Fernöstlicher Entdeckertrieb: Was macht man als Tourist in Magadan?

Die "Maske des Leids" - Denkmal für die Tausenden Deportierten in der Region.

Die "Maske des Leids" - Denkmal für die Tausenden Deportierten in der Region.

Alexander Krylow/RIA Novosti
Wider alle - historisch bedingten - Zweifel hat die Hauptstadt der entlegenenen Kolyma-Region auch für Reiselustige viel zu bieten.

"Das Leben hier ist anders als bei den 'Kontinentalrussen'", ist oft von den Magadaner Einheimischen zu hören. Wenn Sie sich dann wundern, weil die Stadt ja nur 6000 Kilomerter östlich von Moskau und keinesfalls auf einer Insel liegt, dann lachen sie nur. 

Das Gebiet Kolyma liegt zwischen der Mündung des gleichnamigen Flusses und den nördlichen Buchten des Ochotskischen Meers. Wahrscheinlich darum fühlen sich die Magadaner oft wie Inselbewohner: Hier fahren keine Züge und die nächste größere Stadt ist Jakutsk, 2000 Kilometer westlich. Allein mit dem Flugzeug - von Moskau, Wladiwostok, Chabarowsk, Irkutsk und anderen russischen Großstädten aus - erreicht man Magadan heute. 

"Wir leben auf dem Planeten Kolyma und der ist sehr besonders", sagen die Magadaner stolz. Und sie haben Recht.

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Das Sankt Petersburg des Fernen Ostens

"Magadan ist ein kleines Leningrad", schrieb einst der kanadische Schriftsteller Farley Mowat, als die Stadt an der Newa noch nicht wieder Sankt Petersburg hieß. Mowat bereiste das sowjetische Kolyma in den späten 60ern. Wie in der nordischen Hauptstadt im Westen legten die Erbauer von Magadan großen Wert auf Architektur. Die in den 30ern gebaute Innenstadt entstand im Stile des zeitgenössischen Stalinbarocks

Ein Prachtgebäude auf der Magadaner Hauptverkehrsstraße

Wenn Sie dann durch das Stadtzentrum spazieren, bekommen Sie einen eindruck, wie es sich angefühlt haben muss, als Gulag-Gefangene und Freiwillige im 20. Jahrhundert bei grausamem Frost überleben mussten.

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Symbole der Repression

Zu Stalins Regierungszeit war Kolyma das Land der Repression und Repressierten. Hunderttausende Menschen wurden damals hierher in Arbeitslager deportiert. Dort mussten sie bei Wind und Wetter Gold, Zinn und Uranium abbauen. Viele starben an Hunger, Kälte oder Krankheiten. Zwischen 120.000 und 130.000 Menschen waren hier interniert.

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Und so ist es nicht verwunderlich, dass in den 1990ern gerade nahe Magadan den Gulag-Opfern ein Denkmal gebaut wurde. Die 15 Meter hohe "Maske des Leids" steht auf einem Hügel unweit der Stadt. Das weinende Gesicht steht unendliches Leid und erinnert die Betrachter an die unannehmbare Gewalt, die Tausenden Menschen in Kolyma zu Sowjetzeiten angetan wurde. Diesen Eindruck werden Sie so schnell nicht wieder vergessen.

Zur "Maske des Leids" buchen Sie am besten einen Bus- oder Autoausflug. Diese bietet beispielsweise das örtliche Heimatkundemuseum an.

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Und auch das Museum auf der Karl-Marx-Straße 55 ist unbedingt einen Besuch Wert: Die Ausstellung zeigt nicht nur die Geschichte der Gulags, sondern thematisiert auch Flora und Fauna der Gegend sowie Leben und Errungenschaften der indigenen Völker des nordischen Fernen Ostens: der Ewens, Tschuki, Inuit und anderer. 

In der Wohnung von Wadim Kosin

Außerdem lohnt sich ein Besuch im Wadim-Kosin-Museum auf der 1. Uliza Schkolnaja. Kosin war ein berühmter sowjetischer Sänger der 1930er Jahre, der jedoch bei der Sowjetmacht in Ungnade fiel und letztlich als Gefangener nach Kolyma geschickt wurde. Und dann blieb er sogar nach seiner Entlassung an seinem Verbannungsort - bis zu seinem Tod in den 90ern. Seine Wohnung dort ist die womöglich sowjetischste der Welt: mit riesigen Bücherwänden und Katzenbildern an der Wand.

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Träumen von Küsten und Bergen

Magadan als Stadt bietet auch schöne Aussichtspunkte, wie Sie bei einem Spaziergang schnell erkennen werden. Die schönsten Ausblicke aber finden Sie vor den Toren der Stadt. In nur fünf bis zehn Gehminuten erreichen Sie die Nagajew-Bucht. Das Meer ist zwar eigentlich ganzjährig zu kalt zum Baden. Trotzdem lädt das Ufer zu langen Spaziergängen und Picknicks ein.

Das wunderschöne Flussbett der Omuljowka

Von dort aus sehen Sie auch die Steinkrone, eine einzigartige Felsformation. Dorthin können Sie natürlich auch wandern, aber die Strecke dauert zu Fuß einige Stunden. Dafür werden Sie, oben angekommen, mit einem grandiosen Rund-um-Blick belohnt.

Alternativ können Sie mit einem Taxi vom Busbahnhof in der Proletarskaja-Straße zur Mys Njuklja fahren: Dort wartet eine beeindruckende Landschaft auf Sie: lange, sandige Trampfelpfade entlang dem Ochotskischen Meer. Hier fühlen Sie sich dann auch wirklich wie auf einer Insel!

Abendstimmung über der Mys Njuklja

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