Welche Länder kaufen russische Waffen?

Wissen und Technik
IGOR ROSIN
Im Jahr 2021 verkaufte Russland Waffen im Wert von 55 Milliarden US-Dollar, darunter Flugzeuge, Luftabwehrsysteme und Gewehre. Dies sind die wichtigsten Geschäfte, die der Öffentlichkeit bekannt wurden.

Indien 

Die größten Schlagzeilen machte ein 590 Millionen US-Dollar schwerer Deal zwischen dem indischen Militär und dem Kalaschnikow-Konzern. In Korva, im Bundesstaat Uttar Pradesh, möchte der russische Rüstungskonzern eine Produktionsanlage für das Gewehr AK-203 aufbauen. Allein für das indische Militär sollen dort rund 670.000 Gewehre im Wert von je 958 Dollar produziert werden. 

Die AK-207 ist speziell auf die Bedürfnisse der indischen Armee ausgelegt. Betrieben wird sie mit Mittelpatronen des Kalibers 7,62 x 39 mm. Im Vergleich zum Vorgängermodell wurden zudem die Ergonomie und die Schussgenauigkeit verbessert. Alle von den indischen Streitkräften verwendeten Visiere, Griffe und Leuchten können an das Gewehr angeschlossen werden. Die Waffe ist zudem so gestaltet, dass Schalldämpfer sehr leicht eingebaut und ausgetauscht werden können. 

Indien bleibt somit einer der wichtigsten Kunden der russischen Rüstungsindustrie. Schon 2018 hatte das südasiatische Land als erster ausländischer Kunde Luftabwehrsysteme des Typs S-400 in Russland bestellt. Dieses Jahr beginnt die Auslieferung. 

„Die S-400 ist aktuell eines der modernsten Luftabwehrsysteme der Welt. Sie kann alle potenziellen Angriffe aus der Luft, egal ob Bomben, Raketen oder Kampfjets abwehren“ sagt Iwan Konowalow, Entwicklungsdirektor beim Verein für die Förderung von Technologien des 21. Jahrhunderts. 

Afrika und der Mittlere Osten 

2021 verkaufte Russland Waffen im Wert von 1,7 Milliarden US-Dollar in insgesamt 17 afrikanische Länder. 

Die für Waffenexporte verantwortliche Firma Rosoboronexport veröffentlicht zwar keine genauen Informationen über Kunden und gelieferte Waffensysteme, teilte aber mit, dass darunter Helikopter, Luftabwehrsysteme, Kriegsschiffe und Marineausrüstung, bewaffnete Fahrzeuge sowie Schusswaffen für Armeen und Polizeibehörden waren. 

Da Waffenexporte seit Frühjahr 2021 als Staatsgeheimnisse gelten, kann man - solange keine Informationen an ausländische Medien durchsickern - nur schätzen, welche Systeme genau verkauft wurden. Laut Dimitri Litowkin, Chefredakteur einer unabhängigen Militärzeitschrift, hält die Präsentationen auf Rüstungsmessen für einen wichtigen Anhaltspunkt. 

Da Russland zum Beispiel auf einer Messe im Sommer 2021 AK-Sturmgewehre (AK-12, AK-15, AK-19, AK-308, etc.), Panzerfäuste vom Typ „Kornet“ und einen bewaffneten Truppentransporter vom Typ BTR-80 präsentiert, geht Litowkin davon aus, dass diese Geräte auch nach Afrika verkauft wurden. 

Auch im Mittleren Osten machte die russische Waffenindustrie gute Geschäfte (insgesamt 1,3 Mrd. USD mit Erweiterungsoptionen auf insgesamt 2,5 Mrd. USD). Auf den dortigen Messen wurden unter anderem einmotorige Kampfjets der fünften Generation (Typ „Schachmatt“), der Mittelstreckenflieger MC-21 sowie Kampfdrohnen präsentiert. 

Munition für die USA 

Trotz der Sanktionen verkaufte Russland nie mehr Munition in die Vereinigten Staaten als 2021. Daten der US-Statistikbehörde zufolge importierten amerikanische Firmen in den ersten zehn Monaten des Jahres Munition für Kleinfeuerwaffen im Wert von 157,9 Millionen Dollar aus Russland. Das würde zum Beispiel für 7,7 Millionen Ladungen für AK-Karabinergewehre reichen.

Seit August 2021 gibt es neue Sanktionen, die den Kauf von Waffen und Munition aus Russland weiter verkomplizieren. Zudem gibt es die Befürchtung, dass weitere Sanktionen den Kauf von Munition aus Russland komplett unmöglich machen werden. Daher kaufen US-Firmen Munition auf Vorrat, solange die Sanktionen noch nicht vollständig in Kraft sind“ sagt Litowkin. 

GUS-Mitgliedsstaaten 

Bei Mitgliedsstaaten der GUS gibt Rosoboronexport nicht einmal das finanzielle Volumen der Waffenexporte bekannt. Dennoch kann man sicher sagen, dass Russland auch 2021 noch Hauptwaffenlieferant im postsowjetischen Raum war, teilweise auch aufgrund der engen militärischen Kooperation zwischen Russland und einigen GUS-Staaten, darunter die wichtigsten Waffenimporteure Kasachstan und Belarus. 

Kasachstan erhielt fünf S-300PS-Luftabwehrsysteme und 16 Allzweckkampfflugzeuge vom Typ Su-30. Zudem verlängerte Russland die Lieferantenverträge für Kampfflugzeuge vom Typ Su-30SM. 

Die Waffenexporte nach Belarus haben sich seit Mitte der 2010er-Jahre sogar verdreifacht. Hauptsächlich liefert Russland Minsk Luftabwehrsysteme (z.B. vom Typ S-300) und Flugzeuge (z.B. vom Typ Yak-130). 

Lateinamerika 

Seit den frühen 2000ern hat Russland Waffen an sieben südamerikanische Länder geliefert: Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Peru, Uruguay und Venezuela. 

„Russland produziert und verkauft Helikopter, leichte Kampffahrzeuge, Luftabwehrsysteme und Schusswaffen für Polizei und Militär. Der größte Kunde ist Venezuela. Die Armee ist hauptsächlich mit Waffen aus russischer Produktion ausgestattet. Das finanzielle Volumen dieser Geschäfte liegt vermutlich im Bereich von mehreren Milliarden US-Dollar“ meint Litowkin. 

Bekannt ist, dass Venezuela Fahrzeuge zur Unterstützung der Infanterie bestellt hat, darunter Kampffahrzeuge vom Typ BMP-3M und Truppentransporter vom Typ BTR-80A. 

Zudem hat das lateinamerikanische Land Verträge über Artilleriesysteme der Typen MSTA-S und „Grad“, Panzer der Typen T-72B1 sowie Luftabwehrsysteme der Typen S-300VM, Buk-M2 und Tor-M1.

Die venezolanische Luftwaffe besitzt und bestellt ebenfalls zahlreiche Maschinen aus russischer Produktion, z.B. Helikopter der Typen Mi-17-1B „Panare“, Mi-26T2 „Pemon“ und Mi-35M2 „Caribe“ sowie Mehrzweckkampfjets vom Typ Su-30MK2B.