Russlands Geheimdienst bekommt ein neues Auto

Wissen und Technik
NIKOLAJ LITOWKIN
Dieses gepanzerte Monster ist mit einem österreichischen Motor ausgerüstet und kann dem Kugelhagel aus einem großkalibrigen Gewehr widerstehen.

Russische Ingenieure haben ein neues gepanzertes Fahrzeug für den FSB und die Schnellen Eingreiftruppen entwickelt, die Kämpfer nicht an der Front, sondern in urbanen Gebieten bekämpfen. Sein Name ist Chorunschij, zu Deutsch Fähnrich. 

„Er fällt im Stadtverkehr nicht auf, da er als Überwachungsfahrzeug getarnt werden kann, und bietet Platz für sieben bewaffnete Speznas-Soldaten“, erzählt Igor Tulinow, Geschäftsführer des Konstruktionsbüros Technika, gegenüber Russland Beyond.

Trotz dieser Behauptung unterscheidet der Chorunschij sich vollkommen von allem, was die Menschen auf russischen Straßen zu sehen gewohnt sind. Er hat einen massiven Rahmen mit starken Seiten und sein Motor dröhnt, als würde der Wagen bei der Rallye Paris – Dakar teilnehmen.

Wahrscheinlich wird an seiner Tarnung noch weiter gearbeitet werden.  

Fahrzeugspezifikation

Nach den Worten Tulinows beträgt die Schutzklasse des Fahrzeugs 6A (die höchste auf dem Markt urbaner gepanzerter Fahrzeuge nach russischen staatlichen Standards). Einfacher ausgedrückt, halten die Windschutzscheibe sowie Türen und Rahmen einem direkten Treffer des stärksten großkalibrigen Scharfschützengewehrs der Welt (12,7 mm) stand, das normalerweise jedes Ziel aus einer Entfernung von 2,5 km durchschlagen kann.

Darüber hinaus verfügt es über mehrere gepanzerte Schießscharten für die Speznas-Schützen im Inneren, so dass sie aus sechs seitlichen Luken auf den Feind feuern können. Sie können den Lauf eines Maschinengewehrs aufnehmen und bieten gleichzeitig absoluten Schutz vor Rückschüssen – nur für den Fall, dass der Gegner ein kugelsicherer Hollywood-Actionheld ist, der immer auf wundersame Weise das Ziel trifft.

Trotz dieses großen Vorteils hat die Panzerung auch einen deutlichen Nachteil: Das Leergewicht des Fahrzeugs ist von 1,5 auf 6,9 Tonnen gestiegen! Und das ohne die fast 2 Tonnen Ladung, die im Inneren transportiert werden können, seien es Personen oder Ausrüstung.

Um ein solches Monster mobil zu machen, wandten sich die Ingenieure an einen ausländischen Motorenhersteller – die österreichische Firma AVL.

„Sie bauen Motoren der Oberklasse, u.a. für eines der leistungsstärksten Autos auf dem Markt. Wir haben einen Vertrag mit AVL unterzeichnet, und sie haben uns geholfen, einen speziellen 330-PS-Motor zu entwickeln, um das Monster beweglich zu machen“, erklärte Tulinow.

Er fügte hinzu, dass in Jaroslawl extra eine Fertigungslinie  gebaut worden sei, die ausschließlich für die Produktion des neuen Motors zuständig ist.

„Die Aufgabe zuzeiten der Sanktionen besteht darin, alle fortschrittlichen Entwicklungen auf eine nationale Plattform zu übertragen und anzupassen. Deshalb haben wir ein österreichisches Team eingestellt und gemeinsam ein ,neues Herzʻ für die russische Automobilindustrie geschaffen“, sagte der Geschäftsführer von Technika.

Die Zukunft des Chorunschij

Obwohl das Fahrzeug bisher alle Tests bestanden hat, ist nicht bekannt, wann es auf den Straßen von Moskau und St. Petersburg fahren wird, da ein Vertrag mit der russischen Nationalgarde noch nicht unterzeichnet wurde.

Dennoch blickt das Management des Unternehmens optimistisch in die Zukunft, da die russischen Ballungszentren derzeit kein Fahrzeug dieser Klasse haben.

Darüber hinaus sehen sie auch im Ausland gute Perspektiven für das Fahrzeug. „Unser Hauptkonkurrent ist der Ford 550. Dieses Fahrzeug hat ungefähr die gleiche Panzerung wie der Chorunschij, aber dieser ist preiswerter. Deshalb sind wir bereit, auch mit Kunden im Ausland zu arbeiten“, bemerkte Tulinow abschließend.

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