Redewendung „Beim Teufel auf Kulitschki“: Wo liegt dieser Ort und was hat er mit dem Teufel zu tun?

Russia Beyond (Photo: CSA Images; Public domain)
Wenn man einer der Versionen glauben schenkt – ganz in der Nähe des Moskauer Kremls.

Im Russischen gibt es einen populären Ausdruck U tschórta na kulítschki (dt.: Beim Teufel auf Kulitschki). Das sagt man, wenn der Ort, den man erreichen muss, sehr weit entfernt ist und man sich von der langen Reise frustriert fühlt. Dabei ist den Russen selbst die wörtliche Bedeutung dieses Ausdrucks heute nicht mehr klar.

Was ist damit gemeint?

Der Ausdruck U tschórta na kulítschki bedeutet, dass man sich an einem unbekannten Ort befindet, oder sich an einen Ort begeben muss, der sehr weit weg ist. Kulítschki ist eine verzerrte Form des Wortes Kulíschki, ein reines, baumloses und flaches Gebiet, sowie sumpfige Gebiete. Einer Version zufolge ist der phraseologische Ausdruck aufgrund der abergläubischen Einstellung zu Sümpfen entstanden – dem Volksglauben zufolge lebte dort das Unreine. Deshalb auch „beim Teufel“.

Kulíschki wird auch ein Teil des historischen Stadtteils von Moskau Kitaj-gorod genannt, der nicht weit vom Kreml entfernt ist. Aber dieser alte Name Kulischki wird heute fast nicht mehr verwendet, und der Ausdruck Beim Teufel auf Kulitschki wird nicht damit in Verbindung gebracht. Obwohl es eine Version gibt, die den Bezirk Kulischki mit dem Ursprung der Redewendung in Verbindung bringt. 

Armenhaus auf Kulischki

Der Historiker Iwan Snegirjow schrieb im 19. Jahrhundert das Buch Moskau. Eine ausführliche historische und archäologische Beschreibung der Stadt. Darin beschrieb er einen Fall, der sich während der Herrschaft von Zar Alexej Michailowitsch (1645-1676) ereignete: Im Armenhaus für Waisen und Findelkinder auf Kulischki, nicht weit vom Johannes-Kloster entfernt, soll sich ein unreiner Mensch niedergelassen haben. Er gönnte den alten Frauen, die im Armenhaus arbeiteten, keine Ruhe: Er warf sie aus dem Bett, klapperte in den Ecken und auf den Herden, schrie verschiedene böse Dinge und schüttelte sie in Wiegen.

Johannes-Kloster im Jahr 1882

Die Gerüchte darüber erreichten den Zaren und er befahl den Priestern, den bösen Geist mit Gebeten aus dem Armenhaus zu vertreiben. Aber als Reaktion auf die Gebete begann der Teufel, die Priester selbst verschiedener Ungerechtigkeiten zu beschuldigen, und es war unmöglich, ihn loszuwerden. Da erzählte einer der  ertrauten des Zaren diesem von dem Mönch Hilarion aus dem Wüstenkloster Florischtschewa (heute Region Nischnij Nowgorod), der in der Lage sei, böse Geister auszutreiben.

Hilarion Metropolit von Susdal und Jurjew

Hilarion reiste mit zwei Mönchen nach Moskau und las sieben Wochen lang Gebete in dem Armenhaus. Trotz der Possen des Teufels gelang es Hilarion bald, ihn zu vertreiben. Laut Snegirjow bezieht sich die Redewendung Beim Teufel auf Kulitschki auf diese Geschichte.

Hilarion selbst wurde später Metropolit von Susdal und Jurjew. Und das Johannes-Kloster, neben dem sich das Armenhaus befand, steht an der gleichen Stelle – es wurde im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut.

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