Puschkins Musen: Diese Frauen inspirierten den Poeten

Pixabay, Global Look Press, Pjotr Sokolow/Wikipedia; George Hayter/Hermitage Museum
Die Frau seines Chefs, eine Nachbarin, eine junge Schönheit… Alexander Puschkin ging nicht nur als literarisches Genie, sondern auch als Frauenheld in die Geschichte ein.

Maria Rajewskaja

1820 sollte ein junger Schriftsteller aufgrund seiner politisch-provokanten Werke ins Exil geschickt werden. Sein Name: Alexander Puschkin. Doch der junge Puschkin hatte Glück. Dank der Fürsprache seines Mentors, dem Historiker Nikolai Karamsin, wurde er nicht ins ferne Sibirien, sondern „nur“ in den Süden des damaligen Reiches, ins heutige Moldawien geschickt. Auch dort war er weit weg von seinen Freunden und seiner Familie, aber es ließ sich wesentlich besser leben als in Sibirien.

Puschkins erstes Ziel war das Büro des Gouverneurs von Bessarabien in Chişinău. Kurz nach seiner Ankunft bekam er jedoch eine Lungenentzündung und der Gouverneur erlaubte ihm, gemeinsam mit General Rajewski an die See zu fahren, um sich dort zu regenerieren.

Auf der Krim und später im Kaukasus unternahm der Poet lange Spaziergänge und ließ sich von der See und den Bergen inspirieren. In dieser Zeit entstanden seine „südlichen“ Gedichte, darunter „Der Gefangene im Kaukasus“, „Der Brunnen von Bachtschissarai“ und „Die Zigeuner“. In diesen Gedichten fanden sich viele orientalische Motive. Auch die im Gegensatz zu den eher kühlen Sankt Petersburgerinnen, die Puschkin bisher kannte, temperamentvolleren Frauen des Südens spielen eine große Rolle in diesen Werken.

Maria Rajewskaja, gezeichnet von Puschkin

Zudem begann er dort mit dem Versepos Eugen Onegin. Viele behaupten, dass die Gedichte und Verse, die Puschkin zu dieser Zeit schrieb, den Töchtern des Generals, vor allem Maria (die später als Maria Wolkonskaja selbst in die russische Geschichte einging), gewidmet waren. Die Beziehung zwischen Puschkin und Maria ist unter Wissenschaftlern umstritten. Einige behaupten, dass Maria in Puschkin verliebt war, er aber nicht in sie. Dieser Theorie zufolge war sie die Inspiration für den Charakter der Tatjana Larina in Eugen Onegin. Andere glauben, dass es genau andersherum war. Demnach wäre das Gedicht Poltawa ihr gewidmet. Manche gehen auch davon aus, dass Puschkin an Strandausflüge mit Maria dachte, als er einen Charakter in Eugen Onegin sagen ließ: „Ich beneide die Wellen, die ihre Füße küssen dürfen.“

Jelisaweta Woronzowa

1822 wurden die Gouvernements Noworossija (die heutige Südostukraine) und Bessarabien vereinigt. Erster Gouverneur wurde Michail Woronzow, der Puschkin in sein Büro in Odessa holte. Zu dieser Zeit war Odessa vermutlich die nach Sankt Petersburg zweitaufregendste Stadt im ganzen Reich mit Theatern, rauschenden Bällen und anderen Events der höheren Gesellschaft. Dort traf Puschkin auch auf die Frau des Gouverneurs, Jelisaweta Woronzowa, und wurde einer ihrer vielen Bewunderer.

Auch diese Beziehung ist unter Puschkin-Experten umstritten. Während einige von einer rein platonischen Beziehung ausgehen, behaupten andere, dass sie sogar eine gemeinsame Tochter hatten. In den Notizbüchern des Poeten finden sich zahlreiche Zeichnungen von Woronzowa.

Viele Gedichte waren ihr gewidmet. In dem Gedicht „Der Wunsch nach Ruhm“ beschreibt Puschkin, wie eine Frau ihn gebeten hat, ihr ewige Liebe zu schwören. Doch der Protagonist bemerkt, dass seine Geliebte untreu ist und strebt fortan nur noch nach dem Ruhm als Poet, um die Aufmerksamkeit und die Liebe der Frau zurückzuerlangen. Es wird angenommen, dass Puschkin in diesem Gedicht seine Beziehung zu Woronzowa verarbeitet.

