Die arktische Region Russlands ist ein riesiges Gebiet mit wenigen Straßen und viel Tundra. Nomadenvölker aus dem Norden züchten Rentiere und ziehen mit ihren Familien von Ort zu Ort. Heute gibt es mehr als 20.000 Nomaden im Land, die überall in der arktischen Region leben: Nenzen, Dolganen, Ewenen und andere ethnische Völker. Und was ist mit den Kindern, fragen Sie sich?
In Russland gibt es eine allgemeine Bildungspflicht und Nomadenkinder bilden da keine Ausnahme. In den frühen Jahren der Sowjetunion, also vor etwa einem Jahrhundert, wurden für sie zwei Bildungssysteme entwickelt. Das erste und am weitesten verbreitete ist das Internat, in das die Kinder nur zu den Sommer- und Winterferien nach Hause zurückkehren, um ihre Eltern zu besuchen.
Um die Schüler abzuholen, organisieren die regionalen Behörden spezielle Schulhubschrauber. Ende August fliegt der Hubschrauber über die Tundra auf der Suche nach Kindern von Rentierzüchtern, holt sie ab und bringt sie zur Schule.
Die Internatsschulen befinden sich in nahe gelegenen Dörfern oder Städten und unterscheiden sich nicht von anderen russischen Schulen, außer dass die Kinder hier nicht nur lernen, sondern auch wohnen.
Wenn die Familie eine Wohnung oder Verwandte in der Siedlung hat, können sie dort wohnen und nicht im Wohnheim. Manchmal bleiben nur die Männer in der Tundra, während die Frauen mit den Kindern in die Siedlung gehen.
In einigen russischen Gebieten der Tundra gibt es ein weiteres Bildungskonzept – Nomadenschulen. Das bedeutet, dass die Schule zusammen mit der Rentierherde „umherzieht“. In diesem Fall bleiben die Kinder länger bei ihren Familien und müssen ihr Lebensumfeld nicht drastisch verändern. Neben Mathematik, Physik und der russischen Sprache erlernen die Schüler auch das traditionelle Handwerk, die Kunst der Rentierzucht und die lokale Sprache direkt in der Tundra. Diese Schulen sind als Zweigstellen ländlicher Schulen eingestuft und werden auf offiziellen Antrag von Nomadenfamilien oder -gemeinschaften eingerichtet. Für kleine Kinder können auch Nomadenkindergärten eingerichtet werden.
Heute gibt es in Russland nur etwa 40 Nomadenschulen, an denen etwa insgesamt 500 Kinder lernen, unter anderem in Taimyr, Jamal und Jakutien. Wenn ein Schüler seine Ausbildung fortsetzen will, geht er in der Regel in ein Internat, da die Ausbildung dort besser ist. Manchmal wird auch eine Mischung aus Vollzeit- und Teilzeitunterricht angeboten. In den letzten Jahren ist auch eine Form des Fernunterrichts entstanden.
Moderne Nomadenschulen sind mobile Einheiten mit Schreibtischen, Tafeln und Technikräumen im Inneren. Es gibt auch kleine Schulen in Form von traditionellen Hütten. All dies lässt sich leicht abbauen und mit Schlitten und Rentieren zum nächsten Ort transportieren.
Stadtmenschen träumen oft davon, in der Taiga zu leben, aber das klingt nur romantisch. Es gibt viele Dörfer in Sibirien, in denen es keine Schulen gibt, einfach weil dort nur wenige Menschen leben. Aber die Kinder müssen trotzdem lernen, und manchmal ist der Weg zur Schule eine wahre Herausforderung.
Gulnara Koldaschewa aus dem Dorf Sibiljakowo in der Region Omsk bringt ihren Sohn Ajdar mit dem Boot über den Fluss Irtysch in das Dorf Kurmanowo, wo der Schulbus ihn zur weiterführenden Schule im Dorf Butakowo bringt, und kehrt auf demselben Weg zurück.
Das Dorf Bolschaja Retschka in den Ausläufern des Sajan-Gebirges ist die letzte Siedlung in diesem Gebiet – hier endet die Straße und die unwegsame Taiga beginnt. Dort befindet sich mit nur 15 Schülern die kleinste Schule der Region Krasnojarsk!
In vielen Klassen gibt es nur ein oder zwei Kinder.
In entlegenen Gebieten Sibiriens und des Urals, in denen es Straßen gibt, bringen Schulbusse und GAZ-Kleinbusse die Kinder zur Schule.
Schulkinder kommen manchmal mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule (wenn es warm genug ist).
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