Ein Paradies, das einst die Hölle war: Solowki durch die Linse spanischer Fotografen

Juan Manuel Castro Prieto/Rafael Trapiello
Wie heute der Ort aussieht, der einst der grausamste in ganz Russland war.

Auf den Solowezki-Inseln befindet sich eine der ältesten und schönsten Klosteranlagen Russlands. Doch dieser Ort ging in die Geschichte auch als das größte Straf- und Arbeitslager der UdSSR ein. 

Das Solowezki-Sonderlager, einer der ersten Gulags in der Sowjetunion, war auf diesem Archipel noch vor dem Großen Terror errichtet worden.

Der Besuch an diesem Ort im Norden Russlands, der durch seine grausame Geschichte auch außerhalb Russlands bekannt ist, begann für die zwei spanischen Fotografen, Juan Manuel Castro Prieto und Rafael Trapiello, zunächst als ein ganz normaler Arbeitsauftrag. Im Jahr 2015 begaben sie sich auf die Solowki-Inseln im Auftrag der deutschen Zeitschrift Mare.

Die Solowki-Inseln haben bei Juan und Rafael einen tiefen Eindruck hinterlassen. Die Tour war weit mehr als eine gewöhnliche Arbeitsreise.

„Solowki sind ein Paradies, das noch vor nicht allzu langer Zeit eine echte Hölle war“, sagt Rafael Trapiello.

Unterkunft der Arbeiter, die an den Rekonstruktionsarbeiten am Solowezki-Kloster beteiligt sind.

Nach einem Jahr kehrten die Fotografen auf die Inseln zurück und erforschten jede Ecke von ihnen. Sie machten zudem Bekanntschaft mit den Einheimischen und befreundeten sich mit vielen von ihnen. 

Das Ergebnis ihrer Reise war das Fotobuch Solowki, das sie im Sommer auf dem Festival PHotoEspaña 2019 vorgestellt haben.

Die Fotografen setzten sich nicht das Ziel, eine Foto-Doku über Solowki zu machen. Solche gibt es schon viele. In ihrem Werk haben sie versucht, die Atmosphäre und den Geist des Ortes, in dem ein Kloster und die malerische Landschaft mit dem Gedenken an die grausame Vergangenheit des sowjetischen Gulag-Systems vereint sind, wiederzugeben.

Tagelang nahmen sie den Alltag dieser unberührten Gegend auf, in der vor wenigen Jahrzehnten mehr als 7 000 Gefangene starben und Zehntausende brutal gelitten haben.

Heute sind die Solowki voller Leben: das Kloster ist wieder in Betrieb, es gibt eine Schule, ein Krankenhaus und einige Hotels. Die Zahl der Touristen, die hierherkommen, wächst jedes Jahr.

Das ist der älteste Einwohner von Solowki Nikolaj Donstow, er ist schon 90 Jahre alt. Er erinnert sich an die letzten Jahre des Solowki-Lagers. Er hat als Leuchtturmwärter hier gearbeitet.

Auf den Inseln sind bis heute viele Erinnerungsstücke erhalten, die von der schrecklichen Vergangenheit der Gegend zeugen. Die verlassenen Klosterzellen, die als Kasernen benutzt wurden, und geschlossene Gefängnisse mit vernagelten Fenstern kann man hier finden.

Zu dieser Anlegestelle kamen die Lastkähne mit Gefangenen. 1930 lebten hier 71 000 Insassen - die größte Anzahl in der Geschichte des Lagers.

Wenn das Weiße Meer nicht vereist ist, kann man Solowki von der Stadt Kem per Schiff erreichen. Meistens geht es jedoch nur zweimal pro Woche mit dem Flugzeug nach Archangelsk.

>>> Geotagged Solowki: Der orthodoxe Geist und die dunkle Vergangenheit

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