Zwei Jahre und zwei Monate – so lange stand der Schwede Bo Andersson an der Spitze des russischen Automobilkonzerns Avtovaz mit seiner Hauptmarke Lada. Am Mittwoch gab das Konsortium Alliance Rostec Auto BV, mit 74 Prozent der Anteile Haupteigner von Avtovaz, schließlich seine Entlassung bekannt. Die Großaktionäre, das russische Staatsunternehmen Rostec und der französisch-japanischen Konzern Renault-Nissan, der die Mehrheit der Anteile an Avtovaz hält, seien unzufrieden mit dem Ergebnis des vergangenen Geschäftsjahres. Das endete mit einem Rekordverlust von 894,6 Millionen Euro. Wirtschaftsexperten würdigen dennoch die Leistungen des 60-jährigen Schweden. Er habe der russischen Automobilindustrie zu einem Neustart verholfen. Was hat Andersson während der letzten zwei Jahre erreicht?
Bo Andersson übernahm die Führung bei Avtovaz im Januar 2014. Er fiel durch seine zupackende Art zunächst positiv auf und sorgte für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Der Anblick der Werkstoiletten etwa schockierte ihn derart, dass er umgehend eine Renovierung veranlasste. Zudem ließ er Ordnung schaffen in den Fertigungshallen.
Bo Andersson ließ das angestaubte Image der Avtovaz-Hauptmarke Lada aufpolieren. Er führte ein neues Logo ein und verordnete dem Konzern und den Händlern ein neues Firmenimage. Die Werbemaßnahmen wurden intensiviert. Das Lada-Management musste fortan die Hausmarke fahren. Immerhin 18 Ladas mit Luxusausstattung wurden so an den Mann gebracht. Auch Andersson selbst fuhr nur noch Fahrzeuge aus eigener Produktion, etwa einen Lada Largus und zuletzt ein Modell des brandneuen Lada Vesta - jeweils mit Sonderausstattung.
Andersson fuhr aber auch einen harten Restrukturierungskurs und forcierte einen massiven Personalabbau. Er reduzierte die Produktionsstandorte, 18 700 Arbeiter aus der Produktion und 7 100 Verwaltungsmitarbeiter verloren ihre Stelle. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 44 300 Mitarbeiter. Im Jahr 2009 waren es noch 102 000. Der massive Stellenabbau wurde von Aktionär Rostec stark kritisiert. Sergej Tschemezow, Vorstand des Staatsunternehmens, sagte, ein vorsichtigeres Vorgehen wäre wünschenswert gewesen.
Andersson organisierte auch die Arbeit mit Partnern neu. So sollte die Qualität, auch unter den Zulieferern, gesteigert werden. Einige bisherige Partner blieben dabei auf der Strecke, an andere wurden höhere Anforderungen gestellt. Nur deshalb sei die Entwicklung neuer Modelle wie Vesta oder Xray möglich gewesen, sagte Andersson erst kürzlich gegenüber der russischen Zeitung „Izwestija“.
Innerhalb von zwei Jahren brachte der Konzern gleich sechs überarbeitete oder neue Modelle auf den Markt: Granta LB, 4x4 Urban, Kalina Cross, Largus Cross, Vesta und Xray.
Doch die Verkaufszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück. Zwar wurde der Lada Granta 2015 zum meistverkauften Auto in Russland, doch im ersten Monat des Jahres wurden lediglich 2 850 statt der geplanten 5 000 Stück verkauft.
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