Was wurde aus den Kindern von Alexander Puschkin?

Russia Beyond (Public Domain)
Der große russische Dichter hatte vier Kinder. Wir erzählen Ihnen, was aus ihnen wurde.

Maria Alexandrowna (1832-1919)

Maria Gartung.

Maria wurde 1832 in St. Petersburg geboren. Alle sagten, das Mädchen sei eine Kopie ihres Vaters. Sogar der Dichter selbst hatte ein zwiespältiges Gefühl diesbezüglich, denn, wie er selbst zugab, war die „mohrenhafte Hässlichkeit“ seines Aussehens (Puschkins Vorfahren waren Äthiopier) nicht nach dem Geschmack des Dichters. Und doch ist bekannt, dass er seine Tochter liebte.

Sie war das einzige der Kinder, das sich noch gut an den Tod Puschkins bei dem tödlichen Duell erinnern konnte. Zum Zeitpunkt seines Todes war sie fünf Jahre alt. Die anderen Geschwister waren noch zu jung, um sich daran zu erinnern. Maria war stolz auf ihren Vater und hielt ihn für ein Vorbild an Männlichkeit und Talent. Sie bewahrte das Andenken an ihn und besuchte alle Veranstaltungen, die dem Dichter gewidmet waren.

Nach dem Tod des Vaters lebte die Familie Puschkin in Armut. Obwohl der Dichter ein Adliger und schon zu Lebzeiten berühmt war, hinterließ er enorme Schulden: es waren nicht nur Spielschulden, sondern auch Rechnungen für die Dienste von Schneidern, Ladenbesitzern, Bäckern und so weiter. Die Familie führte einen aristokratischen Lebensstil, der über ihre Verhältnisse ging. Nach Puschkins Tod wurden seine Schulden von Zar Nikolaus I. beglichen, aber die Familie hatte immer noch nicht genug Geld. Sieben Jahre lang wohnte die Frau des Dichters, Natalia Gontscharowa, mit ihren vier Kindern bei ihrer Mutter und ihrem Bruder auf dem Landgut Polotnjányj Sawód. Sie führte zwar ein zurückgezogenes Leben, ließ die Kinder aber nicht unbeaufsichtigt. Deshalb beherrschte Maria perfekt die französische und deutsche Sprache, spielte hervorragend Klavier und konnte zeichnen.

Je älter Maria wurde, desto mehr verfeinerte sich ihr Aussehen. Schließlich erlangte sie in den adligen Kreisen den Ruf einer beneidenswerten Schönheit und wurde zur Trauzeugin der Frau von Alexander II. Selbst der Schriftsteller Lew Tolstoi war von ihrer Eleganz bezaubert, so dass Maria zum Prototyp der Anna Karenina aus dem gleichnamigen Roman wurde.

Maria Gartung.

Maria heiratete im Alter von 28 Jahren – sie stimmte dem Antrag von Generalmajor Leonid Gartung zu. Er war der Leiter des kaiserlichen Pferdegestüts in Tula und Moskau, gehörte einer berühmten Adelsfamilie an und hatte sehr gute Karriereaussichten. Die Ehe war wirklich glücklich – die Eheleute veranstalteten in ihrem Haus ständig luxuriöse Teebälle.

Doch die Familienidylle fand ein jähes Ende: 1877 wurde Leonid Gartung zu Unrecht der Unterschlagung beschuldigt und beging daraufhin direkt im Gerichtssaal Selbstmord. Obwohl der wahre Schuldige später gefunden wurde und Leonid posthum freigesprochen wurde, war Maria untröstlich. „Im Sterben hat er seinen Feinden verziehen, aber ich verzeihe ihnen nicht“, schrieb sie in einem ihrer Briefe. Sie hatten 17 Jahre lang zusammengelebt.

