Customers in a bakery of the French chain Laduree in Moscow.
Evgenya Novozhenina/RIA NovostiDie französische Café-Kette Laduree eröffnete in Moskau. / Evgenya Novozhenina/RIA Novosti
Ende 2016 belegte Moskau den siebten Platz unter den weltweit attraktivsten Städten für internationale Einzelhändler. Dies geht aus dem Jahresbericht „How Global is the Business of Retail?“ (zu Deutsch: „Wie global ist das Geschäft des Einzelhandels?“) des Unternehmens CBRE hervor. Angeführt wird die Rangliste von London, Hongkong und Dubai.
Internationale Einzelhändler würden vor allem durch die große Bevölkerung Moskaus von offiziell mindestens 12 Millionen Einwohnern, den hohen Einzelhandelsumsatz von mehr als 70 Milliarden US-Dollar jährlich und das günstige Geschäftsumfeld angezogen, glaubt Magomed Achkujew, der bei CBRE für die Marktforschung in Russland zuständig ist.
„Vor dem Hintergrund des Rubelverfalls sind auch die Dollarpreise für die Pacht eines Geschäftes gesunken. Eigentümer haben sich zudem bei Vertragsverhandlungen recht flexibel gezeigt, einschließlich der Einigung auf eine Umsatzbeteiligung und der Zusage, die Kapitalkosten für den Ausbau von Gewerbeflächen für große Modebetreiber zu kompensieren“, erzählt Achkujew. Zudem sei zwischen 2014 und 2016 ein Zyklus in der Baubranche zu Ende gegangen und in Moskau deshalb sehr viele qualitativ hochwertige Gewerbeflächen, insgesamt 1,6 Millionen Quadratmeter, fertiggestellt worden.
Der Chef-Analyst der Teletrade Group, Oleg Bogdanow, glaubt, es sei noch zu früh, von einer Erholung der Konsumentenkaufkraft zu sprechen. „Der Einzelhandelsumsatz ist in Russland faktisch 27 Monate ununterbrochen zurückgegangen, erst im April wurde im Nicht-Lebensmittel-Segment ein Anstieg um 0,9 Prozent verzeichnet“, erklärt er. Den Einstieg ausländischer Marken in den Moskauer Markt erklärt Bogdanow mit der stabileren Situation auf dem Währungsmarkt und dem gestärkten russischen Rubel.
Die Belebung der russischen Wirtschaft und die zurückgehende Inflation im Lande zögen internationale Konzerne an. „Die Leute haben sich allmählich an die Krise gewöhnt und gelernt, unter den neuen Bedingungen mit ihrem Geld hauszuhalten. Das hat vielleicht nicht zu einem Wachstum, aber doch zu einer Normalisierung der Nachfrage geführt “, sagt Jelena Iwanowa, Entwicklungsdirektorin der internationalen Fastfood-Kette Domino’s Pizza.Der Markteintritt der neue Unternehmen im vergangenen Jahr könne auch mit der Hoffnung auf eine zukünftige Nachfrage zu tun haben, nimmt Alexandra Stelmachowa, Spitzenmanagerin des im Einzelhandel tätigen Unternehmens Million Consulting an. „Es ist nicht auszuschließen, dass für das Geschäftsrisikomanagement eine gleitende Erweiterung beschlossen wird, bei der das Umsatzziel der Region nicht innerhalb eines, sondern dreier Jahre erwirtschaftet werden muss“, fügt sie hinzu.
Für die Zunahme der Einzelhändleraktivität spricht auch die gesunkene Zahl der leerstehenden Gewerbeflächen in Moskau. Nach Angaben der Immobilien-Beratungsfirma JLL habe das Angebot an verfügbaren Gewerbeflächen trotz der Fertigstellung neuer Kapazitäten in Moskau im Vorjahr um 0,8 Prozent abgenommen. Rund 7,5 Prozent aller Immobilien seien derzeit verfügbar. Für 2017 erwarten die JLL-Analysten einen weiteren Rückgang um 6,5 Prozent – Resultat wäre der kleinste Wert leerstehender Flächen seit Anfang 2015.
„Russland ist nach wie vor ein Wachstumsmarkt und das ist immer interessant für globale Konzepte. Zudem ist es durchaus wichtig, dass es großen Ketten unter den nicht idealen Wirtschaftsbedingungen wesentlich leichter fällt: Sie verfügen über deutlich bessere Möglichkeiten beim Marketing und können die Einkaufskonditionen optimieren“, bemerkt Iwanowa.
Internationale Marken, vor allem im Modesektor, hatten 2014 und 2015 den russischen Markt in Scharen verlassen oder zumindest ihre Präsenz eingeschränkt. So verkündeten das deutsche Unternehmen Gerry Weber, die britischen River Island und New Look, die US-amerikanischen Firmen Esprit und American Eagle Outfitters sowie andere Modemarken ihren Ausstieg aus dem Russland-Geschäft. 2015 schloss der Sportartikelhersteller Adidas 167 Filialen in Russland.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!