Ein Blick hinter die Gitterstäbe: Das verlassene Kresty-Gefängnis in St. Petersburg (BILDER)

Geschichte
RUSSIA BEYOND
Seit 1889 war das Kresty eines der berühmtesten Gefängnisse Russlands. Aber vor fast einem Jahr hat der letzte Gefangene den berüchtigten Ort, der mitten einer Großstadt steht, verlassen.

Das Kresty-Gefängnis wurde von Antony Tomischko, Russlands erstem Gefängnisarchitekten, entworfen. In Europa sammelte er erste Erfahrungen im Gefängnisbau, bevor er das Projekt in Sankt Petersburg begann.

Dem Kresty-Bauplan liegt das panoptische System der totalen Überwachung zugrunde. Das nach diesem Panopticon-Prinzip erbaute Gefängnis erlaubt es, alle Gefangenen von einem Wachmann beobachten zu lassen, ohne dass diese davon wissen.

Früher dienten oft altrussische Klöster als Gefängnisse für politisch geächtete Personen. Deswegen sah Tomischko das zukünftige Gefängnis auch als einen Ort, an dem Häftlinge in den klosterähnlichen Zellen für ihre Sünden büßen.

Unter der Leitung Tomischkos wurden zwei fünfstöckige, kreuzförmige Gebäude errichtet, daher stammt der Name des Gefängnisses „Kresty“ (zu Deutsch „Kreuze“). In der Mitter jedes „Kreuzes“ steht ein Turm, von dem aus Zellengänge überwacht werden konnten.

1889 fertiggestellt, wurde das Gefängnis sogar mit Strom, Zentralheizung und Lüftung ausgestattet.

Nach dem Bauplan von Kresty wurden dann etwa 30 weitere Gefängnisse im Russischen Reich errichtet.

Zu berühmten Gefangenen von Kresty gehören der Revolutionär Leo Trotzki und Mitglieder der Provisorischen Regierung, die hier nach der Bolschewistischen Revolution im Oktober 1917 eingesperrt wurden.

In den dreißiger Jahren saßen hier außerdem zahlreiche Opfer der Stalinschen Säuberungen in Haft. Die 930 Zellen waren nur für 1 150 Gefangene ausgelegt, aber während des Großen Terrors stieg ihre Anzahl auf etwa 12 000 an.

Ende 2017 wurden alle Häftlinge in ein neues modernes Gefängnis verlegt. Das Kresty ist der Öffentlichkeit jedoch weiterhin nicht zugänglich, da noch einige Verwaltungsbüros in Betrieb sind.

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