Vier Gründe, warum Sie nach Woronesch reisen sollten

Legion Media
Die Stadt, 500 Kilometer südlich von Moskau gelegen, steht auf der Liste der Reiseziele nicht an der Spitze, aber sie hat den Touristen etwas zu bieten: vom ersten Schiff der russischen Kriegsflotte, gebaut unter Peter I., bis hin zu modernen Theatern und Parks.

Selbst für die Bewohner Russlands ist Woronesch ungeachtet seines Status als Millionenstadt (mit 1,03 Mill. Einwohnern) nicht der bemerkenswerteste Ort des Landes. Keine Hauptstadt wie Moskau, keine Kulturmetropole wie St. Petersburg, nicht so entfernt gelegen und exotisch wie Wladiwostok, kein Urlaubsziel wie Sotschi, sondern lediglich eine Oblast-Hauptstadt wie viele andere.

Dennoch hat Woronesch seine Vorteile. Die Stadt ist schnell und einfach von Moskau aus zu erreichen: Die Fahrt mit dem Regionalzug dauert (eng) weniger als sieben Stunden und kostet ca. 1000 Rubel (15 €) – das ideale Ziel für einen Kurztrip, wenn Sie sich in der Hauptstadt aufhalten. Ein Plus ist das Klima: Aufgrund ihrer südlichen Lage ist es hier etwas wärmer als in Moskau. Aber was soll man in Woronesch anstellen?

  1. Schauen Sie sich das erste große Schiff der russischen Flotte an

Wie der Soziologe Dmitrij Solowjow, der den Charakter der Stadtbewohner untersucht, bemerkt (rus), sind die Woronescher sehr stolz darauf, dass ihre Stadt die „Wiege der russischen Flotte“ ist. Auch wenn Peter I. (der von 1682 – 1725 regierte) vor allem mit der Gründung der Stadt St. Petersburg assoziiert wird – seine Geschichte als Flottenkommandeur begann im Süden und eben hier ließ er die ersten Kriegsschiffe Russlands am Fluss Woronesch (nach dem die Stadt benannt ist) bauen.

Das berühmteste von ihnen ist die „Goto Predestinatsia“ (Gottes Bestimmung), das Flaggschiff der Asow-Flotte der Kaiserlich Russischen Marine, ausgerüstet mit 58 Kanonen, erbaut in der Woronescher Werft im Jahre 1700. Bis zu diesem Zeitpunkt verfügte Russland nicht über solch mächtige Schiffe.

Inzwischen kann ein Nachbau dieses Linienschiffs an der Anlegebrücke in der Nähe des Admiralitätsplatzes bestaunt werden. In diesem Museum kann man die Ausstattung des historischen Schiffes kennenlernen und viel Wissenswertes über das anstrengende Leben der russischen Seeleute erfahren.

  1. Spüren Sie die Mischung aus Moderne und Altertum

Wie auch viele andere russische Provinzstädte  verbindet Woronesch die Gemütlichkeit altrussischer Lebensart mit der glitzernden Moderne – aber die Landschaft lässt diesen Kontrast besonders deutlich werden.

Der historische Teil der Stadt befindet sich auf einem schroffen Hügel auf der rechten Flussseite. Auf der Spitze erstrecken sich für die Sowjetzeit typische breite Straßen, durchsprengelt mit ultramodernen Hochhäusern. Zum Fluss hin führen enge, von Grün gesäumte Gassen, in denen man noch Häuser aus der Vorrevolutionszeit finden kann, auch wenn es nur wenige sind (92 % Woroneschs wurden während des Zweiten Weltkriegs zerstört).

Dieser Kontrast verdeutlicht die gesamte Palette Russlands: Vom lärmenden Geschäftszentrum, das an Moskau erinnert, bis zu den verschlafenen und gemütlichen, seit Jahrzehnten unveränderten Häusern, sind es gerade einmal fünf Minuten zu Fuß. In Woronesch fühlt man den Geit des alten Russlands, ohne dabei auf Komfort verzichten zu müssen – viel der hiesigen Cafés, Parks und Theater stehen den Moskauern in nichts nach. Nur dass es hier nicht so überfüllt ist.

  1. Genießen Sie das künstliche Meer

Am Stadtrand verwandelt der Fluss Woronesch sich in einen Stausee, der das „Woronescher Meer“ genannt wird. 1972 wurde der Fluss angestaut, Wälder und Wiesen geflutet, damit Industrie und Landwirtschaft mit Wasser versorgt werden konnten. Das Ergebnis ist beeindruckend: Der Stausee zieht sich durch das gesamte Stadtgebiet hin und ist 70 km² groß – nirgendwo sonst in Europa befindet sich ein solch großes künstliches Gewässer innerhalb der Stadtgrenzen.

Wegen der Industrieabwässer kann das „Meer“ nicht gerade als sauber bezeichnet werden, den größten Teil des Gewässers ordnen (rus) die Ökologen in die Kategorie „mäßig verschmutzt“ ein. Aber das beraubt den Stausee nicht seiner Schönheit: Eine der besten Orte für Spaziergänge in der Stadt ist der Pridatschenskaja-Damm, der faktisch eine grüne Insel inmitten des Flusses Woronesch ist.

  1. Besuchen Sie außerhalb der Stadt das russische Stonehenge und Mammutknochen

In der Steppe rund um Woronesch gibt es viel Interessantes: 140 km südlich der Stadt befindet sich das malerische Plateau Diwnogorje mit seine Kreidesäulen, die an Stonehenge erinnern. Dort befindet sich eine in den weißen Felsen gehauene Kirche, ein Kloster aus dem 12. Jahrhundert und die Überreste einer mittelalterlichen Festung.

Aber diese Diwnogorjer Sehenswürdigkeiten erscheinen ultramodern im Vergleich mit den Exponaten des Dorfes Kostenki, das 70 km von Woronesch entfernt gelegen ist. Im hiesigen Museum werden Mammutknochen und Alltagsgegenstände der Menschen des Jungpaläolithikums gezeigt, die hier vor etwa 45.000 Jahren lebten. Der Boden in Kostenki ist so reich an Artefakten aus der Steinzeit, dass man Mammutknochen hier nahezu unter jedem Gemüsebeet finden kann.

Nach Kostenki fährt man von Woroneschа aus am besten mit dem Bus, nach Diwnogorje nimmt man den Bus oder Zug bis zur Stadt Liski und fährt dort mit dem Taxi.

>>> Kam der Homo sapiens zuerst nach Russland und dann nach Europa?

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