Welche Regionen Russlands haben keine Eisenbahn und warum?

Sergei Karpukhin/TASS
Russland ist das drittgrößte Land der Welt, was die Länge der Eisenbahnstrecken angeht. Daher ist es der Traum vieler Touristen, mit dem Zug durch das ganze Land zu reisen. Allerdings gibt es auch in Russland sehr große Gebiete, die vom Schienenverkehr völlig abgeschnitten sind.

1. Republik Altai – 92.903 km²

Der Fluss Kyzylschin bei Sonnenuntergang, Herbst. Republik Altai, Bezirk Kosch-Agatsch

Das Altaigebirge ist eines der beliebtesten Reiseziele in Russland. Aber man kann nur entweder mit dem Flugzeug über den einzigen Flughafen in Gorno-Altaisk oder mit dem Auto anreisen. Der größte Teil der Republik ist ein Naturschutzgebiet mit komplexem bergigem Gelände und Flüssen. Und die Bevölkerung ist relativ klein, nur 210.000 Einwohner. Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in der Stadt Bijsk in der benachbarten Region Altai (die Region Altai und die Republik Altai sind unterschiedliche föderale Subjekte).

Dennoch gab es bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts Pläne, Bijsk und Gorno-Altaisk per Eisenbahn zu verbinden. Es handelt sich um eine Strecke von nur 120 Kilometern, was für sibirische Verhältnisse keine große Entfernung darstellt. Doch zunächst kam der Erste Weltkrieg dazwischen, dann der Bürgerkrieg, und schließlich wurde das Projekt auf bessere Zeiten verschoben. Erst in den 1980er Jahren wurde die Strecke genehmigt, aber die Sowjetunion brach zusammen, bevor sie realisiert werden konnte. Heute gibt es wieder eine Arbeitsgruppe für dieses Projekt, aber der Bau hat noch nicht begonnen.

2. Republik Tywa – 170 500 km²

Einer der Gipfel der Gebirgskette in Ostsajan, Republik Tywa

Tywa ist eine Republik im Süden Sibiriens. Etwa 340.000 Menschen leben hier, ein Drittel davon in der Hauptstadt Kysyl. Es gibt hier einen Flughafen und Autobahnen, aber die Eisenbahn war bis in die 2010er Jahre nicht einmal in den Plänen enthalten. Das liegt an der komplexen Gebirgs- und Taigalandschaft, die den Bau recht kostspielig gestalten.

Geplant ist der Bau von Gleisen vom Bahnhof Kuragino (südlich der Region Krasnojarsk, ein Zweig der Südsibirischen Eisenbahn) nach Kysyl. Eine solche Strecke würde nicht nur die beiden Regionen miteinander verbinden, sondern auch zur Erschließung der Kohlevorkommen in Tywa beitragen und Tausende von Arbeitsplätzen schaffen. Das Projekt wurde bisher auf das Jahr 2026 verschoben.

3. Autonomer Kreis der Nenzen – 176.700 km²

Rentiere in der Nähe des Dorfes Karataika im Autonomen Gebiet der Nenzen im hohen Norden Russlands

Der größte Teil dieser Region Russlands befindet sich vollständig oberhalb des Polarkreises. Die Hälfte der Bevölkerung – 23.000 Menschen – lebt in der Stadt Narjan-Mar. Der Rest wohnt in kleinen Dörfern. Hier ist die Natur natürlich unglaublich schön: Der Kreis wird im Norden von mehreren Meeren des Arktischen Ozeans umspült und liegt in der hügeligen Tundra. Es gibt auch eine große Menge an Öl- und Gasreserven. Doch aufgrund seiner komplizierten Geografie war der Autonome Kreis der Nenzen bis vor kurzem nur durch den Luftverkehr mit dem „Festland“ verbunden, und in der kurzen Sommersaison durch den Flussverkehr. Auch die Autobahnen sind nur unzureichend ausgebaut. Und es ist die einzige Region im europäischen Teil Russlands, die nicht über eine Eisenbahn verfügt. Der nächstgelegene Bahnhof ist Usinsk in der Republik Komi, 350 Kilometer von Narjan-Mar entfernt.

4. Autonomer Kreis Tschukotka – 721.481 km²

Der Blick von oben auf die Bucht Komsomolskaja und die Siedlung Prowidenija.

Tschukotka kann nur mit dem Flugzeug erreicht werden. Es gibt elf Flugplätze für die 50 000 Einwohner. Der Haupttransport zwischen den Städten erfolgt mit Hubschraubern oder Kleinflugzeugen. Asphaltierte Straßen gibt es nur um die Siedlungen herum, und von einer Siedlung zur anderen gelangt man entweder per Flugzeug oder über eine Winterstraße. All dies ist auf das schwierige Terrain und die geringe Rentabilität zurückzuführen.

5. Oblast Magadan – 461.400 km²

Die föderale Straße „Kolyma“

Die Oblast Magadan liegt südlich von Tschukotka und ist ebenfalls vom „großen Land“ abgeschnitten. In diesem riesigen Gebiet leben nur 135.000 Menschen (davon 90.000 in der Hauptstadt Magadan), und der Bau von Eisenbahnen ist hier unrentabel. Da die Region Zugang zum Ochotskischen Meer hat, wird alles Notwendige auf dem Wasserweg transportiert.

Mitte des 20. Jahrhunderts gab es jedoch Eisenbahnen in der Oblast. Es handelte sich dabei um Schmalspurbahnen für den Holz- und Kohletransport. Alle Gleise wurden jedoch Ende der 1950er Jahre abgebaut.

Es gibt ein Projekt für den Bau einer modernen Eisenbahnlinie durch Magadan: Sie soll ein Zweig der Baikal-Amur-Magistrale werden. Aber bisher liegt das alles noch in weiter Ferne.

6. Region Kamtschatka – 464 275 km²

Berge und Vulkane mit Schnee bei Sonnenuntergang auf dem Wiljutschinskij-Pass auf der Halbinsel Kamtschatka

Die Halbinsel Kamtschatka ist eine unzugängliche Region im Fernen Osten, die nur per Flugzeug und Schiff erreichbar ist. Dennoch wurde in den 1970er Jahren das grandiose Projekt der Lensko-Kamtschatka-Eisenbahnlinie mit einer Länge von 5.000 km ins Leben gerufen. Sie sollte den Bahnhof Ust-Kut in der Region Irkutsk mit der Hauptstadt von Kamtschatka, Petropawlowsk-Kamtschatskij, verbinden.

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