60-jähriges Jubiläum: Der sowjetische Minivan „Buchanka“ und sein weltweiter Erfolg

Geschichte
JEKATERINA SINELSCHTSCHIKOWA
Die Sowjetunion hatte ihren eigenen Minivan, der dem berühmten Vorreiter von Volkswagen äußerst ähnlich sah. „Buchanka“ wurde vor rund 60 Jahren zum ersten Mal produziert und fasziniert die Menschen im In- und Ausland noch heute.

Im Jahr 1958 produzierte das Automobilwerk der kleinen Stadt Uljanowsk das erste Geländefahrzeug: Den „UAZ-450“, der mit seiner länglichen Form und den abgerundeten Kanten einem riesigen Brotlaib glich. Bis zu 14 Personen passten in den neuen Minivan, dessen Spitzname „Buchanka“, zu Deutsch „Brotlaib“, schon bald nicht nur von der Bevölkerung, sondern auch von seinen Produzenten aufgegriffen wurde.

Anfangs wurde das Fahrzeug noch an die Bedürfnisse der sowjetischen Armee angepasst und sollte im Falle eines drohenden Atomkrieges als Transportfahrzeug für Verwundete und Tote dienen. Glücklicherweise kam dieser Diensteinsatz jedoch nicht zustande.

Dennoch erwies sich „Buchanka“ als Fahrzeug, das den harten Bedingungen in den abgelegenen sowjetischen Provinzen wunderbar standhielt und selbst Gebiete befahren konnte, die für Flugzeuge nicht zugänglich waren. Nach einigen Witterungstests wurde schließlich im Jahr 1959 der erste Produktionsvertrag für 35 „Buchankas“, die als Krankenwagen zum Einsatz kommen sollten, unterzeichnet.

Später wurden die Fahrzeuge zudem nach Sibirien, in den russischen fernen Norden sowie an den kältesten Ort der Welt, in das Dorf Ojmjakon in Jakutien, verschifft. Manche „Buchankas“ wurden sogar nach Indonesien und Syrien geliefert.

Der sowjetische Minivan galt seinerzeit als nahezu unzerstörbar, obwohl er keinen einzigen Crashtest bestand und jeder, der im „UAZ-450“ saß, bezeugen konnte, wie holprig die Fahrt verläuft.

Ein „Buchanka-Mythos“ besagt jedoch, dass das Fahrzeug selbst dann an seinem Zielort ankommt, wenn ihm das Öl ausgeht oder die Kupplung ohne ersichtlichen Grund kaputt geht. Einem anderen Mythos zufolge lassen sich so gut wie all seine technischen Probleme mit Schimpftiraden oder mit einem Vorschlaghammer beheben.

Klar ist, dass der „UAZ-450“ bis heute auf den russischen Straßen im Einsatz ist. Sie werden von der Polizei, den Krankenhäusern und Rettungsdiensten benutzt sowie in den abgelegenen Regionen als landwirtschaftliche Fahrzeuge und stationäre Taxis eingesetzt.

Manchmal dienen sie sogar dazu, um Touristen zu den Vulkanen Vesuv und Ätna zu befördern. In Italien werden die sowjetischen Minivans darüber hinaus oft zu einer Art „Wohnwagen“ mit Mini-Dusche, Toilette, einem Herd, Waschbecken, kleinen Kühlschrank und einem Sofa umfunktioniert.

Heutzutage können Sie gebrauchte Fahrzeuge für etwa 100 000 bis 250 000 Rubel beziehungsweise für rund 1 350 bis 3 500 Euro erwerben.

In Japan erfreut sich das UAZ-Design, dessen Konzeption sogar von Honda für den Pickup-Truck „T880“ verwendet wurde, immer noch großer Beliebtheit. Die Japaner behaupten (rus), dass dieser sowjetische Minivan bei ihnen nostalgische Erinnerungen an die japanischen Autos der 1960er Jahre weckt.

Im Jahr 2018 feiert der sowjetrussische Minivan nun sein 60-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass hat der Hersteller für 757 700 Rubel beziehungsweise etwa 12 160 Euro eine Sonderversion des Fahrzeuges herausgebracht: Einen weiß-grünen Kleinbus mit neuen Funktionen, zu denen unter anderem beheizte Vordersitze und neue Türgriffe zählen.

>>> Der Lada: Kultmobil der Sowjetunion

>>> Zehn sowjetische Kult-Autos und deren westliche Vorbilder