Schmatzer der Freundschaft: Wer noch außer Honecker fiel Breschnews Lippen zum Opfer?

Global Look Press
Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) Leonid Breschnew begrüßte andere Parteiführer und Staatschefs oft mit der jahrhundertealten russischen Tradition des Dreifachkusses. Das gefiel nicht jedem.
Josef Stalin und sowjetischer Pilot Wassilij Molokow

Die sowjetischen Führer waren berühmt für ihre herzliche Umarmung und brüderlichen Küsse mit Kameraden und Parteigenossen. Josef Stalin tauschte Küsse mit sowjetischen Piloten aus und Nikita Chruschtschows Kuss mit dem ersten Kosmonauten Juri Gagarin wurde zum Kult-Motiv.

Gustáv Husák (l.) und Leonid Breschnew in Prag, 5. Mai 1970

Ganz besondere, wenn auch umstrittene, Berühmtheit jedoch erlangten die Bruderküsse des KPdSU-Generalsekretärs Leonid Breschnew, die in die Geschichte eingingen. Wegen seiner leidenschaftlichen politischen Küsse und Umarmungen wurde er in der Sowjetunion zur Zielscheibe vieler Witze. Breschnews legendärer Bruderkuss bestand aus drei Teilen: zuerst ein Kuss auf die linke Wange, dann auf die rechte und dann auf den Mund.

Mit Fidel Castro

Nicht alle Parteifreunde und Staatsoberhäupter wollten so ein herzliches Begrüßungsritual genießen und versuchten, diesem zu entgehen. So stieg zum Beispiel der kubanische Revolutionär und Politiker Fidel Castro bei seiner Reise nach Moskau mit einer Zigarre im Mund aus seinem Flugzeug. Breschnew hatte damit einfach keine Chance, seine traditionelle russische Gastfreundschaft dem kubanischen Kameraden angedeihen zu lassen.

Breschnew und Ceaușescu auf der Krim, 1979

Der rumänische Kommunist Nicolae Ceaușescu ekelte sich, hatte Angst vor Bakterien und küsste den KPdSU-Generalsekretär nicht. Daraus entstand selbstverständlich ein Witz: Leonid Iljitsch war auf Ceaușescu nicht gut zu sprechen: „Er ist ein erwachsener Mann, kann aber immer noch nicht küssen.“

Breschnew und Tito in Belgrad, 1971

Andere Partei- und Staatschefs schienen jedoch die Küsse von Breschnew zu schätzen. Der Kuss zwischen Breschnew und dem jugoslawischen Oberhaupt Josip Broz Tito war angeblich so stark, dass Titos Lippe zu bluten begann.

Jassir Arafat während seiner Besuch in Moskau, 1975

Angeblich tauschte Breschnew einen seiner ersten politischen Küsse mit dem ehemaligen Vorsitzenden der Palästinensischen Befreiungsorganisation Jassir Arafat aus, als dieser 1968 in die Sowjetunion kam.

Breschnew und Honecker am 30. Jahrestag der DDR 1979

Gewiss, der berühmteste Bruderkuss war mit dem SED-Genossen Erich Honecker im Jahr 1979. Der Kuss wurde vom Künstler Dmitri Wrubel mit der Inschrift „Mein Gott, hilf mir, diese tödliche Liebe zu überleben” im Jahr 1989 an der Berliner Mauer in Gestalt eines großformatigen Gemäldes verewigt. Inzwischen ist es die Hauptattraktion der so genannten East Side Gallery in der Nähe des Berliner Ostbahnhofes.

>>> Dmitri Wrubel und sein berühmter Bruderkuss

Mit dem US-Präsidenten Jimmy Carter

Breschnew küsste nicht nur Genossen aus sozialistischen Ländern. Manchmal war diese Ehre auch den Vertretern der kapitalistischen Welt vergönnt, wie im Fall des US-Präsidenten Jimmy Carter.

Die Tanzlehrerin Annie Hallman, die die Sowjetunion 1973 mit einer US-amerikanischen Delegation besuchte, hatte auch die Gelegenheit, den berühmten sozialistischen Kuss zu erleben.

Nicht alle in der sowjetischen Führungsriege hielten die aufdringlichen Küsse von Breschnew für eine gute Idee. Der KGB-Chef und Breschnews Nachfolger Juri Andropow drückte einmal im Privatgespräch sein Entsetzen aus. In der Öffentlichkeit begrüßte er jedoch Breschnews herzliche Umarmung.

>>> Leonid Breschnew: Kalauer eines Politiker-Lebens

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