In verschiedenen Regionen hat es seine eigenen Namen: Sagaalgan (bei den Burjaten und Mongolen), Schagaa (bei den Tuwinen), Zagan-Sar (bei den Kalmücken), Tschaga Bajram (bei den Altaiern). In diesem Jahr fiel der Weiße Monat bei den Burjaten, Tuwinen und Kalmücken auf den 10. Februar (und somit auch dem chinesischen Neujahr zusammen, was selten vorkommt). Der Weiße Monat im Altai fiel dagegen auf den 17. Februar. Das Symbol des Jahres ist der der Grüne Holzdrache.
Er beginnt mit dem ersten Frühlingsneumond. Dies ist die Zeit, in der der Winter endet und die Natur erwacht.
Bis zum 14. Jahrhundert wurde der Weiße Monat im Herbst gefeiert, in der Zeit der Zubereitung der Nahrungsmittelreserven für den Winter, wenn es Milchprodukte in Hülle und Fülle gab (Burjaten nennen ihn Sagaan Edeen). Doch dann wurde er unter dem Einfluss der chinesischen Astrologie (bei der jedes Jahr durch eines von zwölf Tieren gekennzeichnet ist) auf das Ende des Winters verlegt. Das Feiern des Sagaalgan wurde auch durch die Verbreitung des Buddhismus beeinflusst. Die buddhistischen Lehren kamen im frühen 17. Jahrhundert aus der Mongolei nach Sibirien und verbreiteten sich in Transbaikalien, Tuwa, dem Altai und Burjatien.
Auch in der Region Irkutsk leben viele Burjaten (es gibt sogar den burjatischen Kreis Ust-Ordyn). Hier können Sie sowohl einen Dazan (einen traditionellen buddhistischen Tempel) besichtigen als auch zahlreiche Cafés mit Posy (oder Buuds – wie Sie wollen) besuchen und sich mit den Traditionen dieses sibirischen Volkes vertraut machen.
Sagaalgan, was übersetzt Weißer Monat bedeutet, ist neben dem sommerlichen Surcharbaan einer der beiden wichtigsten Feiertage in der burjatischen Kultur.
Das Fest dauert einen Monat
Davon, dass sich die Natur nach dem Winter langsam wieder mit Leben füllt, konnten wir uns selbst überzeugen. Normalerweise ist der Februar in Irkutsk ein kalter Monat, mit minus 20 Grad und weniger. Aber als wir kamen, um den Weißen Monat zu feiern, kam plötzlich die strahlende Frühlingssonne zum Vorschein, und die Temperatur blieb ein paar Tage lang bei plus 5 Grad. Kann man sich solche Metamorphosen im Herzen Sibiriens vorstellen?
Wie das offizielle Neujahr gilt auch Sagaalgan in Russland als Familienfest. Während der 30 Tage ist es üblich, Verwandte und Freunde zu besuchen, Teenachmittage mit Boowy-Krapfen und Buuds (Posy) zu veranstalten und sich gegenseitig kleine Geschenke zu übergeben (in der Regel einen Chadak, den traditionellen Seidenschal).
Heutzutage wird er aber nicht nur zu Hause gefeiert. In Irkutsk ist er bereits zu einem städtischen Feiertag geworden, an dem jeder teilnehmen kann. Es wird vom Kulturzentrum für indigene Völker der Baikalregion mit Unterstützung des Kulturministeriums der Oblast Irkutsk organisiert. „Die Hauptsache ist, dass Sie mit reinen Gedanken und einer offenen Seele kommen, dann wird das Jahr Glück bringen“, erklärte man uns im Zentrum.
Zunächst wandten sich die Lamas des Irkutsker Dazans mit Wohlstandswünschen an die Gäste und lasen Gebete. Die Wohlstandswünsche wurden von burjatischen Volksmusikern aus Irkutsker mit Liedern und Tänzen illustriert.
Dann führten Burjaten alle Gäste in ihre traditionelles Knochenspiel Schagaj Naadan ein und demonstrierten die Kunst, einen Wirbelsäulenknochen mit bloßen Händen zu brechen (wir hatten diese Volkssportart bereits im Sommer beim Surcharbaan-Fest gesehen).
Der Höhepunkt des Festes ist der Massen-Rundtanz Jochor. Stellen Sie sich vor: Hunderte von Menschen fassen sich an den Händen und bewegen sich im Kreis, springen auf und ab, werden schneller und langsamer und rufen Jochor, Jochor. Dieser alte burjatische Tanz ist mit der Bewegung der Sonne verbunden. Es wird angenommen, dass es acht Haupttypen des Jochor gibt, die in den verschiedenen Gebieten, in denen Burjaten leben, getanzt werden. Und bei solchen Stadtfesten versuchen die Vorführer in der Regel, jedem die verschiedenen Arten beizubringen. Sie unterscheiden sich in den Melodien und den Arten der Sprünge. Es ist unmöglich, sie sich alle auf einmal zu merken!
„Unser Jochor hat in den drei Jahren nach der Pandemie die meisten Menschen versammelt. Es waren fünf Kreise!“, erzählte uns Olesja Polunina, Kulturministerin der Oblast Irkutsk. „Ich tanzte selbst und hatte einen Riesenspaß! Es war, als hätte ich eine Menge Energie freigesetzt und doppelt so viel aufgenommen. Was für ein Kick!“
Lasst uns einander alles Gute wünschen!
Burjaten, so erfuhren wir im Irkutsker Dazan, verbinden den Buddhismus mit Schamanismus und Volksritualen. Und das Volksfest Sagaalgan ist heute untrennbar mit dem religiösen Teil verbunden.
Es ist notwendig, besonders auf Sauberkeit zu achten – es geht nicht nur um die Reinigung des Hauses, sondern auch um die Reinheit der Gedanken und des Karmas. Im Irkutsker Dazan fand in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar der Ritus der Reinigung von Dugschuub statt. Alle negativen Dinge wurden in einem pyramidenförmigen Feuer Sor (manchmal auch Soor geschrieben) unter Gebeten verbrannt.
Ein paar Tage vor dem Weißen Monat halten die Lamas im Dazan besondere Gottesdienste (Churale) ab. Wir besuchten den Hauptgottesdienst, der am 9. Februar um 22 Uhr begann und bis 6 Uhr morgens dauerte.
Der Gottesdienst war der Göttin Baldan Lhamo gewidmet, die als Beschützerin der Menschen und als eine Gottheit gilt, die von Krankheiten heilt. Im Morgengrauen umkreist sie die Erde und segnet alles Lebendige. Und das neue Jahr beginnt!