Tjumen ist eine der größten Städte Sibiriens, eine Stadt des Erdöls und der Dichter, Sportler und Wissenschaftler. Hier, im Herzen der Stadt, gibt es das riesige Universitätsviertel – 15 Gebäude und vier Wohnheime der Universität, in der mehr als 25.000 Studenten studieren. Welche Möglichkeiten eröffnen sich den Studenten der Tjumener Staatliche Universität?
- Du kannst Dich an der internationalen wissenschaftlichen Forschung beteiligen oder eine Karriere in der Wirtschaft starten
Seit ihrer Gründung in den frühen Dreißigerjahren hat die Universität Verbindungen zu führenden Universitäten des Landes aufgebaut und begann internationale Kontakte zu knüpfen. Die Hauptrichtungen der wissenschaftlichen Tätigkeit der Universität – Biologie, Geowissenschaften, Chemie, Physik und Mathematik – sind Bereiche, in denen man ohne eine Zusammenarbeit mit Kollegen aus anderen Ländern nicht auskommt.
Natürlich werden heutzutage nicht nur technische und naturwissenschaftliche Fächer an der Tjumener Staatlichen Universität unterrichtet. Es gibt geisteswissenschaftliche Disziplinen, Psychologie, Jura und Finanzen. Daher ist die Universität ein Anziehungspunkt für viele junge Menschen, die sich beruflich und persönlich weiterentwickeln wollen und möglicherweise später in einem anderen Land leben wollen.
Wissenschaftliche Labors stehen für viele Fachbereiche zur Verfügung – von der Photonik bis zur historischen Geographie. Es gibt sechs Promotionsausschüsse, es werden postgraduale Programme, Promotionsstudien, Postdocs und Aspirationen angeboten. Du kannst also jeden akademischen Abschluss ablegen.
Die wissenschaftliche Arbeit an der TSU beginnt sofort nach der Immatrikulation – hier sind wissenschaftliche Studentengemeinschaften tätig. „An der Tjumener Staatlichen Universität hat mich am meisten die Möglichkeit für junge Menschen interessiert, sich mit wissenschaftlicher Arbeit beschäftigen zu können. In Russland müssen die Studenten an Konferenzen teilnehmen und Artikel veröffentlichen – das verleiht Dir ein Verantwortungsgefühl für die eigene Tätigkeit“, sagt die Französin Julie Gerber, Philologin an der Universität Tjumen.
Nehmen Sie zum Beispiel die studentische Abteilung der Internationalen Gesellschaft für Erdölingenieure. Diese Gesellschaft ist eine gemeinnützige Vereinigung von Wissenschaftlern (Society of Petroleum Engineers), die auf die Erschließung von Erdöl- und Erdgas-Ressourcen spezialisiert sind. Sie hat mehr als 120.000 Mitglieder aus 135 Ländern. Auf der Facebook-Seite der SPE erfährst Du, wie man durch Kurse und wissenschaftliche Aktivitäten Mitglied der SPE werden kann.
An der Tjumener Staatlichen Universität kannst Du auch eine Karriere im Erdöl-Business starten – Absolventen der Universität werden bei Unternehmen wie Schlumberger, HMS Group, Novatek eingestellt. Gazprom Neft, einer der größten russischen Erdölkonzerne, arbeitet besonders eng mit der Tjumener Staatlichen Universität zusammen – zum Beispiel sponsert die Firma ein Masterstudium-Programm in der Konzeptentwicklung von Erdöl- und Erdgasfeldern und unterstützt die Polytechnische Schule der Universität.
Im Bereich der Geisteswissenschaften gibt es für Studierende, die in diesen Bereichen tätig sind, den Oxford Russia Fund, der seit 2008 mit der UTMN zusammenarbeitet und über 90 Studierenden spezielle Stipendien mit jeweils zehn Monaten Laufzeit gewährt.
Oder eines der wichtigsten internationalen Umwelt- und Wissenschaftsprojekte der TSU – die Teilnahme am PEEX (Pan-Eurasian Experiment) zur Erforschung der Ökologie und des Klimas des nördlichen Eurasiens. Im Rahmen dieses Projektes helfen Wissenschaftler der TSU dabei, in Jamal die Station SMEAR zur Untersuchung des Permafrosts einzurichten. Aber dies ist nur ein kleiner Teil der wissenschaftlichen Aktivitäten der Universität.
