Jelena Issinbajewa: „Russland wird an der Olympiade in Rio teilnehmen“

Die russische Stabhochspringerin will noch einmal an Olympia teilnehmen.

Die russische Stabhochspringerin will noch einmal an Olympia teilnehmen.

AP
Jelena Issinbajewa, zweifache Olympiasiegerin und siebenfache Weltmeisterin im Stabhochsprung, spricht im Interview mit RBTH über die Krise in der russischen Leichtathletik und ihre persönlichen Zukunftspläne.

RTBH: Frau Issinbajewa, was denken Sie über das vom IAAF verhängte Teilnahmeverbot für russische Leichtathleten an internationalen Wettbekämpfen? Was kann Russland tun, um die Folgen dieser Entscheidung abzuschwächen?

Jelena Issinbajewa: Die Entscheidung des IAAF ist meiner Meinung nach ungerecht, unbegründet und unfair jenen Sportlern gegenüber, die nicht in den Dopingskandal verwickelt sind und niemals Dopingmissbrauch betrieben haben. Ich finde, dass man in so einer Situation gezielt bestrafen sollte: Man müsste wegen jedem einzelnen Vergehen individuell entscheiden, sodass nicht ein gesamtes Team, sondern nur jene Personen bestraft werden, die sich etwas zuschulden haben kommen lassen.

Ich glaube, dass das Verbot keinen Bestand hat. Russische Leichtathleten, unter anderem auch ich selbst, werden an internationalen Wettkämpfen wie den Olympischen Spielen, die nächstes Jahr in Brasilien stattfinden, teilnehmen können. Ich bin überzeugt, dass unser russischer Leichtathletikverband allen Wünschen des IAAF und der Wada (die Welt-Anti-Doping-Agentur, Anm. d. Red.) nachkommen wird. In Kürze werden wir einen Bericht über die von uns geleistete Arbeit vorlegen. Bald wird das Problem gelöst sein und wir werden uns in aller Ruhe auf neue Wettkämpfe vorbereiten können.

Foto: TASS

Wodurch wurde die derzeitige Krise in der russischen Leichtathletik ausgelöst?

Es handelt sich hierbei um ein globales Problem, das auch global gelöst werden sollte. Doping ist bei Weitem nicht nur ein russisches Phänomen. Es ist eine weltweite Herausforderung.

In Russland gibt es viele begabte Sportler und Trainer. Ein Problem entsteht, wenn manche glauben, sie könnten gegen die Regeln verstoßen und Präparate zur Leistungssteigerung einnehmen. Es sollte klar sein, dass eine Strafe unausweichlich folgen wird, egal welche Nation betroffen ist.

Wie hat sich die Entscheidung des IAAF auf Sie persönlich ausgewirkt? Gibt es für Sie eine Alternative zur Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016?

Für mich kommt nichts anderes infrage, als bei den kommenden Olympischen Spielen mit dem russischen Team anzutreten. Ich glaube, dass das Problem kurzfristig behoben und unser Leichtathletikverband rehabilitiert wird. Wir werden in Rio als russische Mannschaft antreten können.

Mich persönlich hat die Entscheidung zutiefst betrübt. Auf mein Training hat sie sich allerdings nicht ausgewirkt. Ich bin weiterhin dabei, zu trainieren und mich vorzubereiten. Dennoch musste ich meinen Terminkalender ändern, da uns die Teilnahme an den internationalen Wettkämpfen in diesem Winter verweigert wurde, vor allem an der kommenden Weltmeisterschaft in Portland. In Russland werde ich aber dennoch bei Wettkämpfen antreten. In dieser Hinsicht bleibt mein Terminkalender unverändert. Ich werde wie auch andere ehrliche russische Sportler an nationalen Wettbewerben teilnehmen.

Foto: Reuters

Wie haben Sie Ihre Karrierepause verbracht?

2013 habe ich meine eigene Stiftung gegründet, die mithilfe des Sports Kinder in schwierigen Lebenssituationen unterstützen soll. Wir helfen Kindern aus Problemhaushalten und Waisenkindern, indem wir es ihnen ermöglichen, Sport zu treiben. Durch den Sport ist es mir gelungen, mein eigenes Leben und das meiner Familie zum Besseren zu verändern. Nun möchte ich das anderen ebenfalls ermöglichen und ihnen eine Chance geben. Wir haben sehr viel zu tun und daher beschäftige ich mich in meiner Freizeit fast ausschließlich mit meiner wohltätigen Arbeit.

Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach Ihrer Sportkarriere?

Ganz bestimmt werde ich meine Arbeit in der Stiftung fortsetzen. Ich möchte sie weiter ausbauen, damit sie auch international tätig sein kann. Die Stiftung hat einen wichtigen Platz in meinem Leben eingenommen. Sie ist sowohl für meine Landsleute in Wolgograd als auch russlandweit von großer Bedeutung.

Ich hatte das Glück, mich durch den Sport verwirklichen zu können und so meinen Platz zu finden. Heute möchte ich anderen Kindern helfen, sich zu verwirklichen. Unser Motto „Jedes Kind ist begabt“ entspricht unserem Ziel – die sportliche Begabung eines jeden Kindes zu entdecken. Wir planen und bauen Sportplätze, organisieren Jugendwettkämpfe und erzählen Kindern, was sie über Sport wissen wollen. Wir glauben, auf diese Weise unser aller Leben zum Besseren verändern zu können.

Ich habe viele Erfahrungen im Leben und im Sport gesammelt, die ich der Jugend gerne vermitteln würde. Daher möchte ich zur Entwicklung der olympischen Bewegung in Russland beitragen. Zu diesem Zweck möchte ich auf das Internationale Olympische Komitee zugehen. Ich schließe aber auch nicht aus, dass ich mich geschäftlich betätigen und in die Werbebranche einsteigen werde. Wie Sie sehen können, habe ich mehrere Projekte für die Zukunft.

Siege, Seitenwechsel und Skandale: Das russische Sportjahr 2015

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