Feiern wie der letzte Zar: Die verschwenderischen Feste Nikolai II. in Zahlen

Geschichte
GEORGI MANAJEW
Vor 150 Jahren, am 18. Mai 1868, wurde in Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg Nikolai Alexandrowitsch Romanow geboren, der später als letzter Zar Nikolai II Russland regieren sollte. Als hätte man das nahe Ende damals schon gespürt, veranstalteten die Romanows damals sehr ausschweifende Feste – jedes, als könnte es ihr letztes sein.

1 Feiern wie ein Zar

Nikolai II. und seine Familie wollten jede Feierlichkeit unvergesslich machen. Die Krönung des letzten russischen Zaren und seiner Gattin 1896 war die teuerste aller russischen Krönungen. Die Zahlen sprechen für sich: Zur Krönung kamen mehr als 85.000 Soldaten – eine ganz beachtliche Feier-Armee – mit einem eigenen Hauptquartier.

Im Kreml wurde eine spezielle Telefonstation gebaut, um die Krönungszeremonie zu koordinieren. Über 24 Tonnen Silber- und Goldgeschirr wurden aus St. Petersburg nach Moskau gebracht; einen Abend vor der Krönung wurde Kaiserin Alexandra von einem Chor mit 1200 Sängern begleitet. Dies war auch die erste und einzige Krönung eines russischen Zaren, die gefilmt wurde.

Im Jahre 1913 fand ein noch nobleres Ereignis statt – der 300. Jahrestag der Romanow-Dynastie. Auf Anordnung des Zaren wurden allen Bürgern ihre Steuerschulden beim Staat erlassen. Über 1,5 Millionen Gold-, Silber- und Bronzemedaillen wurden geprägt. Zum ersten Mal in der russischen Geschichte wurden Porträts des Zaren und seiner Familie auf Postwertzeichen, Souvenirkrügen, Taschentüchern usw. vervielfältigt.

2 Speisen wie ein Zar

Die Zaren-Küche war Ende des 19. Jahrhunderts mit 55 Mitarbeitern besetzt. Der Zar hatte drei Speiseniveaus zur Auswahl: "einfach", "Urlaub" und "Parade". Dabei bedeutete "einfach" aber bereits beispielsweise "Frühstück mit vier Gängen“ oder „Abendessen mit fünf Gängen“.

Der königliche Tisch war sehr teuer (obwohl mit der Zeit die Ausgaben gesenkt wurden): 1901 kostete er 71.631 Rubel, 1903 - 67.112 Rubel, 1904 - 47.711. Zum Vergleich: Der Lohn eines Soldaten lag bei 4000 Rubel, ein Pferd kostete etwa 100 Rubel, ein gutes Klavier um die 200 Rubel.

Aber am russischen Zarenhof wurde eben wirklich aus Europa importiertes Essen von goldenen Tellern gegessen. Die Reste wurden dann oft noch als Delikatessen an Sankt Petersburgs Luxusrestaurants weiterverkauft – und dort serviert.

3 Trinken wie ein Zar

Nikolaus II. war kein Abstinenzler. Seine Lieblingsgetränke waren Portwein und Pflaumenschnaps. In seinem Tagebuch schreibt er im August 1904:

"Nach dem Besuch der Militärkantine, die beträchtlich mit Wodka beladen waren, erreichte ich schließlich die Offiziersversammlung."

Selbst während der schlimmsten Zeiten, 1916, hielt der Zar nicht an seinen Trinkgewohnheiten inne. Wie der Historiker Igor Zimin bemerkte, tranken Zar und seine Familie im Mai und Juni 1916 1107 Flaschen verschiedener Weine, plus 391 weitere Flaschen Madeira (ein weiterer Favorit desZaren), 174 Flaschen Sherry, 19 Flaschen Portwein (fast ausschließlich für der Zaren persönlich), 14 Flaschen Champagner (nur bei festlichen Anlässen), 3 Flaschen Cognacs und 158 Flaschen Wodka.

4 Verdienen wie ein Zar

Seit seiner Geburt erhielt Nikolai II. ein Jahresgehalt von 100.000 Rubel aus staatlichen Mitteln. Mit der Krönung zum Zaren verdoppelte sich diese Summe. 200.000 Rubel gingen direkt auf sein Bankkonto, für „alltägliche“ Ausgaben erhielt er noch einmal 20.000 Rubel pro Jahr. Theoretisch. Aber in der Praxis hat er hat diese Summe immer überschritten – manchmal um bis zu 150.000 pro Jahr. Zum Vergleich: Ein General oder ein Minister verdiente 6000 bis 7000 Rubel pro Jahr, ein Fabrikarbeiter um die 500 Rubel.

Seine Hauptkosten lagen im Bereich der  Wohltätigkeit – vor allem dem Bau von Kirchen und Kapellen. Seine Frau Alexandra gab jährlich etwa 40.000 Rubel für Kleidung aus und trug auch gerne teuren Schmuck. Allein 1914 kaufte sie 25.000 Schmuckstücke. Große Summen wurden auch dafür ausgegeben, den Zaren und seine Familie zu fotografieren und zu filmen – was heute mit einem Knopfdruck gemacht wurde, war damals eine teure Art der Unterhaltung.

5 Jagen wie ein Zar

Die königliche Jagd war seit Iwan dem Schrecklichen ein beliebter Zeitvertreib der russischen Zaren, so auch für Nikolai II. Er hatte geradezu eine wahre Leidenschaft für die Jagd. Eine spezielle Abteilung im Hofministerium überwachte jede Jagd: Mehr als 70 Männer gehörten zum Stab, darunter ein Maler, der erstaunliche Aquarelle schuf, um die Tische mit Jagdergebnissen zu illustrieren.

Statistiken zufolge haben Nikolai II. und seine Brüder in den Jahren 1884 bis 1909 über 680.000 Tiere und Vögel erlegt. Bei einer Jagd tötete Nicholas persönlich 1400 Fasane. Solche Jagden dauerten wochenlang und waren sehr teuer: jährliche über 30.000 Rubel – ein Jahresgehalt von 100 Grundschullehrern.

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