Mysterien der russischen Geschichte: Woher stammen die Nachnamen der Mächtigen des Landes?

Geschichte
NIKOLAJ SCHEWTSCHENKO
Namensforschung ist in vielen Fällen sehr spekulativ. Dennoch verbergen die Nachnamen der wichtigsten politischen Figuren des Landes spannende Geschichten über ihre Vergangenheit.

Nachnamen tauchten in Russland erstmals im 13. Jahrhundert auf, aber es dauerte bis in die 1930er-Jahre bevor der Prozess der Namensgebung im gesamten Land verbreitet war. Die Mehrzahl der modernen Nachnamen leiten sich vom Beruf, der Nationalität oder einem besonderen physischen Merkmal eines Vorfahren ab.

Heute unterscheidet die Wissenschaft zwischen vier Typen russischer Nachnamen, basierend auf den letzten Buchstaben des Namens. Die allermeisten aber fallen in eine von zwei Kategorien. Das gilt auch für die berühmtesten Nachnamen des Landes.

1 Putin

Niemand kann den Ursprung des nun allseits bekannten Nachnamens exakt nachvollziehen, aber es gehört zur zweithäufigsten Kategorie: Denn wenn Nachnamen nicht auf “-ow” oder “-ew” enden, dann schließen sie meist mit einem “-in” ab. All diese Namen aber haben gemeinsam, dass sie sich direkt aus der Familiengeschichte ableiten – wie erwähnt können das Beruf, Nationalität oder Aussehen der Vorfahren sein.

Eine Theorie besagt, dass Putins Familienname von einem Vorfahren mit dem Namen Put’aj abstammt. Es ist wahrscheinlich eine modernisierte Form dieses Nachnamens, der Neugeborenen oft neben ihrem christlichen Namen gegeben wurde, um diesen für slawische Ohren wohlklingender erscheinen zu lassen oder um das junge Kind vor bösen Geistern zu beschützen.

Put’aj könnte ausdrücken wollen, dass das besagte Kind entweder auf oder an einer Straße geboren wurde (“put” bedeutet so viel wie „Weg“), dass es eng in Kleidung verschnürt wurde („puty“ heißt so viel wie „fesseln“) oder dass eine Kombination beider Auslegungen der Fall war.

Seitdem könnte die Person „Put’aj“ geheißen haben. Dessen Nachfahren wiederum könnten irgendwann dann “Putins” genannt worden sein, um ihre Zugehörigkeit zu einem bestimmten Familienstamm deutlich zu machen.

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2 Romanow

Es ist der wahrscheinlich berühmteste Familienname Russlands: Das Haus der Romanows herrschte für mehr als 300 Jahre über Russland, beginnend mit dem berühmten Vorfahren Michail Romanow und endend mit Zar Nikolaus II. Tatsächlich aber hat der Name noch deutlich tiefere Wurzeln.

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Die Zarenfamilie stammt von einem Mann namens Andrei Kobila ab, der einst als „Kobilini“ (der Name steht für eine Stute) und Koschkiny (dieser steht für eine Katze) bekannt war. Erst sehr viel später änderten Mitglieder der Familie den Nachnamen: Sie nannten sich nach einem Urenkel Fjodor Koschkas, dessen Name Roman war. Es war der Moment, in dem die Familie begann, als die Romanows Geschichte zu schreiben. Heute enden die allermeisten Nachnamen in Russland auf „-ow“ oder „-ew“ – es sind rund 70 Prozent.

3 Lenin

Der berühmte Kampfname des russischen Revolutionsführers war nur einer von vielen, aber sicherlich der bekannteste. Der Ursprung des Pseudonyms ist nicht sicher nachzuvollziehen, aber einige Theorien versuchen sich daran, zu erklären, wie aus Wadimir Uljanow letztlich Lenin wurde.

Einer Version zufolge nahm Uljanow den Namen an, um den toten Arbeitern zu gedenken, die nach einem Streik in den Lenski-Goldminen hingerichtet worden waren. Viele Wissenschaftler aber zweifeln an dieser Theorie, da das berühmte Pseudonym bereits vor diesen tragischen Geschehnissen auftaucht.

Eine andere Erklärung besagt, dass Uljanow sich nach einem der drei großen Flüsse Sibiriens, der Lena, benannte. Deutlich weniger poetisch aber auch viel realistischer ist die Vermutung, dass der Bolschewistenführer den Namen Lenin annahm, um weniger Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, nachdem sein tatsächlicher Nachname unter der zaristischen Herrschaft eine Bürde wurde.

Ein Freund gab Uljanow den Pass seines Vaters, der den Namen Nikolai Lenin trug. Letztlich sollte der Deckname bleiben. Bei der Klassifizierung des Nachnamens fällt Lenin in die gleiche Kategorie wie Putin, denn beide enden auf “-in“.

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