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Eine Überdosis stalinistischer Klassik mit Bronze, Marmor, Blattgold und prächtigem Mosaik: Einige Stationen der grünen Linie der Moskauer Metro sind der ganze Stolz des größten „unterirdischen Museums“ der Welt.
Die grüne Linie der Moskauer U-Bahn trägt einen eigenen Namen: „Samoskworezkaja“. Aus 22 Stationen besteht sie, deren Ausgänge auch zum Kreml, dem Roten Platz, dem Haupthaus der Tretjakow-Galerie und dem Belorusski-Bahnhof hinaufführen.
Die prächtigsten von ihnen wurden Mitte der 1930er- und 1940er-Jahre gebaut und preisen bis heute den längst vergangenen Ruhm der ehemaligen Sowjetunion – jenes Arbeiter- und Bauernparadieses, das unterging, bevor es geschaffen worden war.
Aber schauen wir uns jene Stationen doch einmal genauer an, die die Geschichte des Himmels auf Erden erzählen:
Um Industrie und Landwirtschaft aufzubauen, brauchte es eine gesunde Nation. Ein solches Volk heranzuziehen, war eine der selbstverschriebenen Hauptaufgaben der UdSSR. Deshalb wurde der Sport zu einem der Leitmotive der angewandten Propaganda-Kunst. Auch beim Dekor der Metro-Station Dynamo kam dieses zum Einsatz.
Benannt wurde die Station nach dem damals größten Stadion der Hauptstadt, das 1928 in konstruktivistischer Tradition erbaut wurde.
Der überirdische Pavillon der Station ist neoklassisch gehalten, in Anlehnung an die Kunst des antiken Griechenlands, Heimat der Olympischen Spiele: Korinthische Marmorsäulen schmücken Friese und Basreliefs, die sportliche Wettkämpfe darstellen.
Im Vergleich dazu mutet der unterirdische Bereich fast schon asketisch an: Sieben Arten von Marmor wurden in der Station verbaut, geschmückt von Porzellanmedaillons mit Sportlerportraits. Entworfen wurden sie von der sowjetischen Stararchitektin Jelena Janson-Manizer.
Die Station gilt vielen Künstlern und Architekten als eine der schönsten, nicht nur in Moskau, sondern auf der ganzen Welt – ein Meisterwerk des Art déco. Vom renommierten Sowjetarchitekten Alexei Duschkin entworfen und 1938 eröffnet, wurden alle Innovationen jener Zeit verarbeitet.
Statt schwerer Pylonen zieren schlanke Säulen aus Flugzeugstahl den Eingangsbereich, die das Gefühl einer großen Säulenhalle erwecken. Ihnen ebenbürtig sind die zahlreichen, im Scheinwerferlicht funkelnden Mosaike, entworfen von Alexander Dejneka. 34 Mosaike sind es heute in der Hallenkuppel. Ihr Thema: der Alltag des Sowjetlandes. Dazu passen die Sujets „Zwei Flugzeuge“, „Weizenernte“ und „Ein Luftschiff über dem Spaskaja-Turm“.
Schon Zeitgenossen schätzten das Design sehr: Auf der Weltausstellung in New York 1939 gewann die Station Majakowskaja den Grand-Prix.
Es ist eine der prächtigsten Stationen, die während des Zweiten Weltkriegs gebaut wurden.
Entlang der Bahnsteige wurden hier riesige Sitzbänke aus Marmor mit Armlehnen im Stil der Renaissance aufgestellt. Über ihnen prangen Bronzemedaillons mit Flaggen, Schildern, Gewehren und Portraits berühmter russischer Feldherren, von Alexander Newski über Suworow bis Kutusow.
Im Zentrum schmücken sechs Mosaike mit Alltagsmotiven aus dem Leben der Sowjetbürger die Halle. Hergestellt wurden sie zur Zeit der Leningrader Blockade nach den Entwürfen von Dejneka – wie auch die Bronzeleuchter in der Hallenmitte. Die dominierende Farbe ist blau: eine Simulation des Himmels unter meterdicken Erdschichten.
Nach dem Krieg wurde oberhalb der Säulen noch ein Fries angebracht. Darauf zu sehen sind patriotische Motive, die sich mit Kriegsorden abwechseln.
Ein weiterer Stolz des „unterirdischen Museums“ von Moskau ist die Station Teatralnaja. Ihr Ausgang führt direkt zum Bolschoi- und Malyi-Theater, auf den Roten Platz und zum Kreml. Ihre Pracht sollte deshalb nicht nur Russen sondern auch ausländische Gäste der Hauptstadt überwältigen.
Der berühmte russische Architekt Iwan Fomin hat die Station konzipiert. Die Halle nannte er „Avantsaal“. Es war seine letzte Arbeit.
Die Pylonen und das Zentralgewölbe mit rautenartiger Kassettendecke sind hier mit Marmor beschlagen, der Boden ist schachbrettartig mit schwarzem und gelbem Granit ausgelegt.
Als Dekor wurden Basreliefs aus Porzellan gewählt, deren Thema Tanz, Gesang und Musik der Sowjetvölker ist. Abgebildet sind darauf allerdings nur Menschen in Nationaltrachten Georgiens, Armeniens, Kasachstans, der Ukraine, aus Belarus und Russland.
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