Russischer Weizen wächst für Asien

Russland versorgt Asien zukünftig mit doppelt so viel Weizen.

Russland versorgt Asien zukünftig mit doppelt so viel Weizen.

Reuters
Eine engere Verflechtung Russlands mit dem Pazifikraum ist das erklärte Ziel der russischen Regierung. Russland will der führende Wirtschaftspartner der Region werden. Dazu ist eine deutliche Steigerung des Exports angestrebt, vor allem von Agrarprodukten: Bis 2020 will Russland etwa doppelt so viel Weizen nach Asien liefern wie bisher.

Der Export von Weizen aus der Russischen Föderation in Länder der Pazifikregion soll bis 2020 um das Doppelte ansteigen. Das erklärte Russlands Ministerpräsident Dmitrij Medwedjew auf dem diesjährigen Apec-Gipfel in Manila. „Stärkere wirtschaftliche Präsenz in der Apec-Region ist für Russland aktuell eines der wichtigsten Ziele“, sagt auch Petr Samojlenko, Leiter des Zentrums für Pazifikraum-Studien am Russischen Institut für Strategische Forschung. Russland wolle so den Grundstein für eine insgesamt starke Position in Asien legen. Rund ein Viertel der russischen Exporte gehen in den pazifischen Raum. Etwa 90 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete Russlands Außenhandel in dieser Region bis vergangenem September, so die offiziellen Angaben des russischen Statistikamts Rosstat. Das Gesamthandelsvolumen lag bei 366,3 Milliarden Euro.

„Russland hat enormen Spielraum in der Entwicklung seines Agrarpotenzials. In den kommenden Jahren könnten die landwirtschaftlichen Exporte in den Pazifikraum tatsächlich um das Zwei- bis Zweieinhalbfache steigen, auf über 13 Milliarden Euro im Jahr 2020“, schätzt Pawel Salas, Hauptgeschäftsführer des Investmentunternehmens Etoro in Russland und der GUS. Dies gelte besonders für China, Indien, Bangladesch, Myanmar und Indonesien. Weitere Länder hätten ebenfalls einen dringenden Bedarf nach landwirtschaftlichen Lieferungen aus Russland.

„Wirtschaftlich gesehen ist der Export von Fertigprodukten statt des Rohweizens – also Mehl, Zerealien, Pasta und auch Gluten, Stärke, Futtermittel – für Russland weitaus profitabler“, meint Swetlana Iwanowa, Professorin für Weltwirtschaft an der Plechanow-Wirtschaftsuniversität in Moskau. Große Exportmöglichkeiten gäbe es zudem bei Meeresfrüchten, in der Marikultur wie auch bei Trinkwasser, welches die nördlichen und nordöstlichen Provinzen Chinas dringend benötigten. „Der Agrarexport wird sich nach den Konsum- und Ernährungsgewohnheiten einzelner Länder ausrichten müssen“, sagt Petr Samojlenko und nennt als Beispiel die wichtigsten Weizenimporteure Indonesien, Japan und Vietnam. „Für die Ernährungskultur dieser Länder ist Reis von zentraler Bedeutung. Der dortige wachsende Weizenkonsum ist auf den Tourismus zurückzuführen“, erklärt der Experte.

Sicherung der Lebensmittelversorgung

„Mit zunehmenden Wohlstand der Bevölkerung diversifizieren die Länder des Pazifikraums ihren Lebensmittelkonsum“, sagte im Rahmen des Wladiwostok-Forums im September David Dawe, Vertreter der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. So steige etwa in Indonesien und Japan der Weizen- und Fleischverbrauch, womit eine steigende Nachfrage nach Futtermitteln in der Region einhergehe. Zudem sei das Problem mit der Herstellung von Milchprodukten zu berücksichtigen. „Die östlichen Regionen Russlands haben ein großes Exportpotenzial bei Soja, Fleisch und Weizen“, betonte er.

„Russland ist bereit, seinen Beitrag zur Lebensmittelsicherheit der Tigerstaaten in der Pazifikregion zu leisten. Und zwar nicht nur mit steigenden Agrarexporten“, ist Swetlana Iwanowa überzeugt. Erfolg versprechend sei auch eine Kooperation in der Genetik, bei der Züchtung von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen. „In diesem Bereich verfügt Russland über wertvolle Erfahrungen. Das Land hat schon mehrere Projekte realisiert“, fügt sie hinzu.

Petr Samojlenkos Ansicht nach könnten auch die fernöstlichen Regionen Russlands von der Entwicklung profitieren. „Es ist durchaus denkbar, in diesen Sonderwirtschaftszonen  Konzessionen zu vergeben – etwa um die Herstellung von Marikulturen zu fördern oder ganze Fischcluster zu entwickeln“, schlägt der Experte vor.  

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