Aus Berufung in die Schule: Drei Lehrer, die Internet-Stars wurden

Utschitel ot BLOGa/YouTube.com, posokhvs/Instagram, Aus dem persönlichen Archiv von Kirill Arefjew
Diese unkonventionellen Lehrer verraten, wie sie heutige Schüler zum Lernen motivieren.
  1. Andrei Fedotow

Andrei wollte ursprünglich Übersetzer werden, bekam aber eine Stelle als Englischlehrer angeboten. Damals dachte er, dass er diesen Job nicht lange machen würde. Inzwischen ist er seit fünf Jahren dabei. Andrei ist zudem ein beliebter Video-Blogger. 

Die Anpassung an das Schulleben fand er nicht leicht. Er hat vieles nach dem Prinzip „aus Fehlern lernen“ gemacht. Doch mittlerweile ist er angekommen im Lehrerberuf: „Die Schüler sind für mich wie Kinder und ich bin für sie wie ein Vater”, sagt er. 

Andrei unterrichtet eine Klasse von Militärkadetten an einer weiterführenden Schule. Nicht alle Schüler sind motiviert, Englisch zu lernen. Die erste Lektion, die er ihnen beibringt, ist daher, zu verstehen und auf Englisch zu formulieren, warum sie Englischkenntnisse brauchen.

Zum Muttertag 2014 hatte Andrei die Idee, mit seinen Schülern ein Video zu drehen zu einem Rap-Titel, den einer seiner Schüler geschrieben hat. So wollte er das Gemeinschaftsgefühl stärken. Die Mütter waren bei der Premiere so gerührt, dass sie ihre Tränen nicht zurückhalten konnten. Auch Lehrer und Schüler waren begeistert vom Ergebnis. Sie machten Parodien auf verschiedene Musikstücke und stellten ihre Videos dazu bei Tik-Tok ein. 

Einen Monat später zählte ihre Fangemeinde schon 100 000, mittlerweile haben sie 600 000 Follower.  Einige Nutzer sind von Tik-Tok zu YouTube gewechselt (36 000 Abonnenten).

Andrei überlegt sich zusammen mit den Schülern das Drehbuch und bearbeitet die Videos selbst. Ihr Musical auf der Grundlage des Hits „Despacito” ist der Favorit der Follower. Es wurde bereits 360 000 Mal angeschaut. 

Seit einem Jahr gibt Andrei auf YouTube in einem Blog „Überlebenstipps für junge Lehrer“ Berufsneulingen Ratschläge, um typische Herausforderungen in der Schule zu meistern. „Ich möchte, dass junge Lehrer an den Schulen bleiben und sich nicht vom Papierkram und anderen Problemen abschrecken lassen”, sagt er. 

  1. Wjatscheslaw Posoch 

Als Wjatscheslaw seinen Schulabschluss in Perm in einer Englischklasse machte, konnte er sich noch nicht vorstellen, einmal selbst zu unterrichten. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Dolmetscher, arbeitete als Freiwilliger bei internationalen Veranstaltungen und besuchte im Rahmen des Global Education-Programms die australische Monash University, um einen weiteren Abschluss zu erhalten. 

Zwei Jahre später kehrte er nach Perm zurück und bekam das Angebot, an seiner alten Schule Englischunterricht zu geben. Das macht er nun seit zwei Jahren. Er gewann den Wettbewerb „Männer in der Lehre“ und nicht nur seine Schüler folgen seinem Instagram-Account. Wjatscheslaw wurde von Journalisten als „Der attraktivste Lehrer Russlands” bezeichnet. In den Sozialen Medien ist man sich einig, dass er auch als Model arbeiten sollte.

Während seine Anhänger über Wjatscheslaws Fotos diskutieren, bereitet er sich auf seinen Unterricht vor. Heutzutage profitierten die Schüler eher von einer individuellen Herangehensweise als vom Vorgehen nach Lehrbuch, ist er überzeugt. Er nutzt die Interessen seiner Schüler, um ihnen das Sprachenlernen zu erleichtern. „Wenn ihr Kind sportbegeistert ist, lassen sie es Sportübertragungen auf Englisch anschauen und darüber in der Fremdsprache berichten”, rät er. „Für mich ist es vor allem wichtig, dass die Schüler Spaß am Sprachenlernen haben und nicht nur an ihre Noten denken. Noten sind nur Standortbestimmungen, sie sagen nichts über das Individuum aus”, erklärt Wjatscheslaw. 

Er findet es gut, wenn Schüler sich Lehrer zum Vorbild nehmen. Deshalb seien auch das Aussehen, eine gute Bildung, Sinn für Humor und emotionale Intelligenz sehr wichtig für einen Lehrer. Wjatscheslaw plant, Podcasts in englischer Sprache zu veröffentlichen. Seinen Instagram Account nutzt er nicht als Werbeplattform für sich. Er ist für ihn lediglich eine Art Tagebuch, das dem Rückblick und dem Erinnern dient. 

  1. Kirill Arefjew

Dieser Grundschullehrer in der Stadt Serpuchow ist selbst gerade einmal 25 Jahre alt, aber er unterrichtet bereits seit sieben Jahren. Derzeit ist er der einzige männliche Lehrer in der Grundschule. 

Als Kirill seine kleinen Schützlinge das erste Mal getroffen hat, war für ihn klar, dass Lehrer sein seine Berufung ist. 

Seine Beiträge zum Bastelunterricht und Videos, die das Schulleben zeigen, werden von Tausenden auf Instagram angeschaut. Kirill hatte erst gar nicht vor, seinen Account für schulische Zwecke zu nutzen. Er veröffentlichte dort Beiträge für Eltern und Fotos mit den Kindern, die sich sehr gerne mit ihm ablichten lassen. 

2015 wurde er „Lehrer des Jahres”. Danach stieg die Zahl seiner Follower und zudem bekam er viele Anfragen von Kollegen, die um Tipps baten. 

Kirill findet, heutige Schulkinder sollten mit Enthusiasmus und positiver Stimmung unterrichtet werden. Es sei gut, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und sie dabei in die richtige Richtung zu lenken. 

Kinder mögen kluge, freundliche und authentische Lehrer, die sie wertschätzen und inspirieren.  Kirill sagt, die wichtigste Aufgabe des ersten Lehrers eines Kindes sei es, in ihm von Beginn an die Lust zu lernen zu wecken.

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