Irkutsk und Baikal: Ein Wochenende zum Verlieben

Ilja Ipatow
Sibirische Holzhäuser und im 19. Jahrhundert deportierte Adelige und die unbeschreibliche Schönheit des Baikal-Sees: Einen Ausflug nach Irkutsk und das Umland werden Sie so schnell nicht vergessen.

Wenn Sie Irkutsk hören, denken Sie sicher auch an Weite, extreme Kälte und vielleicht den Baikal-See. Aber die Großstadt mit 600.000 Einwohnern ist nicht nur auch selbst eine Reise wert, sondern gehört auch noch zu den sonnigsten Regionen Sibiriens.

Tag eins: Geschichte, Schicksale und Teigklöpse

Jeder Reisende weiß, am besten entdeckt man einen neuen Ort zu Fuß – entweder allein, oder auch auf einer geführten, zwei-drei Stunden dauernden „Green-Line-Tour“. Diese bringt sie zu rund 30 der aufregendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Ein absolutes Muss ist natürlich die historische Altstadt. Die hiesige Holzbaukunst ist einzigartig auf der ganzen Welt und mehrere Viertel sind bis heute erhalten. Sie gehören sogar zum Unesco-Weltkulturerbe.

Achten Sie besonders auf die Fenster: Sie sind oft über einen Meter hoch und von kunstvoll verzierten Fensterläden umrahmt. Angeblich sollen diese die Stadtbevölkerung früher vor den zahlreichen Kriminellen hier beschützt haben. Immerhin galt Sibirien ja stets als Deportationsort, wo Banditen und Verbrecher hin verbannt wurden.

Am Ufer der großen Angara passieren Sie dann das beeindruckende Gebäude des Schauspielhauses von 1850. Es ist eine der ältesten Bühnen Russlands und wurde durch die Aufführungen Alexander Wampilows und Walentin Rasputins berühmt. Beide sind übrigens Kinder der Stadt Irkutsk. Über Wampilow als “Tschechow Sibiriens” erfahren Sie dann schon zehn Minuten weiter im gleichnamigen Kulturzentrum mehr.

Als nächster Stopp bietet sich dann das Dekabristen-Museum an, ein Komplex mit den Höfen Trubezkojs und Wolkonskijs. Nach dem Aufstand 1825 waren die meisten Dekabristen-Rebellen nach Sibirien verbannt worden. Und viele Ehefrauen folgten ihren Männern: An ihre Opferbereitschaft erinnert heute ein kleines Denkmal im Hof der Dekabristenhäuser. Dabei erhielten nur wenige der Verbannten die großzügige Erlaubnis des Zaren, sich in der Stadt Irkutsk ansiedeln zu dürfen – ein Privileg!

Zur Stärkung steht nun ein obligatorischer Besuch in einer Gaststätte mit lokaler Küche an: die burjatischen (Burjatien ist die südlich an den Baikalsee grenzende Nachbarregion) gefüllten Teigtaschen Buusy müssen Sie unbedingt probieren. Sie werden mit der Hand gegessen, nachdem die Brühe abgetrunken wurde. Die berühmteste Buusy-Einkehr finden Sie  als Café Buza auf der Tschernischewskij-Straße.

Das unangefochtene Szeneviertel Irkutsk ist das “130. Quartal“: Hier reiht sich eine Bar an die andere, Karaoke-Clubs und Tanzschuppen wechseln sich ab. Für einen ruhigeren Abend empfiehlt sich derweil ein Besuch im Anti-Café in der Suche-Batora-Straße. Hier werden häufig Quest-Rollenspiele, Video- und Brettspiele veranstaltet und im Keller geben lokale Jazz-Bands oft kleine Konzerte.

Dossier: Ein Einblick in das Leben am winterlichen Baikalsee

Tag zwei: Baikal, Robben und Omul

Vom Zentralmarkt aus geht es mit einer der zahlreichen Minubusse Marschrutka in nur knapp einer Stunde an den größten Süßwassersee der Erde und das „kleine Meer“, eine Bucht des Baikals am Ort Listwjanka.

Dort kann man im Sommer frisches Obst auf dem Markt kaufen und im Winter Hundeschlitten fahren. Oder sie nehmen die Ski mit und machen einen Ausflug zum Schamanenfelsen hoch über der Mündung der Angara in den Baikal.

Hier sollte unbedingt der typische Baikal-Fisch Omul auf Ihrer Speisekarte stehen. Sie finden ihn in jedem der örtlichen Fischrestaurants des Ortes.

Und das lokale Heimatkundemuseum wird sie dann noch mit unglaublichen Superlativen über den See überraschen:

1. 75 Prozent der im Baikal lebenden Pflanzen- und Tierarten sind endemisch. Sie kommen ausschlie0lich nur hier vor, sonst nirgends in der Welt.

2. Im Museum leben zwei Robben: Wie sie einst den Weg in das Museum als neues Zuhause gefunden haben, ist derweil nicht bekannt und bleibt ein Rätsel.

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