Verlassene Siedlungen um Workuta: Warum ziehen die Menschen von dort fort? (FOTOS)

Pawel Kusmitschjow
Rund um diese Polarstadt gab es früher einen ganzen Ring von Siedlungen und Minen. Jetzt verwandeln sie sich in echte Kulissen für einen Horrorfilm.

Einige der Siedlungen haben heute kein Ortseingangsschild mehr. Wenn Sie die Straße entlangfahren, sehen Sie nur noch die Überreste von Fundamenten und Mauern, und je weiter Sie fahren, desto mehr scheinen die verfallenen Orte einfach Teil der Landschaft zu sein und Ihnen keine Angst mehr zu machen. „Wie hieß dieses Dorf noch gleich?“, fragen wir die Einheimischen. Und sie können sich selbst nicht einmal daran erinnern.

Die Zahl der Minen und Siedlungen entlang der Ringstraße um Workuta wuchs bis Mitte der 1970er Jahre allmählich an. Zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs der UdSSR gab es 13 Minen und etwa 10 Siedlungen am Ring.

Heute sind vier Bergwerke, ein Kohlebergwerk und vier Siedlungen übrig, in denen noch Menschen leben.

Worgaschór

Die größte Siedlung des Workuta-Rings ist Worgaschor in der Nähe der Worgaschorskaja-Zeche, der größten Kohlemine in Europa, und sie macht einen recht bewohnten Eindruck.

Die Menschen gehen auf den Straßen spazieren, wir haben dort sogar die Rentierschlitten der Tundrabewohner gesehen. Man sagt, dass dies der Ort sei, an den die Rentierzüchter am häufigsten kommen, um Nahrung und notwendige Güter zu besorgen. Der Name wird aus der Komi-Sprache mit Fluss des Rentierweges übersetzt.

Vor dem Zusammenbruch der UdSSR zählte die Bevölkerung fast 25.000 Menschen, heute sind es weniger als 7.000.

Im Winter sieht die Siedlung noch ganz gut aus, aber im Sommer, wenn der Asphalt unter dem Schnee hervorlugt, werden offensichtliche Zeichen der Vernachlässigung sichtbar. Besonders seltsam sehen die Häuser aus, aus denen bereits ein Teil der Bewohner ausgezogen ist.

Bei einigen von ihnen ist die Hälfte der Fenster mit Sperrholz verrammelt, aber in den anderen brennt Licht und dort leben noch Menschen.

Séwernyj

Die zweitgrößte Siedlung, Sewernyj, mit 3.600 Einwohnern (20.000 vor dem Zusammenbruch der UdSSR) ist ebenfalls noch am Leben. Die Zeche wurde 2016 nach einem Unfall geschlossen. Damals kamen 36 Menschen durch eine Methanexplosion ums Leben. Zum Gedenken an sie gibt es am Eingang der Siedlung ein Denkmal.

An die Tatsache, dass Sewernyj eine sehr schöne Siedlung war, erinnert das Kulturhaus von 1951 im Stil des sowjetischen Klassizismus. Es gibt immer noch ein soziales Leben und kreative Kurse für die Bewohner der Siedlung.

In vielen der Häuser sieht alles so aus, als hätten die Menschen sie gerade erst verlassen.
Einige Eigentümer, die aus der Siedlung wegziehen, versuchen, ihre Wohnungen zu verkaufen. Zum Beispiel werden 3-Zimmer-Wohnungen, inklusive Möbel und Haushaltsgeräte, in Worgaschor oder Sewernyj für 100.000-150.000 Rubel (1.000-1.500 Euro) angeboten, aber die Nachfrage ist gering.

Komsomólskij

Dieses Dorf kam uns völlig verlassen vor, obwohl es nach offiziellen Angaben fünf Einwohner gibt. Aber wir haben sie nicht gesehen.

An den schneebedeckten Eingängen hingen Schilder mit der Aufschrift Hier wohnen Menschen, aber die Fenster waren nicht beleuchtet und es gab keine Anzeichen von Leben. In den Straßen waren jedoch die Straßenlaternen erleuchtet und zwischen den Häusern waren Fußspuren zu sehen.

Die Siedlung wurde einst von 15.000 Menschen bewohnt. Heute gibt es keine Geschäfte, keine Tankstellen, keine Bibliotheken und keine anderen Merkmale der Zivilisation mehr. Einige der Eingänge sind mit Brettern vernagelt, vermutlich, um Neugierige fernzuhalten.

Die Siedlung soll in naher Zukunft endgültig stillgelegt und von der Kommunikation abgeschnitten werden.

Allerdings gibt es in der Nähe die in Betrieb befindliche Mine Komsomolskaja (es ist mit 1.100 Metern das tiefste Kohlebergwerk Russlands), aber es ist kostengünstiger, die Arbeiter mit dem Bus von Workuta und anderen Siedlungen dorthin zu transportieren.

Sapoljárnyj

Sapoljarnyj empfing uns mit baufälligen „Stalinbauten“, die zu betreten beängstigend war. Es sah so aus, als ob die Treppen und Decken einstürzen würden.

In dieser Siedlung leben etwa 200 Menschen. Das war dank der geparkten Autos und geräumten Wege erkennbar.

Die Mine Sapoljarnyj ist immer noch in Betrieb und gilt als die vielversprechendste, was die Ausbeutung angeht. In Bezug auf die Kapazität steht diese Lagerstätte der Zeche Worgaschorskaja kaum nach.

Wir haben auch andere Siedlungen besucht, in denen es noch eine Straße gab. Die Dörfer Promyschlennyj, Jurschor, Sowjetskij und Oktjabrskij sind zu absoluten Geisterorten geworden. Ihre Bewohner sind schon vor langer Zeit weggezogen, einige nach Workuta und andere in andere russische Städte.

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