Für den Ausstieg aus der Steinkohle kooperiert China mit Russland.
ReutersBei einer Arbeitsvisite einer hochrangigen russischen Delegation in China vergangene Woche haben beide Länder durch Kooperationsvereinbarungen eine stärkere Zusammenarbeit im Energiebereich besiegelt.
Der russische Gasproduzent Novatek verkauft an den chinesischen Investmentfonds Silk Road Fund Co (SRF) 9,9 Prozent am Flüssiggasprojekt Yamal LNG zum Bau einer Verflüssigungsanlage auf der Jamal-Halbinsel. Gespeist werden soll sie aus dem Juschno-Tambejskoe-Gasfeld mit 907 Milliarden Kubikmetern nachgewiesener Vorkommen (entsprechend dem PRMS). Für 2017 ist die Inbetriebnahme angesetzt, 2021 soll die Betriebsanlage die volle Auslastung erreichen. Neben der russischen Novatek mit 50,1 und dem chinesischen SRF mit 9,9 Prozent beteiligen sich die französische Total und die chinesische CNPC mit je 20 Prozent an dem 24,5 Milliarden Euro teuren Projekt.
Für Novatek ist die Beteiligung von SRF von grundlegender Bedeutung, denn davon verspricht sich der russische Gasproduzent einen erleichterten Zugang zum Kapital chinesischer Banken. Rund elf von insgesamt 18,2 Milliarden Euro sollen auf diese Weise zur Projektfinanzierung herangezogen werden. Den Bau der Verflüssigungsanlage finanzieren gegenwärtig die Anteilseigner des Projekts. Weitere 1,9 Milliarden Euro stellt der russische Fond für Nationalen Wohlstand (FNB) zur Verfügung. Auf seiner jährlichen Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag sicherte der russische Präsident Wladimir Putin dem Projekt abermals staatliche Unterstützung zu.
„Diesen Abschluss haben wir seit Langem erwartet. Für die Projektfinanzierung ist die Vereinbarung sicherlich ein Durchbruch. Sie zeigt, dass Russland trotz Sanktionen und externer Herausforderungen Investoren findet und das Land für sie weiter interessant bleibt“, hebt Alexander Pasetschnik, Chefanalyst des Fonds für Nationale Energiesicherheit, hervor.
Leonid Michelson, Vorstand der beiden russischen Petrochemie-Konzerne Novatek und Sibur, verkaufte zehn Prozent der Sibur-Holding an die chinesische Sinopec. Die mögliche strategische Beteiligung Sinopecs am Bau des Gaschemiekomplexes Amur markiere die nächste Kooperationsetappe.
Auch die Staatskonzerne Gazprom, Gazpromneft und Rosneft unterzeichneten Kooperationsvereinbarungen mit chinesischen Firmen. Gazprom-Vorstandsvorsitzender Alexej Miller und sein chinesischer Kollege, CNPC-Vorstand Wang Yillin, unterzeichneten eine Vereinbarung über die Projektierung und den Bau des grenzüberschreitenden Abschnitts der Gaspipeline „Sila Sibiri“ (zu Deutsch: „Kraft Sibiriens“). Zudem wollen Gazprom und CNPC gemeinsam Gaselektrizitätsprojekte im Nordosten und Osten Chinas vorantreiben.
„Trotz fallender Preise auf Energieträger planen die chinesischen Unternehmen langfristig“, erklärt Alexander Pasetschnik. Pipelinegas wie LNG seien für China sehr wichtig, weil das Land vor der Aufgabe stehe, auf sauberere Stromerzeugung umzusteigen. „Kohlestrom raubt China buchstäblich den Atem. Und vor der Olympiade (Winterolympiade in Peking 2022, Anm. d. Red.) werden Fabriken teilweise stillstehen müssen, um Smog zu vermeiden. Daher verfolgt China das Ziel, Kohlestrom durch Gas zu ersetzen“, konstatiert der Experte.
Im Rahmen der Arbeitsvisite der russischen Delegation in China beschlossen beide Länder zudem, stärker in der Atomenergie, in der Raumfahrt und bei der Entwicklung eines Zentrums für Cloud-gestützte Datenverarbeitung zu kooperieren.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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