Das neue russische Projekt „Der Wächter“ (alias der „BOSS“)
Konstruktionsbüro RubinDie Russische Föderation hat das Projekt für ein tauchfähiges Patrouillenschiff entwickelt, das die Hauptmerkmale und Vorteile von U-Booten und Überwasser-Patrouillenbooten kombiniert. Es ist für den Export gedacht und dürfte für weniger wohlhabende Länder interessant sein, die ihre Flotte aufrüsten wollen.
Mitte April 2021 enthüllte das Konstruktionsbüro Rubin ein neues Projekt. Es lieferte grundlegende Informationen über das ungewöhnliche Konzept, seine bevorstehende Umsetzung und die zu erwartenden Ergebnisse. Darüber hinaus präsentierte das Unternehmen ein 3D-Bild des Patrouillenbootes mit U-Boot-Eigenschaften.
Das neue exportorientierte Projekt wurde auf Russisch страж (dt.: Wächter) getauft, wobei die englischsprachige Bezeichnung Border and Offshore Submersible Sentry oder kurz BOSS gewählt wurde. Der russische Wächter wird höchstwahrscheinlich unter dem Namen BOSS auf dem internationalen Markt vertrieben werden.
Die Entwickler des Projekts weisen darauf hin, dass moderne Patrouillenschiffe relativ billig sind und aufgrund ihrer geringen Kosten auch die Aufmerksamkeit ärmerer Länder auf sich ziehen. Die Hauptaufgabe solcher Schiffe ist es, Wilderei und illegalen Fischfang zu verhindern.
„Das Wächter-Projekt zielt auf den Bau eines Schiffes ab, das sowohl auf der Wasseroberfläche als auch unter Wasser operieren kann. Das Schiff soll in der Überwasserposition in der Lage sein, vollwertige Patrouillenarbeit zu leisten, Rechtsverletzer zu lokalisieren und festzunehmen. Die Unterwasserposition ist für die verdeckte Überwachung von Eindringlingen sowie für die Durchführung von Aufklärungsarbeiten und sogar für den Schutz vor widrigen Wetterbedingungen vorgesehen“, erläutert Viktor Murachowskij, Chefredakteur der Zeitschrift Arsenál otschéstwa (dt.: Waffenkammer des Vaterlandes).
Ihm zufolge ist dies die erste Version eines tauchfähigen Patrouillenschiffs. In Zukunft werde das Modell nach den Wünschen ausländischer Kunden modifiziert werden können.
Das Pressefoto zeigt ein Schiff mit dem Aussehen eines U-Bootes, das einige für Unterwasserschiffe untypische Merkmale aufweist.
Der Wächter hat einen langgestreckten Rumpf mit einem flachen Deck, aus dem das kompakte Steuerhaus herausragt. Am Bug ist die Verkleidung eines Hydroakustik-Antennenkomplexes sichtbar. An den Seiten, vor dem Steuerhaus, sind ausfahrbare horizontale Ruder angebracht. Im Heck befindet sich ein Stauraum für Motorboote, die auf das Deck gebracht werden können.
Angeblich ähneln Architektur und Abmessungen des Wächters den von 1948 bis 1958 gebauten diesel-elektrischen U-Booten vom Typ Projekt 613 (NATO-Bezeichnung: Whiskey-Klasse). Mit 215 gebauten Booten handelte es sich um die umfangreichste U-Boot-Klasse der UdSSR und Russlands und war bei ausländischen Kunden sehr beliebt. Je nach Konfiguration kann der BOSS eine Länge von bis zu 60 - 70 Metern bei einer Verdrängung von etwa 1.000 BRT haben – das entspricht dem Niveau eines durchschnittlichen Projekt-613-U-Bootes.
Die Spezifikation der Systeme und Spezialausrüstung des Schiffes ist variabel. Es wird jedoch die prinzipielle Einsatzmöglichkeit einer breiten Palette von Systemen für verschiedene Zwecke erwähnt. Insbesondere soll das Patrouillenschiff in der Lage sein, Waffen verschiedener Arten zu tragen und sowohl mit kleinkalibrigen Artilleriewaffen, aber auch mit einem Raketensystem oder Torpedos ausgerüstet werden. Zur Aufklärung und Inspektion von Schiffen soll das Schiff Drohnen für mehrstündigen autonomen Einsatz und Motorboote mitzuführen können.
Der Wächter hat eine maximale Mannschaftsstärke von 42 Personen. Diese Zahl umfasst sowohl die Besatzung selbst, die das Schiff steuert, als auch das Inspektionsteam, das für die Bearbeitung der Verstöße zuständig ist.
„Die Entwicklung des Wächter-Projekts war die Antwort auf die aktuellen Anforderungen des internationalen Marktes. Verschiedene Länder zeigen Interesse an Patrouillenschiffen. Dank dem Wächter-Projekts kann die russische Industrie ihre Position auf dem internationalen Markt ausbauen“, so der Experte.
Um eine ausländische Ausschreibung zu gewinnen, muss die Konstruktion bestimmte Vorteile gegenüber den Wettbewerbern bieten. Bereits das Grundkonzept des Wächter-Projekts ist für potentielle Kunden interessant – durch den Verzicht auf das traditionelle Erscheinungsbild eines Überwasserschiffes zugunsten eines kombinierten Schemas entstehen gleich mehrere wichtige Vorteile.
„Unter Beibehaltung der grundlegenden Eigenschaften eines Überwasserschiffes wird der Wächter in der Lage sein, Patrouillen zu fahren, Verstöße zu ahnden u.d.g.m. – genau wie andere Patrouillenschiffe auch. Durch den Einbau entsprechender Waffen ist es möglich, die erforderlichen Kampffähigkeiten bereitzustellen, die den Anforderungen an Überwasserschiffe entsprechen. Gleichzeitig bietet die Fähigkeit zu tauchen eine Art Tarnkappen-Modus und ermöglicht es, Aufgaben in der Tiefe zu erfüllen“, schließt der Chefredakteur der Zeitschrift Arsenál otschéstwa.
Dabei handelt es sich bei dem Wächter nicht um ein Spezialschiff, sondern um eine universelle Marineplattform. Die Zusammensetzung von Ausrüstung und Bewaffnung kann vom Kunden unter Berücksichtigung dessen Bedürfnisse bestimmt werden. Dementsprechend wird es innerhalb der Wächter-Familie sowohl einfache Patrouillenschiffe mit minimaler Ausrüstung als auch gut bewaffnete „Jäger“ geben, die in der Lage sind, Über- und Unterwasserziele zu zerstören. Eine solche Flexibilität bei der Nutzung der Plattform kann ein ernsthafter Wettbewerbsvorteil sein.
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