Russlands Kulturhauptstadt erhielt ihr eigenes unterirdisches Verkehrssystem erst 1955, 20 Jahre nach der Inbetriebnahme der Moskauer Metro. Es wurde weniger Geld für Bau und Dekoration ausgegeben, aber die Leningrader U-Bahn war von Anfang an einzigartig. Es ist eines der tiefgelegensten U-Bahn-Netze der Welt, da die meisten Stationen sich in einer Tiefe von mehr als 50 Metern befinden. Während des Baus mussten schwierige geologische Bedingungen und unterirdische Flüssen berücksichtigt werden.
Awtowo
Diese Station kann mit den Ballsälen der Eremitage konkurrieren. „Der unterirdische Palast, der von Kronleuchtern aus Bronze und wunderschönen Kristallsäulen beleuchtet wird, ist absolut atemberaubend“, sagt Jina Park, Tourkoordinatorin des Internationalen Frauenclubs in St. Petersburg. „Verpassen Sie nicht das Mosaikwandbild „Der Sieg“ am Ende des Bahnsteigs, das Frieden und Hoffnung symbolisiert“, fügt sie hinzu.
Awtowo ist die nächstgelegene Station zur Zarenresidenz Peterhof außerhalb von St. Petersburg. Auch wenn Sie keinen Besuch von Peterhof planen, sollten Sie trotzdem die Rolltreppen hinauffahren, um die beeindruckende Eingangshalle der Station zu sehen. In diesem Fall müssen Sie aber ein neues Ticket kaufen, um mit der U-Bahn wieder fahren zu können. Die beste Zeit für einen Besuch ist an den Wochentagen zwischen 12 und 14 Uhr.
Narwskaja
Dies ist ein weiteres perfektes Beispiel für staatliche Propaganda der unterirdischen Architektur. Die Station ist mit Skulpturen von Vertretern der sowjetischer Gesellschaft geschmückt: Bauern, Pflanzenzüchtern, Ärzten, Soldaten und so weiter.
Die Inneneinrichtung von Narwskaja illustriert auch die Politik der „Entstalinisierung“, die den Stalin-Personenkult beendete. „Über den Rolltreppen befindet sich ein riesiges Basrelief, das Leningrader Arbeiter bei einer kommunistischen Kundgebung zeigt“, erklärt Lothar Deeg, deutscher Reiseführer in St. Petersburg. Interessanterweise seien Besucher oft neugierig auf die Figur eines Mannes, der in der Mitte der Komposition mit einer Fahne steht. „Laut dem ursprünglichen Projekt war es die Figur von Stalin an seiner Stelle. Aber der Bildhauer war gezwungen, ihn wegzulassen“, verrät Deeg. Deswegen wurde der sowjetische Führer durch die Figur eines Arbeiters ersetzt.
Es gab auch ein Wandbild von Stalin, das 1962 hinter einer falschen Wand versteckt wurde. Bis heute ist es unklar, ob dieses Mosaik dahinter geblieben ist.
Technologitscheski Institut
Es ist die einzige plattformübergreifende Umsteigestation in St. Petersburg mit zwei verschiedenen Linien, die sich gegenüberstehen. Um von der Roten zur Blauen Linie (und umgekehrt) umzusteigen, muss man einfach von einem Bahnsteig zum anderen gehen. Um das ursprüngliche Vestibül zu sehen, das 1955 eröffnet wurde, müssen Sie einen Zug der Roten Linie nehmen, der vom Stadtzentrum nach Süden fährt.
Die Dekoration der Station ist den Errungenschaften der russischen und sowjetischen Wissenschaft gewidmet, da das Sankt Petersburger Staatliche Institut für Technologie sich in der Nähe befindet. Beeindruckende Bögen sind mit Uralmarmor und 24 Basreliefs mit Porträts bekannter Wissenschaftler verziert.
Wenn Sie von Awtowo in der Richtung von Ploschtschad Wosstanija fahren, sehen Sie das bescheidenere zweite Vestibül, das in den 1960er Jahren erbaut wurde.
Puschkinskaja
Auf dieser Station befindet sich ein unterirdisches Denkmal von Alexander Puschkin. Touristen können die Stadt Puschkin mit dem Zug von der naheliegenden Witebsker Bahnhof erreichen. Der junge Dichter studierte dort im Lyzeum.
Die Studentin Alicia Adriani, die diese Station oft nutzt, teilt ihre Beobachtungen mit: „Mir ist aufgefallen, dass die Puschkin-Statue immer einen Blumenstrauß in der Hand hat, was bedeutet, dass es Menschen gibt, die jeden Tag hierher kommen und Blumen mitbringen. So was sieht man nicht oft in anderen Stationen“.
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Ploschtschad Wosstanija
Die Station Ploschtschad Wosstanija (zu Deutsch „Platz des Aufstandes“) ist zu Ehren der Großen Russischen Revolution benannt. Davor trug die Station den Namen Snamenskaja-Platz, wo sich die gleichnamige Kirche befand. Hier fanden 1917 Massendemonstrationen und Proteste statt. Als Wladimir Lenin und die Bolschewiki die Macht übernommen hatten, benannten sie den Platz um und zerstörten die Kirche.
An ihrer Stelle erschien die überirdische Eingangshalle einer Metrostation. Die Inneneinrichtung der Station umfasst alle Arten sowjetischer Symbolik: Sterne, Hammer und Sichel sowie Basreliefs, die Lenin darstellen.