Nach dem Tod ihres Gatten stand Maria ohne Lebensunterhalt da. Es gelang ihr, Kaiser Alexander II. davon zu überzeugen, sie materiell zu unterstützen – sie erinnerte ihn an den Brief von Nikolaus I. an Puschkin, in dem er versprach, für seine Familie zu sorgen. Daraufhin erhielt Maria eine Rente von 200 Rubeln. Damit konnte sie sich in Moskau niederlassen, aber auch dieses Geld befreite sie nicht aus der Armut. Nach der Revolution von 1917 lebten Marias Verwandte in verschiedenen Teilen des Landes, so dass es niemanden gab, der ihr helfen konnte. Im Jahr 1918 bat sie die neue Regierung um eine Rente, von der sie leben konnte und erhielt 1.000 Rubel pro Monat.

Doch Maria Gartung sah dieses Geld nie – 1919 starb sie in Moskau an Hunger, ganz allein in einem kleinen Zimmer. Dies geschah, bevor die bürokratische Maschinerie die Angelegenheit zu Ende gebracht hatte und ihr das Geld auszahlen konnte.

Und was wurde aus den anderen Kindern? Alexander Puschkin und Natalia Gontscharowa hatten außer Maria noch drei weitere Kinder: Natalia, Alexander und Grigorij. Sie alle überlebten ihre ältere Schwester nicht.

Natalia Alexandrowna (1836-1913)

Natalia lebte fast die Hälfte ihres Lebens in Ungarn und versuchte, ihre unglückliche Ehe mit Miсhail Dubelt, den sie im Alter von 17 Jahren heiratete, zu lösen. In der Hoffnung, etwas Geld zum Leben zu verdienen, versuchten sie und der Schriftsteller Iwan Turgenjew, Puschkins Briefe zu veröffentlichen, aber weder die Öffentlichkeit noch die Familie, vertreten durch die beiden Brüder Alexander und Grigorij, unterstützten diese Initiative – viele hielten einen solchen Schritt für vulgär und einen Versuch, die Autorität des großen Dichters anzugreifen. Tatsache ist, dass die Veröffentlichung der Briefe des Schriftstellers in den Augen der Gesellschaft verfrüht war und wie das Verhökern von Hausrat aussah.

Natalia Alexandrowna.

Nach der Scheidung heiratete Natalia den deutschen Prinzen Nikolaus von Nassau, mit dem sie für den Rest ihres Lebens zusammenlebte. Sie starb 1913 an einer Embolie, einer Krankheit, bei der sich Fremdkörper, wie z.B. Bakterien, im Blut befinden und die Blutgefäße verstopfen. Natalia brachte sechs Kinder zur Welt – drei von jedem Ehemann.

Alexander Alexandrowitsch (1833-1914)

Alexander Alexandrowitsch.

Der älteste Sohn widmete sein Leben dem Militär und schaffte es bis zum Rang eines Generals der Kavallerie. Seine erste Frau war Sofia Lanskaja – sie war eine Waise und wurde in der adligen Familie Lanskij erzogen. Mit ihr hatte er elf Kinder. In seiner zweiten Ehe mit Maria Pawlowa hatte Alexander zwei weitere Kinder. Er starb 1914 in dem Dorf Maloje Ostankino in der Nähe von Moskau im Alter von 81 Jahren.

Alexander Alexandrowitsch.

Grigorij Alexandrowitsch (1835-1905)

Grigorij Alexandrowitsch.

Der jüngste Sohn Grigorij schlug wie sein älterer Bruder zunächst eine Karriere in der Armee ein, wurde aber schließlich Friedensrichter. Dem Beispiel seiner älteren Schwester Maria folgend, hielt er das Andenken an seinen Vater in Ehren und bewahrte sogar dessen Arbeitszimmer auf dem Familienanwesen in Michailowskoje ein. In einigen Details ähnelte dieser Raum dem Arbeitszimmer Onegins und war tatsächlich eine der ersten Gedenkecken, die das Andenken an Puschkin verewigten. Grigorij schenkte später die gesamte Bibliothek seines Vaters dem Rumjanzew-Museum.

Er starb 1905 auf dem Anwesen seiner Frau Warwara Moschkowa in Markutje bei Vilna (dem heutigen Vilnius). Grigorij und Warwara hatten vier Kinder aus ihrer Ehe.

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