Jelisaweta Woronzowa, gezeichnet von Puschkin

Gerüchten zufolge hatte Woronzowa jedoch auch ein Verhältnis mit Rajewski. Dieser soll die Aufmerksamkeit dann auf Puschkin gelenkt haben, um von sich selbst abzulenken.  

Puschkins eigentlich gute Beziehung mit seinem Vorgesetzten Woronzow verschlechterte sich daraufhin. Abgesehen von der angeblichen Affäre missfiel es dem Gouverneur zusehends, dass Puschkin sich mehr für die Literatur als für seine Arbeit interessierte. Schließlich fiel auch noch ein geheimer Brief Puschkins, in dem er sich zum Atheismus bekannte, in die Hände der Geheimpolizei. Der Poet wurde entlassen und auf das Familienanwesen Michailowskoje in der Provinz Pskow verbannt.

Als er ging, schenkte ihm Jelisaweta einen Ring, den er bis zu seinem Tod als Glücksbringer behielt. Worontsowa blieb eine Bewunderin seiner Werke und sprach sogar gelegentlich mit Puschkins Ehefrau Natalja Gontscharowa.

Anna Kern und Olga Kalaschnikowa

Anna Kern

In einem Album aus dem Besitz der Adeligen Jelisaweta Uschakowa schrieb Puschkin zwei Listen mit Frauen, die er geliebt oder geschätzt hatte – insgesamt über 30 Namen, darunter alleine fünf Annas. Eine davon ist sicherlich Anna Kern, der Puschkin auch das bekannte Liebesgedicht „Ich erinnere mich an einen wundervollen Moment“ gewidmet hat.

Nach seiner Rückkehr aus dem Süden lebte Puschkin von 1824 bis 1826 auf dem Anwesen seiner Familie in Michailowskoje im Norden der Provinz Pskow. Diese Jahre gelten als produktivste Periode in Puschkins Leben.

Auf dem nahegelegenen Anwesen Trigorskoje traf er auch auf Anna Kern. Ihre Beziehung war eher kurz und verspielt. In Puschkins Aufzeichnungen fand man ironische Bemerkungen über Kern, die darauf hindeuteten, dass er besonders tiefe Gefühle für sie hatte.

„Puschkin in Michailowskoje“ von Boris Schtscherbakow, 1969

Ebenfalls in Michailowskoje hatte Puschkin eine Affäre mit der Leibeigenen Olga, mit der er einen unehelichen Sohn hatte. Dieser starb jedoch schon als Kind.

Natalia Gontscharowa

Im Alter von 29 Jahren traf Puschkin 1828 auf die dreizehn Jahre jüngere Natalja. Er verliebte sich schlagartig in sie und hielt prompt um ihre Hand an. Beim ersten Versuch sollte daraus jedoch nichts werden: Nataljas Eltern lehnten die Anfrage zwar nicht kategorisch ab, waren aber auch nicht allzu begeistert. Sie glaubten, ihre Tochter sei zu jung für Puschkin. Zudem war der Poet zu diesem Zeitpunkt bereits als Frauenheld bekannt.

Puschkin zog in den Kaukasus, wo zu dieser Zeit Krieg herrschte, und wollte später ins Ausland reisen, was ihm aber von der Geheimpolizei verboten wurde. 1830 hielt er erneut um Nataljas Hand an. Dieses Mal sagte sie ja und sie bekamen vier gemeinsame Kinder.

Natalia Gontscharowa, gezeichnet von Puschkin

Trotz des privaten Glücks geriet Puschkins literarische Karriere ins Stocken. Seine besten Werke schafften es nicht durch die Zensur und Zar Nikolaus gab ihm den niedrigsten Adelstitel: Kammerjunker, für den Poeten ein absoluter Affront. Dazu kam, dass die Behörden ihn zwangen, in Sankt Petersburg zu bleiben, wo er keine großen Werke verfassen konnte. Leser und Kritiker glaubten, dass sein Talent verblasst war und er häufte immer größere Spielschulden an.  

Der Poet wurde immer nervöser und fürchtete zunehmend auch um die Treue seiner Frau. Angeblich hatte sie eine Affäre mit dem französischen Offizier Georges d’Anthès. Puschkin forderte d’Anthès zum Duell heraus. In diesem wurde er tödlich verletzt und starb zwei Tage später. Auf dem Sterbebett bat er den Zaren um Vergebung. Tatsächlich kümmerte der Monarch sich nach Puschkins Tod um seine Frau und Kinder und bezahlte seine ausstehenden Schulden.

>>> Puschkin und Tolstoi: Fünf Liebesbekenntnisse von russischen Schriftstellern

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Weiterlesen

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!