- Du kannst Russisch in einer natürlichen Umgebung lernen
Ausländische Studenten können sich an allen Fakultäten und Lehrstühlen der Universität einschreiben. In der Tjumener Staatlichen Universität gibt es auch Programme in Englisch: das Master-Biologie-Programm für Pflanzenschutz und Programme in der School of Advanced Studies.
Aber in der Regel aber studieren ausländische Studenten zusammen mit ihren russischen Kommilitonen – und natürlich in Russisch. Ausländische Studenten können einen Intensiv-Russischkurs (Foundation Program) absolvieren.
„Mit den Russen spreche ich nur auf Russisch. In der Schule habe ich die Sprache gelernt, aber ohne großen Erfolg. Aber sobald ich hier war, wurde es einfacher und viel aufregender. Ich habe meine Kenntnisse in ein paar Wochen stark weiterentwickelt. Ja, und russische Studenten wollen immer ihre Fremdsprache verbessern!“, sagt Julie. „Viele von uns englischsprachigen Studenten lernten zuerst die Phrase: ,Ich werde dir mit deinem Englisch helfen und du mir mit meinem Russisch´“', sagt Daniel Oane-Agyekum aus Ghana, der am Institut für Mathematik und Computerwissenschaften der TSU studiert.
Die Dozenten haben Verständnis für die Fehler der Ausländer. „Das heißt aber nicht, dass wir irgendwelche Vergünstigungen bekämen – in jedem Fall sollten alle Studenten ihr Bestes geben“, sagt Julie.
Es gibt auch eine spezielle Abteilung für die Unterstützung von ausländischen Studenten und Spezialisten. Wie Julie sagt, scheinen die Regeln der Universität zunächst sehr kompliziert zu sein, so dass das Management für internationale Beziehungen wirklich hilft. „Die Mitarbeiter kennen die Namen aller ausländischen Studenten und sind immer bereit zu helfen, wenn Du Probleme hast. In Moskau, wo ich vor fünf Jahren studiert habe, war das übrigens nicht so“, sagte sie.
- Du kannst Dich mit Studenten aus der ganzen Welt anfreunden
Können sich die einheimischen ausländischen Studenten hier wirklich mit den Russen anfreunden? „Ja, das ist ein Klischee, aber ich kann es bestätigen. Die Russen sind anfangs höflich und zurückhaltend, aber wenn Du sie besser kennenlernst, werden sie freundlich und beginnen sich für Dich zu interessieren. Du fühlst dich außergewöhnlich“, sagt Julie.
„Anfangs boten mir russische Studenten häufig an, mir zu helfen, wenn ich im Unterricht gar nichts verstand. Wenn sich dann später herausstellte, dass wir gemeinsame Interessen hatten, war dies der Beginn einer hervorragenden Freundschaft“, sagt Daniel. „In der Stadt selbst kann man überall hinkommen, wenn man wenigstens ein bisschen Russisch kann. Im öffentlichen Nahverkehr werde ich manchmal gefragt, woher ich komme und was ich studiere. Mitunter wissen die Einheimischen – vor allem die älteren Menschen – wenig über afrikanische Länder und versuchen sogar zu erraten, woher sie kommen. Das ist ganz lustig.“
Gegenwärtig studieren hier 787 Studenten aus dem Ausland. 2018, als der Zustrom ausländischer Studenten zunahm, wurde die Vereinigung ausländischer Studierender gegründet, in deren Vorstand Studenten aus China, Vietnam, Lateinamerika, Afrika und den arabischen Ländern vertreten sind. Hier ist ihre Gruppe im sozialen Netzwerk „VKontakte“. Der Verein führt Veranstaltungen zu einer Vielzahl von Anlässen durch – vom Turnier im Straßenfußball oder intellektuellen Stammtischen bis hin zu Diskussionen über das Leben im Wohnheim.
Es gibt an der Universität auch ein Buddy-Programm: Dabei zeigen die russischen Studenten einem Kommilitonen aus einem anderen Land ohne unnötige Formalitäten, wo er wohnen kann, wie man die Unterlagen ausfüllt und so weiter. „Ich bin letzten Oktober an die Tjumener Staatliche Universität gekommen, um den Russisch-Vorbereitungskurs zu beginnen“, sagt Daniel Oene-Agyekum. „Und mir wurde von mehreren russischen Studenten geholfen – sie zeigten mir, wo die Universität, das Wohnheim und die notwendigen Geschäfte sind, halfen mir, eine SIM-Karte und wettertaugliche Kleidung zu kaufen (im Oktober war es für mich, der aus den Tropen kam, schon sehr kalt). Dann brachten sie mich zum Kurator meines Ausbildungsprogramms ,Software- und Systemadministration´, damit ich mich im Kurs einschreiben und mit der Ausbildung beginnen konnte.“
- Du wirst Dich selbst verwirklichen können, Deine Kommunikationsfähigkeiten verbessern und Russisch sprechen zu lernen.
