Russische Geschichte als Theaterstück: Russland verkauft Alaska an die USA

Geschichte
GEORGI MANAJEW
Es existieren viele komplexe Ereignisse und Erzählungen in der russischen Geschichte. Russia Beyond hat sich entschlossen, einige dieser Geschichten mit kurzen Theaterstücken, statt mit langweiligen Analysen, neu darzustellen.

Besetzung:

Russland – ein osteuropäisches Imperium, mächtig, immer knapp bei Kasse und voller korrupter Beamter.

Die Vereinigten Staaten von Amerika – ein junger und mächtiger Staat, der aber mit inneren politischen Problemen zu kämpfen hat. Ein Feind von Großbritannien.

Großbritannien – „Herrscher über die Meere“. Feind und manchmal Verbündeter von Russland und den Vereinigten Staaten. Will die Gewinne von beiden mindern.

Russisch-amerikanische Handelsgesellschaft – eine russische, staatlich finanzierte Gesellschaft, die für den Handel mit Amerika gegründet wurde.

Russische Forschungsreisende – verschiedene russische Forscher, Seeleute und Kaufleute.

Graf Murawjow-Amurski – Generalgouverneur von Ostsibirien.

Offiziere der russisch-amerikanischen Handelsgesellschaft – Marineoffiziere, junge russische Adlige, genauso arrogant wie auch dumm.

Russen

Amerikaner

Aleuten – Alaskische Einheimische

Tlingit Indianer – gewaltbereite alaskische Einheimische

1732

Russische Forschungsreisende (entdecken offiziell Alaska): Ohh! Ein neues Land zum Erkunden und Erobern! Neue Menschen, mit denen wir handeln können!

Aleuten: {|”|}*&()!*#%^&%!&! (Willkommen, erstaunliche weiße Menschen!)

Russische Forschungsreisende: Oh hallo! In unserer Weltanschauung zählt ihr nicht als Menschen, ihr seid Barbaren. (Beginnen mit der Tötung von Seeottern und Walrossen und stehlen den Aleuten ihr Essen und stören ihre traditionelle Lebensweise.)

Aleuten: !?***(?*) {|”|}*&()!*#%^&%!&! (Geht weg, bleichgesichtige Teufel, wir werden euch töten und eure Schiffe verbrennen!)

Russische Forschungsreisende: Hä? Habt ihr unsere Feuerwaffen gesehen? (Nehmen einige Städte der Aleuten mit Gewalt ein.)

Die Aleuten haben keine andere Wahl, als mit den Russen zu handeln. In den nächsten 30 Jahren sank die Aleuten-Population von Alaska aufgrund von Versorgungsengpässen um 70 Prozent.

1763

Aleuten: *(!I*)*(!^&%&$%!%^$%! !?***(?*) {|”|}*&()!*#%^&%!&! (Es reicht uns! Geht weg, bleichgesichtige Teufel, wir werden euch töten und eure Schiffe verbrennen!)

Russische Forschungsreisende(neu angekommen)

Russland: Hört mit dem Unsinn auf! Ihr bringt euch nur gegenseitig um und ich kann keinen Handel mit dem amerikanischen Kontinent betreiben.

1799

Russland: Mögest du Alaska regieren und möge ich davon profitieren, denn der Zar ist einer der größten Anteilseigner deiner Aktie!

Russisch-amerikanische Handelsgesellschaft(bei der Ankunft in Alaska): Heiliger Bimbam! Schaut euch diesen Rummel an! Walrosselfenbein! Otterfell! Tee und Seide aus China! Große Goldvorkommen im Boden! Wir werden stinkreich!

Tlingit Indianer: „Hokaaaaaaaaahey!“

Russland: Oh Gott, ihr könnt noch nicht einmal Indianer in gottverdammten Kanus bekämpfen! Ich schicke so schnell wie möglich Verstärkung.

Russisch-amerikanische Handelsgesellschaft: Die Verstärkung kam an, vernichtete fast die gesamte Bevölkerung der Tlingit Indianer und eroberte somit Sitka zurück.

Russland: Endlich! Ich dachte schon, ich hätte Suworow von den Toten auferwecken sollen, um euch zu helfen. Komm, lasst uns etwas Geld verdienen.

1819

Offiziere der russisch-amerikanischen Handelsgesellschaft: Als allererstes ändern wir das Gesetz – ab jetzt können nur noch Marineoffiziere die Gesellschaft kontrollieren! Lasst uns auch unsere eigenen Gehälter so hoch ansetzten wie die der zaristischen Minister! Lasst uns feiern bis die Gletscher beben!

Russisch-amerikanische Handelsgesellschaft: Leute, jetzt haben wir kein Geld mehr.

