Hoch hinaus: Sibirischer Schulabsolvent erobert das All

Nikita Tscheban; Pixhere; Pixabay; Reuters
Sein Start-up stellt aus einfachen Materialen Ballons her, die für große Höhen geeignet sind.

Als die Firma am 2. Juni 2019 einen Spielzeuglada mit einer Figur von Dmitri Rogosin, dem Generaldirektor der staatlichen russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, ins All brachte, hörten viele zum ersten Mal von der Firma ToSky. Das Start-up aus dem sibirischen Tomsk stellt sogenannte Aerostats her. Das sind Ballons, die dafür geeignet sind, in große Höhen aufzusteigen.

Der erste Aerostat von ToSky startete bereits vor zwei Jahren. Damals war der Gründer Nikita Tscheban 18 Jahre alt und hatte gerade seinen Schulabschluss erworben.

Verbesserter Empfang

Die Ergebnisse seines ersten Versuchs waren bereits beeindruckend. „Der Aerostat stieg auf eine Höhe von 15 Kilometern und übertrug ein stabiles Radiosignal. Es zeigt, dass Aerostats große Flächen mit Funk versorgen können.“

Hauptziel von ToSky und bekannteren Marktteilnehmern wie dem US-amerikanischen Loop ist es, abgelegenen Gegenden einen besseren Zugang zu Kommunikationstechnologien zu ermöglichen. „In meinem Dorf gab es immer Probleme mit dem Funkempfang. Daher mussten wir einen Ort finden, der höher war als sämtliche Häuser und Bäume der Umgebung. Ein ganzes Netzwerk aus solchen Punkten zu bauen wäre aber sehr teuer, weswegen ich mich fragte, ob Aerostats nicht die bessere Lösung wären.“

Wie hoch sind die Kosten?

Der Start eines Aerostat ist abhängig von dem Ziel, der Last, der Höhe und der Qualität des verwendeten Materials. Die Preisspanne reicht dabei von 70.000 Rubeln (975 Euro) bis zu mehreren Millionen US-Dollar bei NASA-Aerostats.

ToSky gibt für jeden Start zwischen 70.000 und 300 000 Rubel (4.200 Euro) aus. Bei einem normalen Aerostat, der Ladungen bis zu 80 Kilogramm in eine Höhe von bis zu 25 Kilometern bringt, wäre der Preis mit vier bis sieben Millionen Rubel (56 000 bis 98 000 Euro) viel höher, meint Tscheban.

Daher konzentriert sich ToSky auf niedrigere Höhen und geringere Lasten. Zudem verdient die Firma Geld mit Werbung: Gegen eine Gebühr bringen Nikita und seine vier Kollegen Musikalben, Pakete und sogar Pizzakartons in die Atmosphäre.

Ein weiterer Vorteil von ToSky ist es, dass sie Materialien nutzen, die auch im Baumarkt erhältlich sind. „Wir kaufen Polyethylenfolie, rollen sie aus und formen sie uns dann zurecht“, sagt Tscheban. Das Helium kommt aus einer Fabrik in der Nähe. Für den letzten Start waren vier Zylinder á sechs Kubikmeter nötig.

Ist es sicher?

ToSky steht nicht in Verbindung mit Roskosmos. Für die staatliche Raumfahrtagentur ist ein kleines Start-up mit fünf Mitarbeitern schlicht kein interessanter Partner.

Nikita erzählt: “Wir haben mit Roskosmos wenig zu tun. Sie stören uns nicht, wir bitten sie aber auch nicht um Hilfe. Unser Ziel ist es, Russland in dem Bereich wieder nach vorn zu bringen. Seit 2013 hat außer uns keiner mehr freifliegende Aerostats starten lassen.“

Die wichtigere Behörde ist daher die Flugsicherungsbehörde Rosaviazija. Mit dieser müssen Nikita und seine Kollegen jeden Start absprechen, um Kollisionen mit Flugzeugen zu vermeiden. „Drei oder vier Tage vorher schicken wir ihnen einen Flugplan mit allen Daten über den Aerostaten und den geplanten Flugweg. Danach rufen wir den Fluglotsen an. Wenn er sein okay gibt, starten wir den Ballon,“ erklärt er.

“Alle Ballons sind mit in Metall eingewickelten Radioreflektoren ausgestattet und können von Radarsystemen von Flugzeugen problemlos erfasst werden.“

Darüber, wie es mit ToSky weitergehen soll, ist man sich allerdings noch nicht so sicher. Auf der einen Seite starten die Ballons immer noch von einem Hof in der Stadt. Auf der anderen Seite bekam aber auch schon Star-Unternehmer Elon Musk von dem Projekt mit und unterhielt sich auf Twitter mit den jungen Russen.

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