„Die meisten meiner Freunde habe ich nicht in der Seminargruppe, sondern während der Teilnahme an verschiedenen Studentenprojekten kennengelernt“, sagt Julie Gerber. „Zum Beispiel ,Theater- und Musikfestivals´ oder die ,Freie Universität´, wo Lehrer und Studenten in ihrer Freizeit Vorlesungen zu ihren Lieblingsthemen halten. Natürlich hängen wir auch einfach nur so ab, gehen zusammen essen, proben zu Hause für ein Theaterstück; einmal haben wir viele Stunden damit verbracht, eine riesige Collage zu gestalten.“
Die Universität – das ist nicht nur das während des Studiums erworbene Wissen, sondern auch nützliche Bekanntschaften, die später bei der Karriere helfen. In Tjumen hat die staatliche Universität mehr als 130 Studentenvereinigungen. So zum Beispiel intellektuelle Klubs – ein Klub für Parlamentsdebatten, ein Klub für philosophische Diskussionen; Vereinigungen für Design, Choreografie, Theaterkunst und vieles mehr.
Der Leiter der School of Advanced Studies Andrei Schtscherbenok (Ph.D. an der Universität von Kalifornien, Berkeley) lud 45 Lehrer aus soziokulturellen Fächern aus der ganzen Welt ein, um die Neulinge auf die modernen Geisteswissenschaften vorzubereiten.
Hier lehren Daskin Drum, Künstler und Schauspieler mit einem Ph.D. in Performance Studies (University of California in Berkeley), der Fachmann für Geschichte des Erdöls Jay Silverstein, Anthropologe und Archäologe (Ph.D. Pensilvannskogo University) und Ann Mulhall (Ph.D. in Komparatistik an King College London).
Du kannst Dich auch als Studentensprecher bewerben; Artikel in der Studentenzeitung veröffentlichen, ein Öko-Aktivist werden oder virale PR im Stile von Kanye West erlernen – zu seinen Ehren wurde einer der PR-Workshops benannt. Die Universität finanziert die vielversprechendsten studentischen Projekte – allein von 2012 bis 2015 hat die Tjumener Staatliche Universität mehr als 38 Millionen Rubel dafür bereitgestellt.
- Du wirst nicht nur die Stadt, sondern auch die wilde Natur Russlands kennenlernen
Sibirien, auf der ganzen Welt ein Symbol der schrecklichen russischen Kälte, ist wesentlich vielfältiger, als man sich vorstellen kann. Leben in Tjumen, das bedeutet regelmäßige Ausflüge in die Natur.
Rund um die Stadt gibt es mehrere heiße Quellen. Als Wintersportler wird es Dich auf jeden Fall zu den Loipen in der Nähe der Stadt ziehen. Julie sagt: „Man kann sogar beim Verein Randonnee Mitglied werden (so nennt die Französin Julie Ausflüge auf Langlaufskiern) und sich auf die ,Polar-Expedition´ in die Berge des Ural begeben – das sollte man mal ausprobieren bei -40 ° C!“
Außerdem organisiert die Universität regelmäßig Führungen in die nahegelegenen historischen Städte Tobolsk (gegründet 1587) und Jalutorowsk (gegründet 1659), die als "Juwelen Sibiriens" bezeichnet werden.
Julie war von der sibirischen Natur so begeistert, dass sie über die Wahrnehmung dieser Region durch ihre Landsleute nachdachte - so entstand ihr Essay „Die Wahrnehmung Sibiriens in der Massenkultur des modernen Frankreichs“.
Die Stadt Tjumen, so unsere Gesprächspartner, hinterlässt einen freundlichen Eindruck. Julie geht gerne in Restaurants und probiert unbekannte Gerichte – „besonders die georgische und usbekische Küche“. Sowohl Daniel als auch Julie äußern sich positiv über die gemütliche Atmosphäre des alten Universitätsgebäudes: „Überall frische Blumen, Sofas und Sessel in den Hallen, Holzmöbel und hohe Decken, die Korridore duften nach Kaffee und Essen – gemütlich und freundlich“, sagt Julie. „Mir hat die allgemeine Sauberkeit, die Blumen und Pflanzen überall in der Universität und die Art, wie mir in meiner Fakultät so herzlich begegnet wurde gefallen“, sagt Daniel.