Offiziere der russisch-amerikanischen Handelsgesellschaft: Wir lassen die Aleuten einfach noch mehr Seeotter töten – und von nun an kaufen wir die Felle nur noch zum halben Preis!

Aleute: !?***(?*) {|”|}*&()!*#%^&%!&! (unanständiges Fluchen)

Russisch-amerikanische Handelsgesellschaft: Naja, es geht sowieso den Bach runter. Unsere neuen Direktoren können den Seehandel nicht einmal richtig organisieren. Es scheint, dass sie immer nur trinken und tanzen. Russland, ich bin kurz vor dem Bankrott.

Russland(vergibt eine jährliche Besoldung in Höhe von 200 000 Rubel, um die russisch-amerikanische Gesellschaft vor dem Bankrott zu bewahren – das entspricht einem Jahresgehalt von zwei zaristischen Ministern): Diese verdammten Offiziere! Ich verliere ein Vermögen! Hoppla! Ein Krieg! Nun, das ist ja einfach großartig.

1853 (Der Krimkrieg beginnt in Europa)

Graf Murawjow-Amurski(schreibt einen Brief an Nikolaus den Ersten, Zar von Russland):

Ihre Kaiserliche Majestät,

Die Vereinigten Staaten haben eine Eisenbahn gebaut – bald werden sie die Grenze zu Alaska erreichen. Früher oder später werden wir unsere nordamerikanischen Länder an die Vereinigten Staaten abgeben müssen...

Großbritannien: Darf ich eine Minute Ihrer Zeit in Anspruch nehmen, um Sie freundlich darüber zu informieren, dass Sie nur wenige Garnisonen in Alaska haben und diese von unbedeutender Größe sind? Oh hallo! Sieht so aus, als ob Ihr Ferner Osten auch ungeschützt ist! Unsere Majestät und Frankreich schicken eine Flotte, um Ihre östlichste Stadt, Petropawlowsk-Kamtschatski, zu erobern!

Russland: Wir sind nicht so ungeschützt, wie Sie denken! (Die Garnison von Petropawlowsk-Kamtschatski verteidigt glorreich den Hafen und besiegt die britische Flotte.)

Russland: Nehmt das, Mutter England!

Großbritannien: Diese verrückten Russen! Ihr habt sowieso den Krimkrieg verloren und euer Herrscher ist gerade erst verstorben. Außerdem werde ich Alaska vom Meer aus blockieren!

Vereinigte Staaten: Nun, Sie haben ein paar Optionen… hier sind sieben Millionen Dollar... (etwa 108 Millionen Euro im heutigen Wert).

Russland: Sieben Millionen US-Dollar? Warum legen Sie nicht noch ein oder zwei Bier dazu? Was kann ich mit dieser Summe kaufen? Ein Schiff? Okay, zwei Schiffe? Das sind etwa elf Millionen russische Rubel – genau so viel, wie ich jedes Jahr für das Ministerium des Zarenhofes ausgebe. Das ist ein Klacks!

Vereinigte Staaten: Nun, alles, was wir tun können, ist, einen Teil dieser Summe in Eisenbahnausrüstung auszuzahlen, die Sie so dringend brauchen.

Russen: Hallo! Da oben auf dem Thron! Seid ihr verrückt? Amerikaner haben gerade erst Goldminen in Alaska gefunden! Warum verkauft ihr das Land, das immer noch nass ist vom Blut unserer Soldaten?

Russland: Ich kann dieses Land sowieso nicht beschützen.

Großbritannien:

Gott schütze die Königin!

Lass sie siegreich,

Glücklich und ruhmreich sein,

Auf dass sie lang über uns herrsche!

Gott schütze die Königin!

Russland: Hört ihr das? Wollt ihr in einem erneuten Krimkrieg kämpfen? Gegen eine der besten Armeen in Europa?

Russen:(Widersprüchliches Gemurmel. Ein paar Flüche können vernommen werden.)

Russland: Schon besser.

Vereinigte Staaten(fängt in Alaska mit dem Abbau von Gold an – der Goldrausch beginnt): Mein Schatz...

Russland: Oh! Diese erbärmlichen imperialistischen Staaten. Nun, ich habe mein eigenes Land zu führen, wir haben gerade die Leibeigenschaft abgeschafft. Ich brauchte diesen amerikanischen Eisschrank sowieso nicht – meine Lieblinge, die Seeotter, sind weg.

Dieser Text ist eine fiktive Darstellung der komplexen Beziehungen zwischen den europäischen Staaten des 18. bis 19. Jahrhunderts. Historische Genauigkeit wird hier an einigen Stellen zugunsten der dramatischen Komposition geopfert. Die Kernfakten werden jedoch wahrheitsgemäß wiedergegeben.

>>> Der Verkauf von Alaska: Russlands Millionenpleite