Geschichte der Produktion zum Anfassen: Fünf spannende Industriemuseen in Russland

Reise
WIKTORIA RJABIKOWA
Wer mehr als Eremitage und Basilius-Kathedrale in Russland sehen möchte, der sollte diese fünf Industriemuseen besuchen. Schauen Sie sich an, wie riesige Rohre und filigrane Uhrwerke entstehen.

Metallurgiewerk Tscherepowez 

Diese Anlage wurde im Juli 2019 nach einem Umbau, der 7,3 Millionen Euro gekostet hat, Touristen zugänglich gemacht (rus). Das 1955 gegründete Unternehmen produziert hauptsächlich Metall für die Herstellung von Haushaltsgeräten, für den Schiffs- und Maschinenbau sowie die Energie-, Verteidigungs- und Bauindustrie.

Der Rundgang beginnt im Museum für Metallurgische Industrie, das die Geschichte der Eisenherstellung erzählt. In einer virtuellen Kleiderkammer können die Besucher Rüstungen anprobieren. Sie erfahren außerdem, wie sie aus Metallspänen und Stahl ein Kunstwerk schaffen können.  

Im Hinterhof des Museums stehen Anlagen zur Produktion von Gusseisen, Stahl und Walzmetall. Es gibt die Möglichkeit, einmal den größten russischen LKW BELAZ zu fahren.

Weiter geht es zum Walzwerk 200. Es ist der produktivste Metallurgiebetrieb Russlands. Im Warmwalzabschnitt liegt die Temperatur bei milden 1000°C. Daher kann das Geschehen nur von einer speziellen Aussichtsplattform aus verfolgt werden. 

Die Werksbesichtigung dauert etwa zwei Stunden. Sie wird in Englisch gehalten. Der Eintritt für Gruppen kostet ab elf Euro pro Person. Individuelle Besichtigungen können für 156 Euro gebucht werden. 

Werkzeugmaschinen Museum Tula 

Dieses 1 000 m2 große Museum im Оktava-Industriecluster (rus) stellt acht Drehmaschinen aus verschiedenen Teilen Russlands vor. Dazu gehören eine Förderstrecke nach Henry Ford, die erste Dampfmaschine, der Tsar-Dampfhammer, eine Presse für Patronenhülsen und eine industrielle Spinnmaschine. 

Eine Klanginstallation fügt sich nahtlos in die allgemeine Fabrikästhetik ein. Riesige Rohre hängen von der Decke und reproduzieren die Geräusche der Anlagen. Auf einem 40 Meter langen Zeitstrahl an der Wand erfahren Sie alles über die Entwicklung der russischen Industrie. Lernen Sie zudem die wichtigsten Industrieanlagen des Landes als 3-D-Modelle kennen. 

Der Eintritt kostet rund fünf Euro für Erwachsene, 3,50 Euro für Studenten, knapp drei Euro für Schüler. Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt, ebenso kinderreiche Familien und Schwerbehinderte. Audioguides in englischer Sprache begleiten Sie durch das Museum.  

Weinkellerei Abrau-Djurso 

Abrau-Djurso liegt im Gebiet Krasnodar und ist die bekannteste Weinkellerei Russlands. 

Besichtigen Sie zuerst die Abrau-Galerie für zeitgenössische Kunst. Schauen Sie danach einen Film über die Geschichte der Anlage (in englischer Sprache). Im Anschluss besuchen Sie den alten Weinkeller, der Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde und die modernen Produktionsanlagen. Entdecken Sie auch die alten Tunnel aus Sowjetzeiten, in denen so manche Herausforderung für Kinder und Erwachsene wartet. 

Der Höhepunkt ist eine Verkostung von fünf Sektsorten und ein Besuch im Shop der Galerie. Gegen eine zusätzliche Gebühr können Sie an einer Stadtführung mit Audioguide teilnehmen (in englischer Sprache). 

Die Tour (rus) dauert 1,5 Stunden und kostet umgerechnet etwa 14,40 Euro. 

Stahlwerk Wyksa 

Sie können zwischen drei unterschiedlichen Führungen mit den vielversprechenden Namen „Die Geburt der Riesenröhren”, „Die erstaunliche Verwandlung von Stahl” oder „Die Welt der heißen Räder” wählen. 

Verfolgen Sie den gesamten Prozess des Stahlwalzens. Sehen Sie wie die gigantischen Rohre für Pipelines wie „North Stream” oder „Kraft Sibiriens” gebaut werden. Schauen Sie zu, wie aus flüssigem Eisen die Räder für Eisenbahnen entstehen. 

Betrachten Sie das weltweit größte Graffiti an einer Fassade, das „Wyksa 10 000” mit einer Fläche von 10 800 m2. Geschaffen wurde es von der populären zeitgenössischen russischen Künstlerin Misha Most. 

Gruppenführungen (in englischer Sprache, maximale Teilnehmerzahl 15 Personen), Kosten etwa 215 Euro. Die Anmeldung muss mindestens zwölf Tage (rus) im Voraus erfolgen. 

Uhrenfabrik Petrodworez 

Diese unter Peter dem Großen gegründete Fabrik in St. Petersburg produzierte Spezialuhren für die sowjetische Armee und Marine, die auch bei Polarmissionen eingesetzt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann das Unternehmen, Uhren unter der Marke Victory herzustellen. Berühmt ist insbesondere die „Raketa Victory”, die 1961 zu Ehren Juri Gagarins erschien. 

Damals beschäftigte die Fabrik rund 8 000 Mitarbeiter. In den postsowjetischen 1990er Jahren ruhte die Arbeit im Werk. Seit 2012 werden hier mit nur noch 50 Mitarbeitern wieder Uhren hergestellt. Im Petrodworez Uhrenwerk ist alles reine Handarbeit. Das ist sehr selten für eine Uhrenfabrik, die auch die Uhrwerke, einschließlich Spirale und Unruh, selbst fertigt. 

Die Fabrik bietet regelmäßig Führungen in russischer und englischer Sprache an. Sie erhalten dabei einen einzigartigen Einblick in den Entstehungsprozess. 

Vorherige Anmeldung per Telefon oder E-Mail erforderlich. 

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