskauer Universität war es immer ein besonderer Tag, denn es war der Tag ihrer Gründung.
Jedes Jahr am 25. Januar bewirtet der Rektor der Moskauer Staatlichen Universität Wiktor Sadowntsichij die Studenten mit Met, einem traditionellen alkoholarmen Getränk, das er ihnen persönlich aus großen Fässern ausschenkt. Und natürlich probiert er das Festtagsgetränk auch selbst. Meistens werden an diesem Tag die letzten Prüfungen des Wintersemesters abgehalten und die Semesterferien beginnen.
Im Jahr 2005 wurde der 25. Januar zu einem offiziellen Feiertag ernannt – dem Tag der russischen Studenten.
Abweichung der Daten
Vor der Revolution wurde der Tatjana-Tag (und der Tag des Studenten) am 12. Januar gefeiert – an diesem Tag war die Universität gegründet worden. Warum wird der Feiertag heutzutage am 25. Januar begangen? Der Grund dafür ist, dass Russland nach der Revolution 1918 auf den gregorianischen Kalender umstellte, der schon seit langem in ganz Europa verwendet wird. Nach dem Neuen Stil wurden alle Daten automatisch um 13 Tage verschoben. Und so wird der Tag der Studenten nun am 25. Januar begangen.
Allerdings ist das nicht ganz korrekt: Im 18. Jahrhundert betrug der Unterschied zwischen dem Gregorianischen und dem Julianischen Kalender lediglich elf Tage. Als Tag der Universitätsgründung müsste deshalb eigentlich der 23. Januar gelten.