Puschkin und Tolstoi: Fünf Liebesbekenntnisse von russischen Schriftstellern

Sergei Prokudin-Gorsky; Alexander Kislov
Liebesgeschichten in der russischen Literatur haben aufgrund unüberwindbarer Hindernisse selten ein gutes Ende, selbst wenn sie noch so leidenschaftlich beschrieben werden. Doch die Schriftsteller standen ihren Helden in Sachen Liebe in nichts nach.

  1. Alexander Puschkin an seine zukünftige Frau Natalia Gontscharowa. März 1830

„Heute ist der Jahrestag des Tages, an dem ich dich das erste Mal gesehen habe; an diesem Tag ... in meinem Leben ... je mehr ich darüber nachdenke, desto überzeugter bin ich, dass meine Existenz untrennbar mit der deinen verbunden ist: Ich wurde erschaffen, um dich zu lieben und dir zu folgen; all meine anderen Sorgen sind absolut nichtig und irrsinnig.“

Russlands Dichter Nummer eins verliebte sich ständig und hinterließ einige exquisite Liebesgedichte für die Nachwelt. Als er jedoch Natalia Gontscharowa heiratete, hörten seine Casanova-Abenteuer auf. Ihr schrieb er die schönsten Liebesbriefe, fragte nach ihrem Wohlbefinden und war eifersüchtig, wenn sie voneinander getrennt waren.

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  1. Fjodor Dostojewski zu seiner Frau Anna. 21. Juli (2. August), 1876

„Mein Engel, ich merke, dass ich immer mehr an dich gebunden bin und die Trennung von dir nicht mehr ertragen kann. Du kannst diese Tatsache zu deinen Gunsten verwenden und mich jetzt noch mehr als zuvor versklaven, aber wisse, je mehr du mich versklaven wirst, Annie, desto glücklicher wird mich das machen. Je ne demande pas mieux. [Ich könnte mir nichts Besseres wünschen.]“

Nach seiner kinderlosen ersten Ehe heiratete Dostojewski die 25 Jahre jüngere Stenografin Anna Snitkina. Sie half ihm, die unmögliche Frist für seine Novelle „Der Spieler“ einzuhalten und brachte vier Kinder zur Welt.

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  1. Leo Tolstoi zu seiner zukünftigen Frau Sofia Behrs. September 1862

„Sag mir, als ehrliche Person, die du bist, willst du meine Frau werden? Sag nur ‚ja‘, wenn du es aus tiefstem Herzen und voller Mut sagen kannst, ansonsten sag ‚nein‘, wenn du auch nur den Anflug eines Zweifels hegst. Doch bitte denk um Gottes willen darüber nach. Ich habe Angst, ein ‚Nein‘ von dir zu hören, doch ich werde die Kraft finden, es zu ertragen. Sollte ich allerdings dazu verurteilt sein, von dir als Ehemann nie so geliebt zu werden, wie ich dich liebe, wäre es furchtbar!“  

Sofia Tolstaja ist wohl die berühmteste Ehefrau der russischen Literaturgeschichte, mit der der 24 Jahre ältere, eigensinnige Schriftsteller Leo Tolstoi 13 Kinder zeugte. Sofia war auch diejenige, die sein Epos „Krieg und Frieden“ mehrmals von Hand kopierte, um die unzähligen und verwirrenden Überarbeitungen mit einzubinden.

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  1. Anton Tschechow an seine Frau Olga Knipper. 29. Oktober 1901

„Mein Schatz, mein Engel, mein Hündchen und Täubchen, ich flehe dich an, mir zu glauben, dass ich dich liebe, aus vollem Herzen liebe; vergiss mich nicht, schreibe mir und denke an mich, so oft es geht. Ich werde dich, was immer auch passiert, auch wenn du alt und grau wirst, immer lieben – für deine Seele, für dein Gemüt [...]. Ich küsse und umarme dich und küsse dich erneut. Im Bett ist es einsam ohne dich, als wäre ich ein geiziger Junggeselle, alt und böse. Schreibe mir! Dein Antoine.“

Tschechows Briefe an seine Frau waren für gewöhnlich kurz, aber voller Zärtlichkeit und Ironie. Neben den liebevollen Kosenamen sind sie meist voller verbaler Küsse, Liebesbekundungen sowie scherzhaften Drohungen, dass sie Ärger bekäme, wenn er nicht jeden Tag einen Brief von ihr erhielte. Olga hatte ihrerseits den Ruf, eine frivole Person zu sein, die ihrem Ehemann unverhohlene Liebeserklärungen machte: „Ich umarme und küsse dich. Küsse jede Falte in deinem Gesicht.“

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  1. Wladimir Nabokow zu seiner zukünftigen Frau Wera Slonim. 8. November 1923

„Ich schwöre bei allem, was mir lieb ist, bei allem, woran ich glaube, dass ich niemanden geliebt habe, wie ich dich liebe – mit solch rührender Zärtlichkeit und so einem Strahlen. [...] Vor allem möchte ich, dass du glücklich bist, und es scheint mir, dass ich dir dieses Glück geben kann – ein einfaches, sonniges Glück, aber auch ein nicht ganz gewöhnliches.“

Der intellektuelle Nabokow fühlte sich seiner Frau sehr nahe und schrieb ihr lange Briefe, in denen er alle möglichen Einzelheiten aus seinem Leben schilderte, wenn sie getrennt waren. Der Briefwechsel zwischen den beiden erschien in dem Buch „Briefe an Wera“.

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