Ein gemeinsames Tourismusjahr 2017 soll Gäste in beide Länder locken.
DPA/Vostock-PhotoDas kommende Jahr wird gemeinsames Tourismusjahr der Länder Russland und Österreich. Dies wurde an diesem Mittwoch in der russischen Botschaft in Wien offiziell verkündet. Die Vize-Kulturministerin der Russischen Föderation Alla Manilowa und ihre österreichische Kollegin, Sektionschefin für Tourismus und Historische Objekte im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft der Republik Österreich, Frau Mag. Elisabeth Udolf-Strobl, unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung und das Programm für die Hauptveranstaltungen des nächsten Jahres.
„Ich möchte nicht verschweigen, dass wir über Wochen und Monate Verhandlungen mit der Unterstützung unserer österreichischen Kollegen geführt haben“, erklärte der Botschafter der Russischen Föderation in Österreich Dmitrij Ljubinskij vor der Festveranstaltung. Er stellte stolz fest, dass für ihn mit der Unterzeichnung der Dokumente zum Tourismusjahr ein Traum in Erfüllung gehe. Dennoch hielt der Botschafter fest, dass der am Mittwoch unterzeichnete Plan einen vorläufigen Charakter habe und für Initiativen sowohl der russischen als auch der österreichischen Seite offen sei. „Das Programm ist ein lebendiges Dokument, und aus unseren beiden Ländern wird es ständig neue Initiativen geben, die sowohl von Moskau als auch von Wien unterstützt werden“, sagte Ljubinskij.
Manilowa teilte mit, dass die Vereinten Nationen bei der Durchführung des Tourismusjahres Beistand leisten würden, und dass Taleb Rifai, Generaldirektor der Weltorganisation für Tourismus UNWTO, seine Teilnahme an der offiziellen Eröffnungsfeier des Jahres, die am 12. Januar in Wien stattfinden soll, zugesagt habe. Den Auftakt des Jahres wird offensichtlich ein dreitägiges russisch-österreichisches Tourismusforum bilden, an dem nicht nur der Kulturminister der Russischen Föderation und die Minister für Kultur und Tourismus einer Reihe russischer Regionen, sondern auch die Gouverneure und Vize-Gouverneure jener Regionen teilnehmen werden, die mit der Tourismusbranche in Österreich zusammenarbeiten wollen. Der Nordkaukasus und die Region Krasnodar planen ihre Beziehungen zu Tirol im Bereich des alpinen Tourismus auszubauen.
Es werde eine Präsentation der neuen russischen Programme für österreichische Touristen erwartet – in erster Linie für Zentral- und Nordwestrussland, den Flusstourismus, Bildungsreisen zu den Anwesen russischer Künstler sowie Fahrten zum Baikalsee und nach Kamtschatka, sagte Manilowa. Am Abend des 12. Januar werde man ein Galakonzert in der Hofburg, der ehemaligen Habsburger Residenz, veranstalten, auf dem die Preisträger des letzten Tschaikowski-Wettbewerbs auftreten würden.
Bereits im Dezember eröffnet in Wien unter dem Namen „Visit Russia“ ein eigenes Büro zur Förderung des Tourismus in Russland. Für das gesamte kommende Jahr sind laut dem nun bekanntgegebenen Programm eine Vielzahl von Veranstaltungen geplant – vom einzigartigen „Ball Imperial“ der Stadt Baden bis hin zu den Wochen des Tourismus in verschiedenen Regionen Russlands und Österreichs. Es werden spezielle, den russischen und österreichischen Komponisten gewidmete Reiserouten sowie Wellness-Touren präsentiert. Von Juli bis August ist in der Stadt Eltz ein gemeinsames Festival kleiner Ausflugsorte geplant.
„Wir werden uns besonders auf jene Inhalte fokussieren, bei denen es um Ähnlichkeiten in den Landschaften und im Produktgestaltungsangebot geht. Es wird um die Themen Berg- und Sporttourismus gehen, und natürlich um Stadt- und Kulturtourismus“, sagte Udolf-Strobl.
Manilowa unterstrich den partnerschaftlichen Charakter der Veranstaltungen. „Beide Seiten wissen, dass dies eine Straße in beide Richtungen ist“, sagte sie. „Natürlich wollen wir, dass noch mehr österreichische Touristen zu uns kommen. Natürlich freuen wir uns über österreichische Investitionen in den russischen Tourismus. Aber dabei verstehen wir auch, dass Österreich mit unserer Hilfe den andauernden Abwärtstrend im österreichisch-russischen Fremdenverkehr stoppen muss“, fügte die Vize-Ministerin hinzu. Dafür müssten ihrer Meinung nach unter anderem neue Reiserouten beworben werden, „damit die Touristen nicht nur nach Wien und Salzburg fahren“. Das Gleiche gelte auch für Russland. „Wir haben einen großen Hemmfaktor – wir vermarkten Russland zu schlecht“, sagte sie.
Ende Frühjahr oder Anfang Sommer soll in Moskau dann eine Festveranstaltung zum 500. Jahrestag der diplomatischen Mission von Baron Siegmund von Herberstein stattfinden. Der Adelige kam 1517 als Gesandter Kaiser Maximilians nach Russland und hinterließ das Rerum moscoviticarum commentarii, die wohl detailreichste spätmittelalterliche geographische wie kulturhistorische Beschreibung des damaligen russischen Reiches.
Im Rahmen des Tourismusjahres sollen auch eine Reihe von Kulturveranstaltungen durchgeführt werden. Die bedeutendste von ihnen wird eine große Ausstellung im Moskauer Puschkin-Museum mit Exponaten aus der Albertina sein, die der Wiener Kunst des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts gewidmet wird. Es sollen vor allem Werke von Gustav Klimt, Egon Schiele und Oskar Kokoschka gezeigt werden. Die Ausstellung wird voraussichtlich im Oktober 2017 eröffnet werden und bis zum Januar 2018 andauern.
Zwischen den Außenministerien der beiden Länder wurden Noten zu Fragen der Visaerteilung ausgetauscht, was die Ausstellung von Touristenvisa erleichtern soll.Währenddessen unterstrichen die offiziellen Vertreter den unpolitischen Charakter des Tourismus. „Die Politik wirkt sich auf den Tourismus nur in einem Fall aus: Russische Touristen reisen nicht gerne in Länder, in denen sie mit einer feindseligen Stimmung konfrontiert werden. Österreich zählt jedoch nicht zu diesen Ländern. Das Verhältnis der Österreicher zu russischen Touristen ist ganz toll“, sagte Manilowa.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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