Maria Fjodorowna, die gebürtige dänische Prinzessin Dagmar, war die Frau des russischen Zaren Alexander III. (1845-1894). Sie hatten sechs Kinder, der älteste von ihnen war Nikolaj, der 1894 nach dem Tod seines Vaters zum letzten Zar des Russischen Reiches gekrönt wurde.
Seit 1894 trug Maria Fjodorowna den Titel der Zarenwitwe. Sie war Vorsitzende der Kaiserlichen Patriotischen Frauengesellschaft, die während des Krieges gegen Napoleon 1812 gegründet worden war. Hier sammelten sich Frauen russischer adliger Familien, um den Kriegsopfern zu helfen. Während des Ersten Weltkriegs sammelten die Damen Geld, eröffneten Krankenhäuser und arbeiteten als Schwestern der Barmherzigkeit.
Die Zarenwitwe sorgte dafür, dass Steuergelder an das russische Rote Kreuz gingen, dessen Vorgängerorganisation seit 1854 bestand. Während des Ersten Weltkrieges wurden beispielsweise ein Teil von dem Preis eines jeden versendeten Telegramms an die Organisation gespendet.
Mit Hilfe der Zarenwitwe wurden Lagerhäuser eingerichtet, wo warme Kleidung und Medikamente für die Front gesammelt werden konnten.
Rund 700.000 Menschen wurden in den Kranken- und Waisenhäusern sowie Schulen geholfen, die Maria Fjodorowna betreute.
Das Rote Kreuz half Menschen auch während der Missernten von 1906 und 1911.
Da die Zarenwitwe ein stabiles Einkommen von der Staatskasse bekam, spendete sie etwa die Hälfte für wohltätige Zwecke. Dankesworte erhielt sie dafür auch aus den entferntesten Regionen des Russischen Reiches.
Anfang 1917 waren 2500 Ärzte, 20.000 Krankenschwestern und mehr als 50.000 Sanitäter im Dienst des russischen Roten Kreuzes. Nach der Machtübernahme der Bolschewiki wurde das Eigentum der Organisation verstaatlicht, aber sie selbst überlebte und existiert noch heute. Ein anderes Schicksal erwartete jedoch die Kaiserliche Patriotische Frauengesellschaft, die bis zur Februarrevolution von 1917 existierte, deren Eigentum nach der Oktoberrevolution auch nationalisiert wurde. Sie hörte damit auf zu existieren.
Während des Ersten Weltkrieges wohnte Maria Fjodorowna im Marijnskij-Palast in Kiew und organisierte Züge, Krankenhäuser und Sanatorien. Nach der Revolution 1917 reiste sie auf die Krim und später nach Europa. Sie kehrte nie nach Russland zurück.
1928 starb Maria Fjodorowna im Alter von 80 Jahren in ihrer Heimat in Dänemark. 2006 wurde ihre Asche in die Peter-und Paul-Festung in Sankt Petersburg gebracht.