Survival Guide: Sechs Tipps, wie Sie die russische Provinz wirklich genießen

Wenn Sie sich plötzlich in einer russischen Kleinstadt stranden sollten und nicht wissen, was man dort mit sich anfangen soll, dann ist unser Survival Guide für russische Provinzstädte Ihr Rettungsanker!

1 Speisen in der “Stolowja”

Noch längst nicht alle russischen Städtchen haben schon McDonald’s oder Starbucks. Macht nix! Denn was Sie sicher in der russischen Provinz finden, sind aus der Sowjetzeit übriggebliebene Speiselokale “Stolowaja” oder “Kulinarija”.

Sie haben normalerweise keine besonderen Namen, sondern sind einfach durchnummeriert: "Stolowaja Nr. 1". Ihre Hauptmerkmale sind hausgemachte einfache Küche und niedrige Preise. Ein Mittagessen mit Vorsuppe und Dessert kostet etwa 150 Rubel (rund 2,20 Euro). Sie bieten klassische sowjetische Speisen wie Borschtsch, Kiewer Kotelett sowie die Salate Olivier und Mimosa.

Die nostalgische Atmosphäre einer längst vergangenen sowjetischen Kindheit kann hier leicht auch Ihr Herz ergreifen – und sie alle “Stolowaja”-Nachteile, wie zum Beispiel den charakteristischen Geruch, vergessen machen. Dass Ihre Kleidung noch Stunden später Ihr heutiges Mittagsmenü verraten wird, macht Ihnen dann nichts mehr aus.

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2 Stadtrundfahrt für 1,00 Euro

Ein offensichtlicher Vorteil russischer Provinzstädte sind die günstigen Preise für Dienstleistungen, z.b. das Taxi. Für 1,00 oder 1,50 Euro können Sie hier schon die ganze Stadt besichtigen. Benutzen Sie am besten solche Taxi-Apps wie Yandex Taxi, Uber oder Wesjot Taxi, um sich nicht von provinziellen Schlitzohren übers Ohr hauen zu lassen (nicht alle Taxifahrer in Russland sind gewissenhaft).

Wenn Sie aber eine Fahrt Schulter an Schulter mit Einheimischen bevorzugen, nehmen Sie besser eine typische Marschrutka, einen Minilinienbus. Das ist ein besonders in den Regionen weit verbreiteter Typ des ÖPNV. Während der Hauptverkehrszeit nehmen die Fahrer oft mehr Passagiere mit, als es Sitze gibt. Hier kommen Sie den Einheimischen also ganz sicher richtig schön nah!

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3 Stören Sie den Frieden des Heimatmuseums

Die Atmosphäre in provinziellen Heimatmuseen ist oft totenstill, kühl und es riecht leicht nach Mottenkugeln. Einmal im Jahr kommen Schüler der niederen Klassen hierher, um die Geschichte der Region zu lernen. Damit bringen sie leichte Abwechslung in den Tagesablauf der Museumsaufseherinnen, deren Schicksal es ist, jeden Tag im Halbdunkel des "Kulturtempels" zu verbringen.

Normalerweise haben solche Museen keine Multimedia-Installationen. Im Erdgeschoss findet man oft ausgestopfte Wildschweine und Vögel, im ersten Stock eine ethnographische Ausstellung mit Puppen in der regionalen Tracht. Außerdem gibt es hier historischen Trödel aller Art: vom Kugelschreiber, der einst einem lokalen Würdenträger gehörte, bis hin zur revolutionären Fahne, einer Lenin-Büste sowie weiteren zahllosen Gegenständen von unterschiedlicher historischer Bedeutung.

Im Obergeschoss dann das allerorts vorhandene Highlight: Dem Sieg der Sowjetunion über Hitlerdeutschland und den daran beteiligten lokalen Helden der jeweiligen Region sind wenigstens drei Extra-Säle gewidmet – mit Briefen und Utensilien aus der Kriegszeit, mit Fotos vom Berliner Reichstag und Mobilisierungsplakaten.

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4 Sich erholen wie die Einheimischen

Um den Charme einer Provinzstadt in ihrer ganzen Pracht zu genießen, reisen Sie am besten im Sommer (im Norden und Fernen Osten bietet sich auch der weiße Winter an!). Lokale Gewässer gehören – zu jeder Jahreszeit! – zum beliebtesten Ausflugsziel der Bewohner. Jeder Zweite erklärt sich selbst schnell zum DJ Nummer eins und legt die Oldies aus allen möglichen Richtungen auf. Umherlaufende Strandhändler preisen lauthals Kwass (alkoholfreies russisches Getränk), Bier, Chips und Eis an.

Der traditionelle winterliche Zeitvertreib ist das Rodeln von schneebedeckten Hügeln. Ein geeigneter „Berg“ dafür findet sich auch noch in der flachsten Stadt. Wenn Sie keinen Schlitten dabeihaben, nehmen Sie einfach einen Karton oder eine Plastiktüte.

5 Lenin-Denkmal finden

In jeder russischen Stadt gibt es (mindestens) ein Denkmal für den Revolutionsführer und Gründer des sowjetischen Staates Wladimir Lenin. Man könnte meinen, Lenin müsste doch überall gleich aussehen. Aber nein: Finden Sie die örtliche Lenin-Statue und schauen ihm ins Gesicht. Höchstwahrscheinlich werden Sie Ähnlichkeiten mit der lokalen Bevölkerung feststellen. In der Hauptstadt der Republik Burjatien in Südsibirien an der Grenze zur Mongolei steht beispielsweise der größte Leninkopf der Welt. Und ja, ein bisschen erinnert sein Antlitz doch wirklich an die einheimische Bevölkerung.

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6 Den Weihrauch einatmen

Alte orthodoxe Kirchen in den russischen Provinzen sind schön und immer einen Besuch wert. Es ist nicht wichtig, zu welcher Religion Sie persönlich sich bekennen. Man wird Sie nicht auffordern, das Gotteshaus zu verlassen, wenn Sie sich respektvoll verhalten und die Regeln befolgen. Schalten Sie Ihr Handy aus, packen Sie die Kamera weg und betreten Sie niemals die Altarzone (die ist nur für den Klerus). Frauen sollten eine Kopfbedeckung tragen (Kapuze, Mütze, Tuch…).

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