Kaliningrad plant eigene Airline für Billigflüge nach Europa

Bislang können Europäer Kaliningrad nur über Moskau anfliegen.

Bislang können Europäer Kaliningrad nur über Moskau anfliegen.

Igor Zarembo/RIA Novosti
Offenbar gibt es Pläne für eine neue Fluggesellschaft, die Kaliningrad mit europäischen Städten wie Berlin, Prag oder Warschau verbinden soll. Branchenkenner sehen das Projekt mit einer gewissen Skepsis.

Die Regierung der Oblast Kaliningrad, 1 200 Kilometer westlich von Moskau gelegen, plant die Gründung einer regionalen Billigairline, die Flüge von Kaliningrad in die nächstgelegenen europäischen Zentren wie Berlin, Riga, Prag und Warschau anbieten soll. Entsprechende Pläne stellte Wladimir Sarudnij, Leiter der Korporation für die Entwicklung des Kaliningrader Gebietes, bei einer Investorenveranstaltung in der US-amerikanischen Handelskammer am Dienstag vor.

Die neue Fluggesellschaft könnte darüber hinaus die russische Exklave mit der belarussischen Hauptstadt Minsk verbinden, wo ab dem 9. Februar 2017 ein fünftägiger visafreier Aufenthalt für Ausländer gilt. „Unser Wunsch ist, dass die neue Fluggesellschaft als eine öffentlich-private Partnerschaft funktioniert – so könnten wir einen Fixpreis für Tickets gewährleisten“, erläuterte Sarudnij das Vorhaben in einem Gespräch mit RBTH.

Hochfliegende Euphorie

Wer von Europa nach Kaliningrad reisen will, muss derzeit einen Zwischenstopp in Moskau einplanen – das wirkt sich natürlich auf den Preis aus. Ein Flugticket von Moskau nach Kaliningrad kostet durchschnittlich 78 Euro (5 000 Rubel) in eine Richtung. Im Sommer werden allerdings mitunter bis zu 340 Euro (22 000 Rubel) pro Ticket fällig, bemerkt Sarudnij und ergänzt: „Dabei kostet ein Flugticket von Danzig, das nur 100 Kilometer von Kaliningrad entfernt liegt, nach Warschau gerade einmal zwei Euro (neun Złoty).“

Oleg Panteleev, Geschäftsführer der Fachagentur Aviaport, bremst jedoch die Euphorie. Seiner Meinung nach seien die Perspektiven für den Luftverkehr zwischen Kaliningrad und europäischen Städten begrenzt: einerseits wegen der finanziellen Lage der Bevölkerung, andererseits wegen des komplizierten Visumverfahrens für Ausländer. 

„Für die Gründung eines Billigfliegers in Kaliningrad wären enorme Startinvestitionen vonnöten“, fügt Panteleev hinzu. Jede neue Fluggesellschaft dürfe zunächst mindestens zwei Jahre lang nur im Inland Flüge anbieten; wer international tätig sein will, müsse zudem über eine bestimmte Anzahl an Flugzeugen verfügen. 

Ernüchternde Erfahrung

Die Oblast Kaliningrad hatte schon einmal eine eigene Fluggesellschaft: Zwischen 2002 und 2009 bot die regionale Airline KD Avia Flüge von Russland nach Westeuropa über einen Zwischenstopp am Kaliningrader Flughafen Chrabrovo an. Das Unternehmen musste jedoch Insolvenz anmelden. Für Wladimir Sarudnij lag das allerdings am falschen Konzept: „Für kurze Flüge nach Europa reichen kleinere Flugzeuge mit Turboprop-Triebwerken, dafür braucht man keine großen Boeings, die für Langstreckenflüge eingesetzt werden.“ 

Einen positiven Aspekt zumindest hat der Fall KD Avia verdeutlicht: Es ist durchaus möglich, kommerzielle Rechte für Flüge von Kaliningrad nach Europa zu erwerben. Zudem, so fügt Panteleev hinzu, wären die zuständigen Behörden in Russland als auch Europa über einen Punkt zum Flugverkehr in ihren bilateralen Abkommen höchst erfreut.

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